Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Hut wieder auf und sprach sodann: Wenn dieser
mein Herr Graf sich mit dem Mädchen verlobt
hat, so wird er ihr nicht Adieu sagen, sondern sie
heirathen.

Hierauf ging er nach dem Gehöfte seines
Bauern, um mit diesem Alles in Richtigkeit zu
stellen, seinen eigentlichen Rock wieder anzuziehen
und sodann zu thun, was ihm der Graf befohlen
hatte.



Der Schriftsteller ging zum zweitenmale nach
der Krypte. -- Sollte er mich mißverstanden haben?
Sollte er mich dort erwarten? Gesprochen habe
ich freilich davon ... sagte er für sich. Münch-
hausen's Ausbleiben machte ihn unruhig. Er ging
nicht ohne einen leichten Schauder durch die Kirche
nach den Stufen, die in die Kluft hinunter führ-
ten. Seine sonderbaren Gedanken hatten ihm den
düsteren Ort mystisch bevölkert.

Die Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Indem
er zu den Schatten und trüben Lichtern der Kluft
eintrat, hörte er ein Geräusch in der Nähe des
Altars. Er faßte sich ein Herz, ging zu der Stelle

Hut wieder auf und ſprach ſodann: Wenn dieſer
mein Herr Graf ſich mit dem Mädchen verlobt
hat, ſo wird er ihr nicht Adieu ſagen, ſondern ſie
heirathen.

Hierauf ging er nach dem Gehöfte ſeines
Bauern, um mit dieſem Alles in Richtigkeit zu
ſtellen, ſeinen eigentlichen Rock wieder anzuziehen
und ſodann zu thun, was ihm der Graf befohlen
hatte.



Der Schriftſteller ging zum zweitenmale nach
der Krypte. — Sollte er mich mißverſtanden haben?
Sollte er mich dort erwarten? Geſprochen habe
ich freilich davon … ſagte er für ſich. Münch-
hauſen’s Ausbleiben machte ihn unruhig. Er ging
nicht ohne einen leichten Schauder durch die Kirche
nach den Stufen, die in die Kluft hinunter führ-
ten. Seine ſonderbaren Gedanken hatten ihm den
düſteren Ort myſtiſch bevölkert.

Die Ahnung hatte ihn nicht getäuſcht. Indem
er zu den Schatten und trüben Lichtern der Kluft
eintrat, hörte er ein Geräuſch in der Nähe des
Altars. Er faßte ſich ein Herz, ging zu der Stelle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0450" n="436"/>
Hut wieder auf und &#x017F;prach &#x017F;odann: Wenn die&#x017F;er<lb/>
mein Herr Graf &#x017F;ich mit dem Mädchen verlobt<lb/>
hat, &#x017F;o wird er ihr nicht Adieu &#x017F;agen, &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
heirathen.</p><lb/>
        <p>Hierauf ging er nach dem Gehöfte &#x017F;eines<lb/>
Bauern, um mit die&#x017F;em Alles in Richtigkeit zu<lb/>
&#x017F;tellen, &#x017F;einen eigentlichen Rock wieder anzuziehen<lb/>
und &#x017F;odann zu thun, was ihm der Graf befohlen<lb/>
hatte.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Der Schrift&#x017F;teller ging zum zweitenmale nach<lb/>
der Krypte. &#x2014; Sollte er mich mißver&#x017F;tanden haben?<lb/>
Sollte er mich dort erwarten? Ge&#x017F;prochen habe<lb/>
ich freilich davon &#x2026; &#x017F;agte er für &#x017F;ich. Münch-<lb/>
hau&#x017F;en&#x2019;s Ausbleiben machte ihn unruhig. Er ging<lb/>
nicht ohne einen leichten Schauder durch die Kirche<lb/>
nach den Stufen, die in die Kluft hinunter führ-<lb/>
ten. Seine &#x017F;onderbaren Gedanken hatten ihm den<lb/>&#x017F;teren Ort my&#x017F;ti&#x017F;ch bevölkert.</p><lb/>
        <p>Die Ahnung hatte ihn nicht getäu&#x017F;cht. Indem<lb/>
er zu den Schatten und trüben Lichtern der Kluft<lb/>
eintrat, hörte er ein Geräu&#x017F;ch in der Nähe des<lb/>
Altars. Er faßte &#x017F;ich ein Herz, ging zu der Stelle<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[436/0450] Hut wieder auf und ſprach ſodann: Wenn dieſer mein Herr Graf ſich mit dem Mädchen verlobt hat, ſo wird er ihr nicht Adieu ſagen, ſondern ſie heirathen. Hierauf ging er nach dem Gehöfte ſeines Bauern, um mit dieſem Alles in Richtigkeit zu ſtellen, ſeinen eigentlichen Rock wieder anzuziehen und ſodann zu thun, was ihm der Graf befohlen hatte. Der Schriftſteller ging zum zweitenmale nach der Krypte. — Sollte er mich mißverſtanden haben? Sollte er mich dort erwarten? Geſprochen habe ich freilich davon … ſagte er für ſich. Münch- hauſen’s Ausbleiben machte ihn unruhig. Er ging nicht ohne einen leichten Schauder durch die Kirche nach den Stufen, die in die Kluft hinunter führ- ten. Seine ſonderbaren Gedanken hatten ihm den düſteren Ort myſtiſch bevölkert. Die Ahnung hatte ihn nicht getäuſcht. Indem er zu den Schatten und trüben Lichtern der Kluft eintrat, hörte er ein Geräuſch in der Nähe des Altars. Er faßte ſich ein Herz, ging zu der Stelle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/450
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/450>, abgerufen am 17.05.2024.