Weil ich mir Sie gar nicht als Liebste oder Braut denken kann, sondern Frau sind Sie, liebe Frau von meinem jungen Herrn, gar kein' Sehn- sucht nicht und kein Verlangen, sondern schon ganz Eins mit ihm und herzenseinig.
Nun sage mir, wie geht es ihm und wovon hat er heute gesprochen? fragte Lisbeth.
Ach, sagte der Alte, Kranke haben so ihre wehmüthigen und zaghaften Stunden. Mein Herr sagte heut', das Glück, was er mit Ihnen haben würd', käm' ihm gar zu schön und herrlich vor, er könnt' nicht aussprechen, wie unsäglich lieb er Sie haben thät' und deßhalb fürchtete er, die wüste Welt würd' sich drein legen zwischen ihn und sein Glück, und der Damon würde drauf treten --
Dämon sagte er wohl, sprach Lisbeth.
Dämon oder Damon, 's kommt Alles auf Eins heraus, er meinte aber gewiß den Teufel; fuhr Jochem fort. -- Er sagte diese trübseligen Sachen viel schöner und besser, als ich sie hervorbringen kann, indessen hatt' ich rechte Müh' ihm Trost ein- zusprechen.
Weil ich mir Sie gar nicht als Liebſte oder Braut denken kann, ſondern Frau ſind Sie, liebe Frau von meinem jungen Herrn, gar kein’ Sehn- ſucht nicht und kein Verlangen, ſondern ſchon ganz Eins mit ihm und herzenseinig.
Nun ſage mir, wie geht es ihm und wovon hat er heute geſprochen? fragte Lisbeth.
Ach, ſagte der Alte, Kranke haben ſo ihre wehmüthigen und zaghaften Stunden. Mein Herr ſagte heut’, das Glück, was er mit Ihnen haben würd’, käm’ ihm gar zu ſchön und herrlich vor, er könnt’ nicht ausſprechen, wie unſäglich lieb er Sie haben thät’ und deßhalb fürchtete er, die wüſte Welt würd’ ſich drein legen zwiſchen ihn und ſein Glück, und der Damon würde drauf treten —
Dämon ſagte er wohl, ſprach Lisbeth.
Dämon oder Damon, ’s kommt Alles auf Eins heraus, er meinte aber gewiß den Teufel; fuhr Jochem fort. — Er ſagte dieſe trübſeligen Sachen viel ſchöner und beſſer, als ich ſie hervorbringen kann, indeſſen hatt’ ich rechte Müh’ ihm Troſt ein- zuſprechen.
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Weil ich mir Sie gar nicht als Liebſte oder
Braut denken kann, ſondern Frau ſind Sie, liebe
Frau von meinem jungen Herrn, gar kein’ Sehn-
ſucht nicht und kein Verlangen, ſondern ſchon ganz
Eins mit ihm und herzenseinig.
Nun ſage mir, wie geht es ihm und wovon
hat er heute geſprochen? fragte Lisbeth.
Ach, ſagte der Alte, Kranke haben ſo ihre
wehmüthigen und zaghaften Stunden. Mein Herr
ſagte heut’, das Glück, was er mit Ihnen haben
würd’, käm’ ihm gar zu ſchön und herrlich vor,
er könnt’ nicht ausſprechen, wie unſäglich lieb er
Sie haben thät’ und deßhalb fürchtete er, die
wüſte Welt würd’ ſich drein legen zwiſchen ihn
und ſein Glück, und der Damon würde drauf
treten —
Dämon ſagte er wohl, ſprach Lisbeth.
Dämon oder Damon, ’s kommt Alles auf
Eins heraus, er meinte aber gewiß den Teufel; fuhr
Jochem fort. — Er ſagte dieſe trübſeligen Sachen
viel ſchöner und beſſer, als ich ſie hervorbringen
kann, indeſſen hatt’ ich rechte Müh’ ihm Troſt ein-
zuſprechen.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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