welche von jeher die gewöhnlichen Schneidetage waren, ein stumpfes Messer in die Hand gescho- ben, womit er dem Herzoge weder helfen noch schaden kann und damit bildet er sich denn ein sein Amt zu verrichten. Wir hatten für diese List Antecedentien, denn es giebt ihrer Mehrere in Dünkelblasenheim, welche sich die Illusion machen, mit stumpfen Messern ihre Pflicht zu thun.
Der alte Herr ist aber ganz glücklich darüber, daß er zum erstenmale in seinem Leben ein Ge- heimniß vor Hof und Staat hat, da bisher Hof und Staat nur Geheimnisse vor ihm hatten. So ist diese Intrigue in mehreren Gängen und Stock- werken, einem über dem Anderen, gleich den Stol- len in dem Salzbergwerke von Wieliczka oder den Todtenkammern in den Katakomben ausgehölt und ausgetieft, und man wird immer recht den Kopf zusammennehmen müssen, um die Beziehun- gen, in welchen Münchhausen nur geheimer Hüh- neraugenessenzbereiter und in welchen er geheimster Gesellschafter des Erbprinzen ist, klar auseinander zu halten.
Aber irgend einen öffentlichen und anerkannten Charakter muß er doch haben, um Figur in Dün-
welche von jeher die gewöhnlichen Schneidetage waren, ein ſtumpfes Meſſer in die Hand geſcho- ben, womit er dem Herzoge weder helfen noch ſchaden kann und damit bildet er ſich denn ein ſein Amt zu verrichten. Wir hatten für dieſe Liſt Antecedentien, denn es giebt ihrer Mehrere in Dünkelblaſenheim, welche ſich die Illuſion machen, mit ſtumpfen Meſſern ihre Pflicht zu thun.
Der alte Herr iſt aber ganz glücklich darüber, daß er zum erſtenmale in ſeinem Leben ein Ge- heimniß vor Hof und Staat hat, da bisher Hof und Staat nur Geheimniſſe vor ihm hatten. So iſt dieſe Intrigue in mehreren Gängen und Stock- werken, einem über dem Anderen, gleich den Stol- len in dem Salzbergwerke von Wieliczka oder den Todtenkammern in den Katakomben ausgehölt und ausgetieft, und man wird immer recht den Kopf zuſammennehmen müſſen, um die Beziehun- gen, in welchen Münchhauſen nur geheimer Hüh- neraugeneſſenzbereiter und in welchen er geheimſter Geſellſchafter des Erbprinzen iſt, klar auseinander zu halten.
Aber irgend einen öffentlichen und anerkannten Charakter muß er doch haben, um Figur in Dün-
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welche von jeher die gewöhnlichen Schneidetage
waren, ein ſtumpfes Meſſer in die Hand geſcho-
ben, womit er dem Herzoge weder helfen noch
ſchaden kann und damit bildet er ſich denn ein
ſein Amt zu verrichten. Wir hatten für dieſe Liſt
Antecedentien, denn es giebt ihrer Mehrere in
Dünkelblaſenheim, welche ſich die Illuſion machen,
mit ſtumpfen Meſſern ihre Pflicht zu thun.
Der alte Herr iſt aber ganz glücklich darüber,
daß er zum erſtenmale in ſeinem Leben ein Ge-
heimniß vor Hof und Staat hat, da bisher Hof
und Staat nur Geheimniſſe vor ihm hatten. So
iſt dieſe Intrigue in mehreren Gängen und Stock-
werken, einem über dem Anderen, gleich den Stol-
len in dem Salzbergwerke von Wieliczka oder
den Todtenkammern in den Katakomben ausgehölt
und ausgetieft, und man wird immer recht den
Kopf zuſammennehmen müſſen, um die Beziehun-
gen, in welchen Münchhauſen nur geheimer Hüh-
neraugeneſſenzbereiter und in welchen er geheimſter
Geſellſchafter des Erbprinzen iſt, klar auseinander
zu halten.
Aber irgend einen öffentlichen und anerkannten
Charakter muß er doch haben, um Figur in Dün-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/363>, abgerufen am 23.11.2024.
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