Merlin des neunzehnten Jahrhunderts ruhe und Orakel spende, Karl Emanuel sagte, er habe sich, als der Meister ihnen in Schwaben jammervoll abhanden gekommen sei, a priori construirt, daß er in Westphalen seyn müsse, Karl Nathanael sprach von einem glücklichen politischen apercu, welches ihm den Weg gewiesen, der Ehinger schwatzte von seinem Vetter Bestelmeier, der hausirend hier durchgekommen und ihm in Aschaffenburg auf der Schloßterrasse erzählt habe, so ein grüngelber Teu- felskerl, wie damals Einer bei ihnen zu Ehingen gewesen, sei ihm allhier zu Pferd sichtbar gewor- den, der vornehme Deutschtürke wollte durch Cor- respondenten in Bonn die Nachricht erhalten haben, welche ihn gleichzeitig mit den Anderen nach diesem Schlosse gezogen hatte.
Nach so freudigen Reden schien aber die Scene ernster werden zu wollen. Denn der Ehinger, welcher die drei Unbefriedigten wie die Kletten an dem Freiherrn hangen sah, und ihn mit seinem Stocke nicht erwecken konnte, meinte vermuthlich, dieß durch ein herzhaftes Schütteln bei den Händen sicherer bewerkstelligen zu können, rief ihnen daher zu: Marsch, Ihr Grünröck'! Was thut Ihr so
Merlin des neunzehnten Jahrhunderts ruhe und Orakel ſpende, Karl Emanuel ſagte, er habe ſich, als der Meiſter ihnen in Schwaben jammervoll abhanden gekommen ſei, a priori conſtruirt, daß er in Weſtphalen ſeyn müſſe, Karl Nathanael ſprach von einem glücklichen politiſchen aperçu, welches ihm den Weg gewieſen, der Ehinger ſchwatzte von ſeinem Vetter Beſtelmeier, der hauſirend hier durchgekommen und ihm in Aſchaffenburg auf der Schloßterraſſe erzählt habe, ſo ein grüngelber Teu- felskerl, wie damals Einer bei ihnen zu Ehingen geweſen, ſei ihm allhier zu Pferd ſichtbar gewor- den, der vornehme Deutſchtürke wollte durch Cor- reſpondenten in Bonn die Nachricht erhalten haben, welche ihn gleichzeitig mit den Anderen nach dieſem Schloſſe gezogen hatte.
Nach ſo freudigen Reden ſchien aber die Scene ernſter werden zu wollen. Denn der Ehinger, welcher die drei Unbefriedigten wie die Kletten an dem Freiherrn hangen ſah, und ihn mit ſeinem Stocke nicht erwecken konnte, meinte vermuthlich, dieß durch ein herzhaftes Schütteln bei den Händen ſicherer bewerkſtelligen zu können, rief ihnen daher zu: Marſch, Ihr Grünröck’! Was thut Ihr ſo
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Merlin des neunzehnten Jahrhunderts ruhe und
Orakel ſpende, Karl Emanuel ſagte, er habe ſich,
als der Meiſter ihnen in Schwaben jammervoll
abhanden gekommen ſei, a priori conſtruirt, daß
er in Weſtphalen ſeyn müſſe, Karl Nathanael
ſprach von einem glücklichen politiſchen aperçu,
welches ihm den Weg gewieſen, der Ehinger ſchwatzte
von ſeinem Vetter Beſtelmeier, der hauſirend hier
durchgekommen und ihm in Aſchaffenburg auf der
Schloßterraſſe erzählt habe, ſo ein grüngelber Teu-
felskerl, wie damals Einer bei ihnen zu Ehingen
geweſen, ſei ihm allhier zu Pferd ſichtbar gewor-
den, der vornehme Deutſchtürke wollte durch Cor-
reſpondenten in Bonn die Nachricht erhalten haben,
welche ihn gleichzeitig mit den Anderen nach dieſem
Schloſſe gezogen hatte.
Nach ſo freudigen Reden ſchien aber die Scene
ernſter werden zu wollen. Denn der Ehinger,
welcher die drei Unbefriedigten wie die Kletten an
dem Freiherrn hangen ſah, und ihn mit ſeinem
Stocke nicht erwecken konnte, meinte vermuthlich,
dieß durch ein herzhaftes Schütteln bei den Händen
ſicherer bewerkſtelligen zu können, rief ihnen daher
zu: Marſch, Ihr Grünröck’! Was thut Ihr ſo
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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