Schlafen? Was soll das Verrammeln in einem Hause, welches nicht Ihnen gehört? Fühlen Sie denn nicht, daß Sie durch solche Eulenspiegeleien sich fallen lassen?
Herr Immermann, Sie irren, versetzte Münch- hausen. Ich schlief ein, als ich mir gegen den alten Narren, meinen Wirth, durchaus nicht anders mehr zu helfen mußte. Darin ahmte ich nur das Stratagem erfinderischer Köpfe nach. Ich versichere Sie, man wird vielleicht bald von dem chronischen Schlummer mehrerer Projectenmacher hören, wenn ihr Latein erschöpft ist.
Und das Thürverrammeln?
Konnte ich denn wissen, daß Ihre gewichtige Kraft mir so nahe sei? Ich wollte Zeit gewinnen, eine halbe Stunde entscheidet oft Alles, in einer halben Stunde kann der Himmel einfallen und dann sind wir durch jegliche Erdennoth hindurch. Und wirklich habe ich Recht gehabt. Sie sind da, der alte Baron nicht, der sonst vielleicht schon hier wäre und alle ruhige Besprechung unmöglich machte.
Mein Herr, lassen Sie diese possenhafte Be- trachtung einer intricaten Lage! fuhr der Schrift- steller seinen Clienten barsch an. Der alte Baron
Schlafen? Was ſoll das Verrammeln in einem Hauſe, welches nicht Ihnen gehört? Fühlen Sie denn nicht, daß Sie durch ſolche Eulenſpiegeleien ſich fallen laſſen?
Herr Immermann, Sie irren, verſetzte Münch- hauſen. Ich ſchlief ein, als ich mir gegen den alten Narren, meinen Wirth, durchaus nicht anders mehr zu helfen mußte. Darin ahmte ich nur das Stratagem erfinderiſcher Köpfe nach. Ich verſichere Sie, man wird vielleicht bald von dem chroniſchen Schlummer mehrerer Projectenmacher hören, wenn ihr Latein erſchöpft iſt.
Und das Thürverrammeln?
Konnte ich denn wiſſen, daß Ihre gewichtige Kraft mir ſo nahe ſei? Ich wollte Zeit gewinnen, eine halbe Stunde entſcheidet oft Alles, in einer halben Stunde kann der Himmel einfallen und dann ſind wir durch jegliche Erdennoth hindurch. Und wirklich habe ich Recht gehabt. Sie ſind da, der alte Baron nicht, der ſonſt vielleicht ſchon hier wäre und alle ruhige Beſprechung unmöglich machte.
Mein Herr, laſſen Sie dieſe poſſenhafte Be- trachtung einer intricaten Lage! fuhr der Schrift- ſteller ſeinen Clienten barſch an. Der alte Baron
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0285"n="271"/>
Schlafen? Was ſoll das Verrammeln in einem<lb/>
Hauſe, welches nicht Ihnen gehört? Fühlen Sie denn<lb/>
nicht, daß Sie durch ſolche Eulenſpiegeleien ſich fallen<lb/>
laſſen?</p><lb/><p>Herr Immermann, Sie irren, verſetzte Münch-<lb/>
hauſen. Ich ſchlief ein, als ich mir gegen den<lb/>
alten Narren, meinen Wirth, durchaus nicht anders<lb/>
mehr zu helfen mußte. Darin ahmte ich nur das<lb/>
Stratagem erfinderiſcher Köpfe nach. Ich verſichere<lb/>
Sie, man wird vielleicht bald von dem chroniſchen<lb/>
Schlummer mehrerer Projectenmacher hören, wenn<lb/>
ihr Latein erſchöpft iſt.</p><lb/><p>Und das Thürverrammeln?</p><lb/><p>Konnte ich denn wiſſen, daß Ihre gewichtige<lb/>
Kraft mir ſo nahe ſei? Ich wollte Zeit gewinnen,<lb/>
eine halbe Stunde entſcheidet oft Alles, in einer<lb/>
halben Stunde kann der Himmel einfallen und<lb/>
dann ſind wir durch jegliche Erdennoth hindurch.<lb/>
Und wirklich habe ich Recht gehabt. Sie ſind da,<lb/>
der alte Baron nicht, der ſonſt vielleicht ſchon hier<lb/>
wäre und alle ruhige Beſprechung unmöglich machte.</p><lb/><p>Mein Herr, laſſen Sie dieſe poſſenhafte Be-<lb/>
trachtung einer intricaten Lage! fuhr der Schrift-<lb/>ſteller ſeinen Clienten barſch an. Der alte Baron<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[271/0285]
Schlafen? Was ſoll das Verrammeln in einem
Hauſe, welches nicht Ihnen gehört? Fühlen Sie denn
nicht, daß Sie durch ſolche Eulenſpiegeleien ſich fallen
laſſen?
Herr Immermann, Sie irren, verſetzte Münch-
hauſen. Ich ſchlief ein, als ich mir gegen den
alten Narren, meinen Wirth, durchaus nicht anders
mehr zu helfen mußte. Darin ahmte ich nur das
Stratagem erfinderiſcher Köpfe nach. Ich verſichere
Sie, man wird vielleicht bald von dem chroniſchen
Schlummer mehrerer Projectenmacher hören, wenn
ihr Latein erſchöpft iſt.
Und das Thürverrammeln?
Konnte ich denn wiſſen, daß Ihre gewichtige
Kraft mir ſo nahe ſei? Ich wollte Zeit gewinnen,
eine halbe Stunde entſcheidet oft Alles, in einer
halben Stunde kann der Himmel einfallen und
dann ſind wir durch jegliche Erdennoth hindurch.
Und wirklich habe ich Recht gehabt. Sie ſind da,
der alte Baron nicht, der ſonſt vielleicht ſchon hier
wäre und alle ruhige Beſprechung unmöglich machte.
Mein Herr, laſſen Sie dieſe poſſenhafte Be-
trachtung einer intricaten Lage! fuhr der Schrift-
ſteller ſeinen Clienten barſch an. Der alte Baron
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/285>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.