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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Solchen plötzlichen Wendungen war er nicht
gewachsen und wußte ihnen um so weniger zu
stehen, als es ihm immer besonders wohl that,
wenn man ihn für eine zärtliche Natur hielt. Er
beugte sich daher auf Clelia's Hand, küßte sie
nicht ohne Ausdruck, sah ihr gedankenvoll in das
schöne, blühende Antlitz, seufzte und lachte dann
plötzlich, wie in tiefer Zerstreuung, auf. In dieses
Lachen waren nunmehr die jungen Gatten einzu-
stimmen berechtigt und so endete der ganze Ein-
hergang lustig.

Der Kammerdiener meldete, daß der Oberhof
nur wenige Stunden entfernt sei. Clelia aber,
die noch bis vor Kurzem ihr Vergnügen geäußert
hatte, den Vetter mitten aus den Bauern her-
auszuholen, änderte jetzt plötzlich, was ihr täglich
zu öfterem begegnete, ihre Meinung, hielt es für
schicklich, nach der Stadt zu fahren und Oswald
dahin bestellen zu lassen. Wie hätte der junge
Gemahl, der nichts als Gluth und Zärtlichkeit
war, wie hätte der geheime zärtliche alte Anbeter
widerstehen können? So schwebte denn die kleine
volle Gestalt, die ein braunseidener Ueberrock knapp
umschloß, am Arme des Gemahls graziös zur

Solchen plötzlichen Wendungen war er nicht
gewachſen und wußte ihnen um ſo weniger zu
ſtehen, als es ihm immer beſonders wohl that,
wenn man ihn für eine zärtliche Natur hielt. Er
beugte ſich daher auf Clelia’s Hand, küßte ſie
nicht ohne Ausdruck, ſah ihr gedankenvoll in das
ſchöne, blühende Antlitz, ſeufzte und lachte dann
plötzlich, wie in tiefer Zerſtreuung, auf. In dieſes
Lachen waren nunmehr die jungen Gatten einzu-
ſtimmen berechtigt und ſo endete der ganze Ein-
hergang luſtig.

Der Kammerdiener meldete, daß der Oberhof
nur wenige Stunden entfernt ſei. Clelia aber,
die noch bis vor Kurzem ihr Vergnügen geäußert
hatte, den Vetter mitten aus den Bauern her-
auszuholen, änderte jetzt plötzlich, was ihr täglich
zu öfterem begegnete, ihre Meinung, hielt es für
ſchicklich, nach der Stadt zu fahren und Oswald
dahin beſtellen zu laſſen. Wie hätte der junge
Gemahl, der nichts als Gluth und Zärtlichkeit
war, wie hätte der geheime zärtliche alte Anbeter
widerſtehen können? So ſchwebte denn die kleine
volle Geſtalt, die ein braunſeidener Ueberrock knapp
umſchloß, am Arme des Gemahls graziös zur

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[420/0434] Solchen plötzlichen Wendungen war er nicht gewachſen und wußte ihnen um ſo weniger zu ſtehen, als es ihm immer beſonders wohl that, wenn man ihn für eine zärtliche Natur hielt. Er beugte ſich daher auf Clelia’s Hand, küßte ſie nicht ohne Ausdruck, ſah ihr gedankenvoll in das ſchöne, blühende Antlitz, ſeufzte und lachte dann plötzlich, wie in tiefer Zerſtreuung, auf. In dieſes Lachen waren nunmehr die jungen Gatten einzu- ſtimmen berechtigt und ſo endete der ganze Ein- hergang luſtig. Der Kammerdiener meldete, daß der Oberhof nur wenige Stunden entfernt ſei. Clelia aber, die noch bis vor Kurzem ihr Vergnügen geäußert hatte, den Vetter mitten aus den Bauern her- auszuholen, änderte jetzt plötzlich, was ihr täglich zu öfterem begegnete, ihre Meinung, hielt es für ſchicklich, nach der Stadt zu fahren und Oswald dahin beſtellen zu laſſen. Wie hätte der junge Gemahl, der nichts als Gluth und Zärtlichkeit war, wie hätte der geheime zärtliche alte Anbeter widerſtehen können? So ſchwebte denn die kleine volle Geſtalt, die ein braunſeidener Ueberrock knapp umſchloß, am Arme des Gemahls graziös zur

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/434>, abgerufen am 24.11.2024.