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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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senfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum
Beschluß und zur Krönung der Schandthaten treibt
er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hause
und setzt sich darin fest. Das ist offenbare Gewalt,
Friedensbruch und Beschädigung mit gemeiner Ge-
fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger-
meister, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth.
-- Mit einer Schnelligkeit, die man seinem Alter
nicht hätte zutrauen sollen, lief der Schloßherr
zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe
führte, worin der Bürgermeister wohnte.

Als er aber rasch um eine Hecke schwenkte
und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm
nun so verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er
heftig mit einem Andern zusammen. Dieser Andere
war ein Mann, der in entgegengesetzter Richtung
dahergeschritten kam und wegen seiner Kurzsichtig-
keit oder aus Zerstreuung auf den alten Baron
nicht geachtet hatte. Da er auch sehr rasch ging,
so war das Zusammenprallen, wie gesagt, ein
heftiges, der Schloßherr verlor seine Seehunds-
kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober-
rock (denn einen solchen trug der Zweite) den
Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen

ſenfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum
Beſchluß und zur Krönung der Schandthaten treibt
er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hauſe
und ſetzt ſich darin feſt. Das iſt offenbare Gewalt,
Friedensbruch und Beſchädigung mit gemeiner Ge-
fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger-
meiſter, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth.
— Mit einer Schnelligkeit, die man ſeinem Alter
nicht hätte zutrauen ſollen, lief der Schloßherr
zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe
führte, worin der Bürgermeiſter wohnte.

Als er aber raſch um eine Hecke ſchwenkte
und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm
nun ſo verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er
heftig mit einem Andern zuſammen. Dieſer Andere
war ein Mann, der in entgegengeſetzter Richtung
dahergeſchritten kam und wegen ſeiner Kurzſichtig-
keit oder aus Zerſtreuung auf den alten Baron
nicht geachtet hatte. Da er auch ſehr raſch ging,
ſo war das Zuſammenprallen, wie geſagt, ein
heftiges, der Schloßherr verlor ſeine Seehunds-
kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober-
rock (denn einen ſolchen trug der Zweite) den
Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen

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[260/0274] ſenfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum Beſchluß und zur Krönung der Schandthaten treibt er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hauſe und ſetzt ſich darin feſt. Das iſt offenbare Gewalt, Friedensbruch und Beſchädigung mit gemeiner Ge- fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger- meiſter, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth. — Mit einer Schnelligkeit, die man ſeinem Alter nicht hätte zutrauen ſollen, lief der Schloßherr zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe führte, worin der Bürgermeiſter wohnte. Als er aber raſch um eine Hecke ſchwenkte und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm nun ſo verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er heftig mit einem Andern zuſammen. Dieſer Andere war ein Mann, der in entgegengeſetzter Richtung dahergeſchritten kam und wegen ſeiner Kurzſichtig- keit oder aus Zerſtreuung auf den alten Baron nicht geachtet hatte. Da er auch ſehr raſch ging, ſo war das Zuſammenprallen, wie geſagt, ein heftiges, der Schloßherr verlor ſeine Seehunds- kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober- rock (denn einen ſolchen trug der Zweite) den Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/274>, abgerufen am 01.09.2024.