Und die Fesseln fielen ab von mir, ich erwachte, und mein erster Blick traf in dein treues weinen- des Auge, rief die schöne Emma. Ich dankte Gott, auf dessen Namen ich mich jetzt wieder be- sann, daß ich erlöset sei, und dann dankte ich ihm, daß du es gewesen, der mich befreiet habe, und nicht jener Dunkle.
Der junge Ritter war nachdenklich geworden. Ich fürchte, sagte er, alle diese geheimnißvollen Wald- wunder stehen mit Petrus in Zusammenhang. Ich fürchte, daß ich an dem Tage, wo ich meine Liebe gewann, meinen Freund verloren habe. Wo mag er nur geblieben seyn?
Das Paar fuhr erschreckt auseinander, denn sie sahen in dem Wasser zu ihren Füßen zwischen ihren blühenden Häuptern ein eisgraues, greises abgespiegelt. Hier ist er, sagte ein zitternder, ge- beugter, schneeweißer Alter, der hinter ihnen stand. Er trug den neuen, schwarzen Mantel des Schülers.
Ja, sagte der Alte mit schwacher, erloschener Stimme; ich bin dein Freund Petrus von Stetten. Ich stand schon lange hinter Euch und hörte Eure Reden, und die Geschicke sind klar geworden. Es ist noch der Peter- und Paulstag, an dem wir
Und die Feſſeln fielen ab von mir, ich erwachte, und mein erſter Blick traf in dein treues weinen- des Auge, rief die ſchöne Emma. Ich dankte Gott, auf deſſen Namen ich mich jetzt wieder be- ſann, daß ich erlöſet ſei, und dann dankte ich ihm, daß du es geweſen, der mich befreiet habe, und nicht jener Dunkle.
Der junge Ritter war nachdenklich geworden. Ich fürchte, ſagte er, alle dieſe geheimnißvollen Wald- wunder ſtehen mit Petrus in Zuſammenhang. Ich fürchte, daß ich an dem Tage, wo ich meine Liebe gewann, meinen Freund verloren habe. Wo mag er nur geblieben ſeyn?
Das Paar fuhr erſchreckt auseinander, denn ſie ſahen in dem Waſſer zu ihren Füßen zwiſchen ihren blühenden Häuptern ein eisgraues, greiſes abgeſpiegelt. Hier iſt er, ſagte ein zitternder, ge- beugter, ſchneeweißer Alter, der hinter ihnen ſtand. Er trug den neuen, ſchwarzen Mantel des Schülers.
Ja, ſagte der Alte mit ſchwacher, erloſchener Stimme; ich bin dein Freund Petrus von Stetten. Ich ſtand ſchon lange hinter Euch und hörte Eure Reden, und die Geſchicke ſind klar geworden. Es iſt noch der Peter- und Paulstag, an dem wir
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0197"n="183"/><p>Und die Feſſeln fielen ab von mir, ich erwachte,<lb/>
und mein erſter Blick traf in dein treues weinen-<lb/>
des Auge, rief die ſchöne Emma. Ich dankte<lb/>
Gott, auf deſſen Namen ich mich jetzt wieder be-<lb/>ſann, daß ich erlöſet ſei, und dann dankte ich ihm,<lb/>
daß du es geweſen, der mich befreiet habe, und<lb/>
nicht jener Dunkle.</p><lb/><p>Der junge Ritter war nachdenklich geworden.<lb/>
Ich fürchte, ſagte er, alle dieſe geheimnißvollen Wald-<lb/>
wunder ſtehen mit Petrus in Zuſammenhang. Ich<lb/>
fürchte, daß ich an dem Tage, wo ich meine Liebe<lb/>
gewann, meinen Freund verloren habe. Wo mag<lb/>
er nur geblieben ſeyn?</p><lb/><p>Das Paar fuhr erſchreckt auseinander, denn<lb/>ſie ſahen in dem Waſſer zu ihren Füßen zwiſchen<lb/>
ihren blühenden Häuptern ein eisgraues, greiſes<lb/>
abgeſpiegelt. Hier iſt er, ſagte ein zitternder, ge-<lb/>
beugter, ſchneeweißer Alter, der hinter ihnen ſtand.<lb/>
Er trug den neuen, ſchwarzen Mantel des Schülers.</p><lb/><p>Ja, ſagte der Alte mit ſchwacher, erloſchener<lb/>
Stimme; ich bin dein Freund Petrus von Stetten.<lb/>
Ich ſtand ſchon lange hinter Euch und hörte Eure<lb/>
Reden, und die Geſchicke ſind klar geworden. Es<lb/>
iſt noch der Peter- und Paulstag, an dem wir<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[183/0197]
Und die Feſſeln fielen ab von mir, ich erwachte,
und mein erſter Blick traf in dein treues weinen-
des Auge, rief die ſchöne Emma. Ich dankte
Gott, auf deſſen Namen ich mich jetzt wieder be-
ſann, daß ich erlöſet ſei, und dann dankte ich ihm,
daß du es geweſen, der mich befreiet habe, und
nicht jener Dunkle.
Der junge Ritter war nachdenklich geworden.
Ich fürchte, ſagte er, alle dieſe geheimnißvollen Wald-
wunder ſtehen mit Petrus in Zuſammenhang. Ich
fürchte, daß ich an dem Tage, wo ich meine Liebe
gewann, meinen Freund verloren habe. Wo mag
er nur geblieben ſeyn?
Das Paar fuhr erſchreckt auseinander, denn
ſie ſahen in dem Waſſer zu ihren Füßen zwiſchen
ihren blühenden Häuptern ein eisgraues, greiſes
abgeſpiegelt. Hier iſt er, ſagte ein zitternder, ge-
beugter, ſchneeweißer Alter, der hinter ihnen ſtand.
Er trug den neuen, ſchwarzen Mantel des Schülers.
Ja, ſagte der Alte mit ſchwacher, erloſchener
Stimme; ich bin dein Freund Petrus von Stetten.
Ich ſtand ſchon lange hinter Euch und hörte Eure
Reden, und die Geſchicke ſind klar geworden. Es
iſt noch der Peter- und Paulstag, an dem wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/197>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.