Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Er verstand ihn und der Freigraf verstand
den Frohnboten; es bedurfte aber dazu keines
Woctes unter ihnen.

Nach langem Schweigen erhob zuerst der Frohn-
bote seine Stimme und sagte: Wollt Ihr mir eine
Nachbargefälligkeit thun, Hofschulte?

Ja, wenn ich kann, versetzte der Hofschulze.

Ihr könnt schon, sagte der alte Frohnbote.
Es fehlt mir im Nußholz an Fällern und auf der
Pfaffenwiese an Grummetwenderinnen. Darf ich
Eure Knechte und Mägde dazu vom Oberhofe
mitnehmen, die Knechte nach dem Nußholze schicken
und die Mägde nach der Pfaffenwiese? Ihr kriegt
sie aber vor spät Abend nicht zurück, denn es ist
viel zu thun.

Nehmt sie nur Alle mit, Knechte und Mägde,
und behaltet sie bis zum späten Abend draußen;
antwortete der Hofschulze.

Ich thue Euch auch einen Gefallen dagegen,
sagte der Frohnbote. Ihr spracht neulich, daß
Ihr den alten Brunnen hinter der Scheure wieder
aufnehmen wolltet; er ist aber ganz versperrt; das
Geströhde vor dem Zugange will ich Euch daher immer
schon etwas wegräumen, wenn ich hinunter komme.


Er verſtand ihn und der Freigraf verſtand
den Frohnboten; es bedurfte aber dazu keines
Woctes unter ihnen.

Nach langem Schweigen erhob zuerſt der Frohn-
bote ſeine Stimme und ſagte: Wollt Ihr mir eine
Nachbargefälligkeit thun, Hofſchulte?

Ja, wenn ich kann, verſetzte der Hofſchulze.

Ihr könnt ſchon, ſagte der alte Frohnbote.
Es fehlt mir im Nußholz an Fällern und auf der
Pfaffenwieſe an Grummetwenderinnen. Darf ich
Eure Knechte und Mägde dazu vom Oberhofe
mitnehmen, die Knechte nach dem Nußholze ſchicken
und die Mägde nach der Pfaffenwieſe? Ihr kriegt
ſie aber vor ſpät Abend nicht zurück, denn es iſt
viel zu thun.

Nehmt ſie nur Alle mit, Knechte und Mägde,
und behaltet ſie bis zum ſpäten Abend draußen;
antwortete der Hofſchulze.

Ich thue Euch auch einen Gefallen dagegen,
ſagte der Frohnbote. Ihr ſpracht neulich, daß
Ihr den alten Brunnen hinter der Scheure wieder
aufnehmen wolltet; er iſt aber ganz verſperrt; das
Geſtröhde vor dem Zugange will ich Euch daher immer
ſchon etwas wegräumen, wenn ich hinunter komme.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0137" n="125"/>
          <p>Er ver&#x017F;tand ihn und der Freigraf ver&#x017F;tand<lb/>
den Frohnboten; es bedurfte aber dazu keines<lb/>
Woctes unter ihnen.</p><lb/>
          <p>Nach langem Schweigen erhob zuer&#x017F;t der Frohn-<lb/>
bote &#x017F;eine Stimme und &#x017F;agte: Wollt Ihr mir eine<lb/>
Nachbargefälligkeit thun, Hof&#x017F;chulte?</p><lb/>
          <p>Ja, wenn ich kann, ver&#x017F;etzte der Hof&#x017F;chulze.</p><lb/>
          <p>Ihr könnt &#x017F;chon, &#x017F;agte der alte Frohnbote.<lb/>
Es fehlt mir im Nußholz an Fällern und auf der<lb/>
Pfaffenwie&#x017F;e an Grummetwenderinnen. Darf ich<lb/>
Eure Knechte und Mägde dazu vom Oberhofe<lb/>
mitnehmen, die Knechte nach dem Nußholze &#x017F;chicken<lb/>
und die Mägde nach der Pfaffenwie&#x017F;e? Ihr kriegt<lb/>
&#x017F;ie aber vor &#x017F;pät Abend nicht zurück, denn es i&#x017F;t<lb/>
viel zu thun.</p><lb/>
          <p>Nehmt &#x017F;ie nur Alle mit, Knechte und Mägde,<lb/>
und behaltet &#x017F;ie bis zum &#x017F;päten Abend draußen;<lb/>
antwortete der Hof&#x017F;chulze.</p><lb/>
          <p>Ich thue Euch auch einen Gefallen dagegen,<lb/>
&#x017F;agte der Frohnbote. Ihr &#x017F;pracht neulich, daß<lb/>
Ihr den alten Brunnen hinter der Scheure wieder<lb/>
aufnehmen wolltet; er i&#x017F;t aber ganz ver&#x017F;perrt; das<lb/>
Ge&#x017F;tröhde vor dem Zugange will ich Euch daher immer<lb/>
&#x017F;chon etwas wegräumen, wenn ich hinunter komme.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0137] Er verſtand ihn und der Freigraf verſtand den Frohnboten; es bedurfte aber dazu keines Woctes unter ihnen. Nach langem Schweigen erhob zuerſt der Frohn- bote ſeine Stimme und ſagte: Wollt Ihr mir eine Nachbargefälligkeit thun, Hofſchulte? Ja, wenn ich kann, verſetzte der Hofſchulze. Ihr könnt ſchon, ſagte der alte Frohnbote. Es fehlt mir im Nußholz an Fällern und auf der Pfaffenwieſe an Grummetwenderinnen. Darf ich Eure Knechte und Mägde dazu vom Oberhofe mitnehmen, die Knechte nach dem Nußholze ſchicken und die Mägde nach der Pfaffenwieſe? Ihr kriegt ſie aber vor ſpät Abend nicht zurück, denn es iſt viel zu thun. Nehmt ſie nur Alle mit, Knechte und Mägde, und behaltet ſie bis zum ſpäten Abend draußen; antwortete der Hofſchulze. Ich thue Euch auch einen Gefallen dagegen, ſagte der Frohnbote. Ihr ſpracht neulich, daß Ihr den alten Brunnen hinter der Scheure wieder aufnehmen wolltet; er iſt aber ganz verſperrt; das Geſtröhde vor dem Zugange will ich Euch daher immer ſchon etwas wegräumen, wenn ich hinunter komme.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/137
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/137>, abgerufen am 22.11.2024.