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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Aber die Hülfe blieb nicht nahe, sondern ver-
schwand in die Ferne. Seit diesem Trauertage liefen
die drei Unbefriedigten umher wie Frauen mit fal-
schen Wehen. Die falschen Wehen leiteten indessen
nach einiger Zeit auf die wahre Spur, die wahre
Spur jedoch leider nur bis zu einer verrammelten
Thüre vor der Hand. Ueber dieses symbolische
Ereigniß ergingen sich die drei grünen Sammet-
röcke in Betrachtungen. Karl Gabriel sagte, er
wolle den Helden seines Trauerspiels: Das Trauer-
spiel, auf eine erschütternde Weise an einer ver-
rammelten Thüre niederstechen lassen, in welche er
hineingewollt, aber nicht hineingekonnt; Karl Ema-
nuel behauptete, alle Philosophie bestehe eigentlich
darin, zugemachte Thüren nicht aufzumachen, wo-
gegen Karl Nathanael versicherte, die höchste Ma-
xime der Staatsweisheit sei, alte Tonnen und Ka-
sten von Innen vorzuschieben, wenn Schloß und
Riegel nicht mehr halten wollten.

Als sie, ich weiß nicht zum wievielsten Male
vor dem Schlosse und vor der Fronte seiner Bau-
fälligkeit auf und nieder gegangen waren, stieß der
Dichter mit seiner Nase an die gegengelehnte Lei-
ter und entdeckte dadurch dieses Motiv. Der Phi-

Aber die Hülfe blieb nicht nahe, ſondern ver-
ſchwand in die Ferne. Seit dieſem Trauertage liefen
die drei Unbefriedigten umher wie Frauen mit fal-
ſchen Wehen. Die falſchen Wehen leiteten indeſſen
nach einiger Zeit auf die wahre Spur, die wahre
Spur jedoch leider nur bis zu einer verrammelten
Thüre vor der Hand. Ueber dieſes ſymboliſche
Ereigniß ergingen ſich die drei grünen Sammet-
röcke in Betrachtungen. Karl Gabriel ſagte, er
wolle den Helden ſeines Trauerſpiels: Das Trauer-
ſpiel, auf eine erſchütternde Weiſe an einer ver-
rammelten Thüre niederſtechen laſſen, in welche er
hineingewollt, aber nicht hineingekonnt; Karl Ema-
nuel behauptete, alle Philoſophie beſtehe eigentlich
darin, zugemachte Thüren nicht aufzumachen, wo-
gegen Karl Nathanael verſicherte, die höchſte Ma-
xime der Staatsweisheit ſei, alte Tonnen und Ka-
ſten von Innen vorzuſchieben, wenn Schloß und
Riegel nicht mehr halten wollten.

Als ſie, ich weiß nicht zum wievielſten Male
vor dem Schloſſe und vor der Fronte ſeiner Bau-
fälligkeit auf und nieder gegangen waren, ſtieß der
Dichter mit ſeiner Naſe an die gegengelehnte Lei-
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[215/0229] Aber die Hülfe blieb nicht nahe, ſondern ver- ſchwand in die Ferne. Seit dieſem Trauertage liefen die drei Unbefriedigten umher wie Frauen mit fal- ſchen Wehen. Die falſchen Wehen leiteten indeſſen nach einiger Zeit auf die wahre Spur, die wahre Spur jedoch leider nur bis zu einer verrammelten Thüre vor der Hand. Ueber dieſes ſymboliſche Ereigniß ergingen ſich die drei grünen Sammet- röcke in Betrachtungen. Karl Gabriel ſagte, er wolle den Helden ſeines Trauerſpiels: Das Trauer- ſpiel, auf eine erſchütternde Weiſe an einer ver- rammelten Thüre niederſtechen laſſen, in welche er hineingewollt, aber nicht hineingekonnt; Karl Ema- nuel behauptete, alle Philoſophie beſtehe eigentlich darin, zugemachte Thüren nicht aufzumachen, wo- gegen Karl Nathanael verſicherte, die höchſte Ma- xime der Staatsweisheit ſei, alte Tonnen und Ka- ſten von Innen vorzuſchieben, wenn Schloß und Riegel nicht mehr halten wollten. Als ſie, ich weiß nicht zum wievielſten Male vor dem Schloſſe und vor der Fronte ſeiner Bau- fälligkeit auf und nieder gegangen waren, ſtieß der Dichter mit ſeiner Naſe an die gegengelehnte Lei- ter und entdeckte dadurch dieſes Motiv. Der Phi-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/229>, abgerufen am 24.11.2024.