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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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wird nun nach Hölscher fragen, das wird ein
Cujoniren geben, ei! ei! ei! -- Was für einen
Schaden hast du mir an der Hochzeit gestiftet!
Könnt Ihr denn das verruchte Zechen nicht lassen?
Denkt Ihr immer, ohne das gediehet Ihr nicht?
Sieh mich an, ich werde zu Martini Neun und
Sechszig und fasse Alles noch stramm mit an, und
doch soll der noch auftreten, der mir nachsagen
kann, er habe mich anders wie gewöhnlich gesehen.

Ihr seid auch was Apartes, mit Euch kann
sich Niemand in Vergleichung stellen, sagte der
junge Bursche schüchtern.

Ei was! fuhr der Hofschulze auf. So wie
ich bin, hat der liebe Herrgott alle Menschen haben
wollen, und es ist nur Eure Schlemmerei und
Liederlichkeit, die Euch nicht so werden läßt.

Während dieses rauhen Auftrittes hatten die
Knechte mit den Packen und Laden auf der Treppe
und im Flur ein großes Geräusch gemacht, und es
war sonach die frühere Stille des Oberhofes sehr
unterbrochen worden. Jetzt trat die Braut, geführt
von den beiden Brautjungfern, in die Thüre, das
Haupt fest und steif unter der zitternden Goldkrone
haltend, als ob sie fürchte, den Ehrenschmuck zu

Immermann's Münchhausen. 3. Th. 3

wird nun nach Hölſcher fragen, das wird ein
Cujoniren geben, ei! ei! ei! — Was für einen
Schaden haſt du mir an der Hochzeit geſtiftet!
Könnt Ihr denn das verruchte Zechen nicht laſſen?
Denkt Ihr immer, ohne das gediehet Ihr nicht?
Sieh mich an, ich werde zu Martini Neun und
Sechszig und faſſe Alles noch ſtramm mit an, und
doch ſoll der noch auftreten, der mir nachſagen
kann, er habe mich anders wie gewöhnlich geſehen.

Ihr ſeid auch was Apartes, mit Euch kann
ſich Niemand in Vergleichung ſtellen, ſagte der
junge Burſche ſchüchtern.

Ei was! fuhr der Hofſchulze auf. So wie
ich bin, hat der liebe Herrgott alle Menſchen haben
wollen, und es iſt nur Eure Schlemmerei und
Liederlichkeit, die Euch nicht ſo werden läßt.

Während dieſes rauhen Auftrittes hatten die
Knechte mit den Packen und Laden auf der Treppe
und im Flur ein großes Geräuſch gemacht, und es
war ſonach die frühere Stille des Oberhofes ſehr
unterbrochen worden. Jetzt trat die Braut, geführt
von den beiden Brautjungfern, in die Thüre, das
Haupt feſt und ſteif unter der zitternden Goldkrone
haltend, als ob ſie fürchte, den Ehrenſchmuck zu

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[33/0047] wird nun nach Hölſcher fragen, das wird ein Cujoniren geben, ei! ei! ei! — Was für einen Schaden haſt du mir an der Hochzeit geſtiftet! Könnt Ihr denn das verruchte Zechen nicht laſſen? Denkt Ihr immer, ohne das gediehet Ihr nicht? Sieh mich an, ich werde zu Martini Neun und Sechszig und faſſe Alles noch ſtramm mit an, und doch ſoll der noch auftreten, der mir nachſagen kann, er habe mich anders wie gewöhnlich geſehen. Ihr ſeid auch was Apartes, mit Euch kann ſich Niemand in Vergleichung ſtellen, ſagte der junge Burſche ſchüchtern. Ei was! fuhr der Hofſchulze auf. So wie ich bin, hat der liebe Herrgott alle Menſchen haben wollen, und es iſt nur Eure Schlemmerei und Liederlichkeit, die Euch nicht ſo werden läßt. Während dieſes rauhen Auftrittes hatten die Knechte mit den Packen und Laden auf der Treppe und im Flur ein großes Geräuſch gemacht, und es war ſonach die frühere Stille des Oberhofes ſehr unterbrochen worden. Jetzt trat die Braut, geführt von den beiden Brautjungfern, in die Thüre, das Haupt feſt und ſteif unter der zitternden Goldkrone haltend, als ob ſie fürchte, den Ehrenſchmuck zu Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 3

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/47>, abgerufen am 28.03.2024.