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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Laß ihn, unterbrach ihn sein Gebieter bestürzt.

Nein, seine Commission muß man gehörig aus-
richten! rief Jochem eifrig. Den Schrimbs oder
Peppel hab' ich richtig gefunden. Ich hab' ihn
auf der Schloßbrucken zu Berlin stehen sehen, er
kuckt' in's Wasser und ich sah ihn von hinten und
da ging er fort und ich konnt' ihn nicht einholen,
aber ich hab' mich nicht getäuscht und wenn wir
nun uns Beide dahin auf den Weg machen, so
werden wir ihn gar nicht verfehlen.

Wie nach Homer der Mensch, er mag noch so
unglücklich seyn, immer Hunger behält, so giebt
es auch Dinge, die den Betrübtesten zu lachen
machen können. Der junge Graf Oswald war sehr
betrübt, aber die Entdeckung Jochem's, daß Schrimbs
oder Peppel auf der Schloßbrücke zu Berlin ge-
standen habe, bewirkte, daß er lachen mußte. Jo-
chem, der seine Sachen sehr gut gemacht zu haben
glaubte, fühlte sich dadurch etwas beleidigt. Nach
einer Pause fragte er: Was hätten mir denn nun
der Herr Graf zu befehlen?

Oswald war von seiner kurzen Lustigkeit schon
wieder zurückgekommen. Er stand auf, ging heftig
hin und her, ballte seine Hand, drückte sie wider

Laß ihn, unterbrach ihn ſein Gebieter beſtürzt.

Nein, ſeine Commiſſion muß man gehörig aus-
richten! rief Jochem eifrig. Den Schrimbs oder
Peppel hab’ ich richtig gefunden. Ich hab’ ihn
auf der Schloßbrucken zu Berlin ſtehen ſehen, er
kuckt’ in’s Waſſer und ich ſah ihn von hinten und
da ging er fort und ich konnt’ ihn nicht einholen,
aber ich hab’ mich nicht getäuſcht und wenn wir
nun uns Beide dahin auf den Weg machen, ſo
werden wir ihn gar nicht verfehlen.

Wie nach Homer der Menſch, er mag noch ſo
unglücklich ſeyn, immer Hunger behält, ſo giebt
es auch Dinge, die den Betrübteſten zu lachen
machen können. Der junge Graf Oswald war ſehr
betrübt, aber die Entdeckung Jochem’s, daß Schrimbs
oder Peppel auf der Schloßbrücke zu Berlin ge-
ſtanden habe, bewirkte, daß er lachen mußte. Jo-
chem, der ſeine Sachen ſehr gut gemacht zu haben
glaubte, fühlte ſich dadurch etwas beleidigt. Nach
einer Pauſe fragte er: Was hätten mir denn nun
der Herr Graf zu befehlen?

Oswald war von ſeiner kurzen Luſtigkeit ſchon
wieder zurückgekommen. Er ſtand auf, ging heftig
hin und her, ballte ſeine Hand, drückte ſie wider

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[432/0446] Laß ihn, unterbrach ihn ſein Gebieter beſtürzt. Nein, ſeine Commiſſion muß man gehörig aus- richten! rief Jochem eifrig. Den Schrimbs oder Peppel hab’ ich richtig gefunden. Ich hab’ ihn auf der Schloßbrucken zu Berlin ſtehen ſehen, er kuckt’ in’s Waſſer und ich ſah ihn von hinten und da ging er fort und ich konnt’ ihn nicht einholen, aber ich hab’ mich nicht getäuſcht und wenn wir nun uns Beide dahin auf den Weg machen, ſo werden wir ihn gar nicht verfehlen. Wie nach Homer der Menſch, er mag noch ſo unglücklich ſeyn, immer Hunger behält, ſo giebt es auch Dinge, die den Betrübteſten zu lachen machen können. Der junge Graf Oswald war ſehr betrübt, aber die Entdeckung Jochem’s, daß Schrimbs oder Peppel auf der Schloßbrücke zu Berlin ge- ſtanden habe, bewirkte, daß er lachen mußte. Jo- chem, der ſeine Sachen ſehr gut gemacht zu haben glaubte, fühlte ſich dadurch etwas beleidigt. Nach einer Pauſe fragte er: Was hätten mir denn nun der Herr Graf zu befehlen? Oswald war von ſeiner kurzen Luſtigkeit ſchon wieder zurückgekommen. Er ſtand auf, ging heftig hin und her, ballte ſeine Hand, drückte ſie wider

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/446>, abgerufen am 17.05.2024.