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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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läuft nach dem Bürgermeister, um Polizeihülfe
herbeizuschaffen? Begreifen Sie nun Ihre Posi-
tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, schicke
ich deshalb gewissenhaft die Fläschchen der von
Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn,
schreibe ich mir, um Ihnen endlich ein sicheres
Brod bei dem geistreichen Erbprinzen von Dünkel-
blasenheim zu verschaffen, beinahe die Finger lahm,
damit Sie nun schmachvoll in dem Protocolle irgend
eines obscuren Polizeibeamten endigen? Nein,
Münchhausen, ich kann Sie fast nicht mehr achten,
Sie sind doch ein gar zu verlogener Schelm.

Der Freiherr hatte während dieser harten An-
rede sacht unter seinen Kleidungsstücken gewühlt.
Jetzt zog er daraus einen schwarzen Frack hervor
und einen kleinen zusammengelegten Klapphut. Was
sehen Sie? fragte er seinen rauhen Beschützer in
einem ruhigen, man möchte sagen, überlegenen Tone.

Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift-
steller noch immer zornig, obgleich diese harmlosen
Gegenstände keine Entrüstung verdienten.

Münchhausen zog an dem kleinen Klapphute,
da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff-
nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den

läuft nach dem Bürgermeiſter, um Polizeihülfe
herbeizuſchaffen? Begreifen Sie nun Ihre Poſi-
tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, ſchicke
ich deshalb gewiſſenhaft die Fläſchchen der von
Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn,
ſchreibe ich mir, um Ihnen endlich ein ſicheres
Brod bei dem geiſtreichen Erbprinzen von Dünkel-
blaſenheim zu verſchaffen, beinahe die Finger lahm,
damit Sie nun ſchmachvoll in dem Protocolle irgend
eines obſcuren Polizeibeamten endigen? Nein,
Münchhauſen, ich kann Sie faſt nicht mehr achten,
Sie ſind doch ein gar zu verlogener Schelm.

Der Freiherr hatte während dieſer harten An-
rede ſacht unter ſeinen Kleidungsſtücken gewühlt.
Jetzt zog er daraus einen ſchwarzen Frack hervor
und einen kleinen zuſammengelegten Klapphut. Was
ſehen Sie? fragte er ſeinen rauhen Beſchützer in
einem ruhigen, man möchte ſagen, überlegenen Tone.

Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift-
ſteller noch immer zornig, obgleich dieſe harmloſen
Gegenſtände keine Entrüſtung verdienten.

Münchhauſen zog an dem kleinen Klapphute,
da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff-
nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den

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[272/0286] läuft nach dem Bürgermeiſter, um Polizeihülfe herbeizuſchaffen? Begreifen Sie nun Ihre Poſi- tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, ſchicke ich deshalb gewiſſenhaft die Fläſchchen der von Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn, ſchreibe ich mir, um Ihnen endlich ein ſicheres Brod bei dem geiſtreichen Erbprinzen von Dünkel- blaſenheim zu verſchaffen, beinahe die Finger lahm, damit Sie nun ſchmachvoll in dem Protocolle irgend eines obſcuren Polizeibeamten endigen? Nein, Münchhauſen, ich kann Sie faſt nicht mehr achten, Sie ſind doch ein gar zu verlogener Schelm. Der Freiherr hatte während dieſer harten An- rede ſacht unter ſeinen Kleidungsſtücken gewühlt. Jetzt zog er daraus einen ſchwarzen Frack hervor und einen kleinen zuſammengelegten Klapphut. Was ſehen Sie? fragte er ſeinen rauhen Beſchützer in einem ruhigen, man möchte ſagen, überlegenen Tone. Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift- ſteller noch immer zornig, obgleich dieſe harmloſen Gegenſtände keine Entrüſtung verdienten. Münchhauſen zog an dem kleinen Klapphute, da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff- nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/286>, abgerufen am 28.07.2024.