aufgerafft hatten, machten sie einander gegenseitige Entschuldigungen, denen der im braunen Oberrock die ironische Bemerkung hinzufügte, daß diese Art Bekanntschaften zu knüpfen die glücklichste sei, weil sie mit dem Gefühle beginne, daß Einer dem An- deren etwas nachzusehen habe, der erste Moment derselben daher sich von aller Ueberspannung in den Erwartungen fern halte.
Mit wem habe ich die Ehre? ... fragte der alte Baron.
Ach, versetzte der im braunen Oberrock, lassen wir meinen Namen unausgesprochen! -- Durch eine seltsame Laune des Schicksals, deren es mehrere an mir übte, ist mir auch ein Name zu Theil geworden, der mehr versprach, als meine geringe Persönlichkeit zu halten im Stande gewesen ist. Aber vergönnen Sie mir dagegen eine Frage: Wissen Sie nicht, ob sich ein gewisser Freiherr von Münch- hausen hier herum in der Nähe aufhält?
Der alte Baron sah den Fremden groß an. Haben Sie auch durch ihn gelitten? Können Sie mir irgend einen haltbaren Verdacht wider ihn lie- fern, mittelst welches ich ihn vor die Gerichte bringe? fragte er darauf mit Eifer.
aufgerafft hatten, machten ſie einander gegenſeitige Entſchuldigungen, denen der im braunen Oberrock die ironiſche Bemerkung hinzufügte, daß dieſe Art Bekanntſchaften zu knüpfen die glücklichſte ſei, weil ſie mit dem Gefühle beginne, daß Einer dem An- deren etwas nachzuſehen habe, der erſte Moment derſelben daher ſich von aller Ueberſpannung in den Erwartungen fern halte.
Mit wem habe ich die Ehre? … fragte der alte Baron.
Ach, verſetzte der im braunen Oberrock, laſſen wir meinen Namen unausgeſprochen! — Durch eine ſeltſame Laune des Schickſals, deren es mehrere an mir übte, iſt mir auch ein Name zu Theil geworden, der mehr verſprach, als meine geringe Perſönlichkeit zu halten im Stande geweſen iſt. Aber vergönnen Sie mir dagegen eine Frage: Wiſſen Sie nicht, ob ſich ein gewiſſer Freiherr von Münch- hauſen hier herum in der Nähe aufhält?
Der alte Baron ſah den Fremden groß an. Haben Sie auch durch ihn gelitten? Können Sie mir irgend einen haltbaren Verdacht wider ihn lie- fern, mittelſt welches ich ihn vor die Gerichte bringe? fragte er darauf mit Eifer.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0275"n="261"/>
aufgerafft hatten, machten ſie einander gegenſeitige<lb/>
Entſchuldigungen, denen der im braunen Oberrock<lb/>
die ironiſche Bemerkung hinzufügte, daß dieſe Art<lb/>
Bekanntſchaften zu knüpfen die glücklichſte ſei, weil<lb/>ſie mit dem Gefühle beginne, daß Einer dem An-<lb/>
deren etwas nachzuſehen habe, der erſte Moment<lb/>
derſelben daher ſich von aller Ueberſpannung in<lb/>
den Erwartungen fern halte.</p><lb/><p>Mit wem habe ich die Ehre? … fragte der<lb/>
alte Baron.</p><lb/><p>Ach, verſetzte der im braunen Oberrock, laſſen<lb/>
wir meinen Namen unausgeſprochen! — Durch eine<lb/>ſeltſame Laune des Schickſals, deren es mehrere<lb/>
an mir übte, iſt mir auch ein Name zu Theil<lb/>
geworden, der mehr verſprach, als meine geringe<lb/>
Perſönlichkeit zu halten im Stande geweſen iſt.<lb/>
Aber vergönnen Sie mir dagegen eine Frage: Wiſſen<lb/>
Sie nicht, ob ſich ein gewiſſer Freiherr von Münch-<lb/>
hauſen hier herum in der Nähe aufhält?</p><lb/><p>Der alte Baron ſah den Fremden groß an.<lb/>
Haben Sie auch durch ihn gelitten? Können Sie<lb/>
mir irgend einen haltbaren Verdacht wider ihn lie-<lb/>
fern, mittelſt welches ich ihn vor die Gerichte<lb/>
bringe? fragte er darauf mit Eifer.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[261/0275]
aufgerafft hatten, machten ſie einander gegenſeitige
Entſchuldigungen, denen der im braunen Oberrock
die ironiſche Bemerkung hinzufügte, daß dieſe Art
Bekanntſchaften zu knüpfen die glücklichſte ſei, weil
ſie mit dem Gefühle beginne, daß Einer dem An-
deren etwas nachzuſehen habe, der erſte Moment
derſelben daher ſich von aller Ueberſpannung in
den Erwartungen fern halte.
Mit wem habe ich die Ehre? … fragte der
alte Baron.
Ach, verſetzte der im braunen Oberrock, laſſen
wir meinen Namen unausgeſprochen! — Durch eine
ſeltſame Laune des Schickſals, deren es mehrere
an mir übte, iſt mir auch ein Name zu Theil
geworden, der mehr verſprach, als meine geringe
Perſönlichkeit zu halten im Stande geweſen iſt.
Aber vergönnen Sie mir dagegen eine Frage: Wiſſen
Sie nicht, ob ſich ein gewiſſer Freiherr von Münch-
hauſen hier herum in der Nähe aufhält?
Der alte Baron ſah den Fremden groß an.
Haben Sie auch durch ihn gelitten? Können Sie
mir irgend einen haltbaren Verdacht wider ihn lie-
fern, mittelſt welches ich ihn vor die Gerichte
bringe? fragte er darauf mit Eifer.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/275>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.