Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.Ich biete, zu sagen mir: Sind Nothschöffen allhier? Oder Mann, die nicht wissen? Das sage mir beflissen. Der Frohnbote sah sich im Kreise um und ver- Alle Mann sind wissend und gerecht, Weder Nothschöffen, weder Juden, weder Knecht. Jetzt redete der Hofschulze die Versammlung Dieweil an diesem Tage Mit Eurer Aller Behagen Unter dem hellen Himmel klar, Ein frei Feldgericht offenbar Wo Nothschöffen keine Gehegt beim lichten Sonnenscheine, Nicht in Schlüften Nicht in Klüften Ich biete, zu ſagen mir: Sind Nothſchöffen allhier? Oder Mann, die nicht wiſſen? Das ſage mir befliſſen. Der Frohnbote ſah ſich im Kreiſe um und ver- Alle Mann ſind wiſſend und gerecht, Weder Nothſchöffen, weder Juden, weder Knecht. Jetzt redete der Hofſchulze die Verſammlung Dieweil an dieſem Tage Mit Eurer Aller Behagen Unter dem hellen Himmel klar, Ein frei Feldgericht offenbar Wo Nothſchöffen keine Gehegt beim lichten Sonnenſcheine, Nicht in Schlüften Nicht in Klüften <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0130" n="118"/> <lg type="poem"> <l>Ich biete, zu ſagen mir:</l><lb/> <l>Sind Nothſchöffen allhier?</l><lb/> <l>Oder Mann, die nicht wiſſen?</l><lb/> <l>Das ſage mir befliſſen.</l> </lg><lb/> <p>Der Frohnbote ſah ſich im Kreiſe um und ver-<lb/> ſetzte dann mit lautem Tone:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Alle Mann ſind wiſſend und gerecht,</l><lb/> <l>Weder Nothſchöffen, weder Juden, weder Knecht.</l> </lg><lb/> <p>Jetzt redete der Hofſchulze die Verſammlung<lb/> mit folgenden Worten an: Iſt es die rechte Stätte<lb/> und die rechte Stunde, Ding und Gericht zu hal-<lb/> ten nach Freiſtuhlsrecht unter echtem Römiſchen<lb/> Königsbann? — Die Bauern antworteten ein-<lb/> ſtimmig: Ja, ſie iſt es; und der Hofſchulze fuhr<lb/> fort: So warne ich Euch vor Unluſt, Keif, Schelt-<lb/> wort. Niemand ſoll ſprechen, denn mit Fürſprach,<lb/> Niemand ſcheiden vom Gericht, denn mit Urlaub.<lb/> — Dieweil — ſetzte er hinzu —</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Dieweil an dieſem Tage</l><lb/> <l>Mit Eurer Aller Behagen</l><lb/> <l>Unter dem hellen Himmel klar,</l><lb/> <l>Ein frei Feldgericht offenbar</l><lb/> <l>Wo Nothſchöffen keine</l><lb/> <l>Gehegt beim lichten Sonnenſcheine,</l><lb/> <l>Nicht in Schlüften</l><lb/> <l>Nicht in Klüften</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0130]
Ich biete, zu ſagen mir:
Sind Nothſchöffen allhier?
Oder Mann, die nicht wiſſen?
Das ſage mir befliſſen.
Der Frohnbote ſah ſich im Kreiſe um und ver-
ſetzte dann mit lautem Tone:
Alle Mann ſind wiſſend und gerecht,
Weder Nothſchöffen, weder Juden, weder Knecht.
Jetzt redete der Hofſchulze die Verſammlung
mit folgenden Worten an: Iſt es die rechte Stätte
und die rechte Stunde, Ding und Gericht zu hal-
ten nach Freiſtuhlsrecht unter echtem Römiſchen
Königsbann? — Die Bauern antworteten ein-
ſtimmig: Ja, ſie iſt es; und der Hofſchulze fuhr
fort: So warne ich Euch vor Unluſt, Keif, Schelt-
wort. Niemand ſoll ſprechen, denn mit Fürſprach,
Niemand ſcheiden vom Gericht, denn mit Urlaub.
— Dieweil — ſetzte er hinzu —
Dieweil an dieſem Tage
Mit Eurer Aller Behagen
Unter dem hellen Himmel klar,
Ein frei Feldgericht offenbar
Wo Nothſchöffen keine
Gehegt beim lichten Sonnenſcheine,
Nicht in Schlüften
Nicht in Klüften
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