Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

hast mir mein Leben gerettet, denn ich glaube, die
Kraft würde mir ausgegangen seyn dem wüthen-
den Alten gegenüber.

Sie haben mir dafür nicht zu danken, Herr
Graf oder Fürst, um zu sprechen wie der Hofschulze
sprach, versetzte Lisbeth. Was ich hier that, würde
ich jedem Fremden erwiesen haben. Sie wollte
das in einem kalten Tone sagen, aber die Stimme
bebte so heftig, daß es wie Zorn klang.

Die Liebe hört in solchen Fällen nur auf die
Worte und deren Klang. Zornig und bestürzt
sprang er auf, trat weit von ihr zurück und sagte
schneidend: Also ist es wahr? Also doch verab-
schiedet nach vierundzwanzig Stunden?

Ich habe mit Ihnen nichts mehr zu reden,
erwiederte Lisbeth kaum hörbar. Ich bitte Sie,
mich ruhig meiner Wege gehen zu lassen. Ich
wollte nach der Stadt zu dem Herrn Diaconus,
von dem ich vorhin einige Zeilen auf meinem
Zimmer gefunden habe, daß er mich aufnehmen
will.

Nach der Stadt wollte ich auch, sagte er kalt
lächelnd. Wie aber die Sachen zwischen uns stehen,
so werden Sie wohl meine Begleitung ablehnen.


haſt mir mein Leben gerettet, denn ich glaube, die
Kraft würde mir ausgegangen ſeyn dem wüthen-
den Alten gegenüber.

Sie haben mir dafür nicht zu danken, Herr
Graf oder Fürſt, um zu ſprechen wie der Hofſchulze
ſprach, verſetzte Lisbeth. Was ich hier that, würde
ich jedem Fremden erwieſen haben. Sie wollte
das in einem kalten Tone ſagen, aber die Stimme
bebte ſo heftig, daß es wie Zorn klang.

Die Liebe hört in ſolchen Fällen nur auf die
Worte und deren Klang. Zornig und beſtürzt
ſprang er auf, trat weit von ihr zurück und ſagte
ſchneidend: Alſo iſt es wahr? Alſo doch verab-
ſchiedet nach vierundzwanzig Stunden?

Ich habe mit Ihnen nichts mehr zu reden,
erwiederte Lisbeth kaum hörbar. Ich bitte Sie,
mich ruhig meiner Wege gehen zu laſſen. Ich
wollte nach der Stadt zu dem Herrn Diaconus,
von dem ich vorhin einige Zeilen auf meinem
Zimmer gefunden habe, daß er mich aufnehmen
will.

Nach der Stadt wollte ich auch, ſagte er kalt
lächelnd. Wie aber die Sachen zwiſchen uns ſtehen,
ſo werden Sie wohl meine Begleitung ablehnen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="138"/>
ha&#x017F;t mir mein Leben gerettet, denn ich glaube, die<lb/>
Kraft würde mir ausgegangen &#x017F;eyn dem wüthen-<lb/>
den Alten gegenüber.</p><lb/>
          <p>Sie haben mir dafür nicht zu danken, Herr<lb/>
Graf oder Für&#x017F;t, um zu &#x017F;prechen wie der Hof&#x017F;chulze<lb/>
&#x017F;prach, ver&#x017F;etzte Lisbeth. Was ich hier that, würde<lb/>
ich jedem Fremden erwie&#x017F;en haben. Sie wollte<lb/>
das in einem kalten Tone &#x017F;agen, aber die Stimme<lb/>
bebte &#x017F;o heftig, daß es wie Zorn klang.</p><lb/>
          <p>Die Liebe hört in &#x017F;olchen Fällen nur auf die<lb/>
Worte und deren Klang. Zornig und be&#x017F;türzt<lb/>
&#x017F;prang er auf, trat weit von ihr zurück und &#x017F;agte<lb/>
&#x017F;chneidend: Al&#x017F;o i&#x017F;t es wahr? Al&#x017F;o doch verab-<lb/>
&#x017F;chiedet nach vierundzwanzig Stunden?</p><lb/>
          <p>Ich habe mit Ihnen nichts mehr zu reden,<lb/>
erwiederte Lisbeth kaum hörbar. Ich bitte Sie,<lb/>
mich ruhig meiner Wege gehen zu la&#x017F;&#x017F;en. Ich<lb/>
wollte nach der Stadt zu dem Herrn Diaconus,<lb/>
von dem ich vorhin einige Zeilen auf meinem<lb/>
Zimmer gefunden habe, daß er mich aufnehmen<lb/>
will.</p><lb/>
          <p>Nach der Stadt wollte ich auch, &#x017F;agte er kalt<lb/>
lächelnd. Wie aber die Sachen zwi&#x017F;chen uns &#x017F;tehen,<lb/>
&#x017F;o werden Sie wohl meine Begleitung ablehnen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0150] haſt mir mein Leben gerettet, denn ich glaube, die Kraft würde mir ausgegangen ſeyn dem wüthen- den Alten gegenüber. Sie haben mir dafür nicht zu danken, Herr Graf oder Fürſt, um zu ſprechen wie der Hofſchulze ſprach, verſetzte Lisbeth. Was ich hier that, würde ich jedem Fremden erwieſen haben. Sie wollte das in einem kalten Tone ſagen, aber die Stimme bebte ſo heftig, daß es wie Zorn klang. Die Liebe hört in ſolchen Fällen nur auf die Worte und deren Klang. Zornig und beſtürzt ſprang er auf, trat weit von ihr zurück und ſagte ſchneidend: Alſo iſt es wahr? Alſo doch verab- ſchiedet nach vierundzwanzig Stunden? Ich habe mit Ihnen nichts mehr zu reden, erwiederte Lisbeth kaum hörbar. Ich bitte Sie, mich ruhig meiner Wege gehen zu laſſen. Ich wollte nach der Stadt zu dem Herrn Diaconus, von dem ich vorhin einige Zeilen auf meinem Zimmer gefunden habe, daß er mich aufnehmen will. Nach der Stadt wollte ich auch, ſagte er kalt lächelnd. Wie aber die Sachen zwiſchen uns ſtehen, ſo werden Sie wohl meine Begleitung ablehnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/150
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/150>, abgerufen am 22.11.2024.