er, haben wir nichts Besseres zu thun, als erzählen und vorlesen? Er wollte sie umarmen, sie entzog sich ihm aber, legte einen Zweig von der Hasel- staude zwischen ihn und sie und sagte: Da bleib jenseits sitzen und erzähle, zum Küssen haben wir immer noch Zeit genug.
Er zog die Blätter und Blättchen, auf welche er das Mährchen geschrieben hatte, und die er zu- fällig bei sich trug, aus der Tasche, las und er- zählte frei, wechselsweise. Wenn er ein Blatt zu Ende gelesen hatte, so warf er es in den Bach, da trugen es die Wellen davon. -- Was thust du? fragte Lisbeth. -- Es hat seine Bestimmung erfüllt, wenn du es gehört hast, versetzte er. -- Die Wellen ließen es aber nicht verloren gehen, sie trugen es zu mir; Ihr sollt es nachher hören.
Anfangs hörte sie achtsam zu und ließ sich Manches erklären, was sie nicht verstand. Später- hin schien sie zerstreut zu werden. Sie flocht ein Krönchen von Blumen und Gras, wie um durch diese Arbeit ihre Gedanken zusammenzuhalten. Auch er eilte zum Ende, seine Fabel gefiel ihm nicht mehr. Dieser Wirklichkeit gegenüber schien ihm sein Er- sonnenes matt und schaal.
er, haben wir nichts Beſſeres zu thun, als erzählen und vorleſen? Er wollte ſie umarmen, ſie entzog ſich ihm aber, legte einen Zweig von der Haſel- ſtaude zwiſchen ihn und ſie und ſagte: Da bleib jenſeits ſitzen und erzähle, zum Küſſen haben wir immer noch Zeit genug.
Er zog die Blätter und Blättchen, auf welche er das Mährchen geſchrieben hatte, und die er zu- fällig bei ſich trug, aus der Taſche, las und er- zählte frei, wechſelsweiſe. Wenn er ein Blatt zu Ende geleſen hatte, ſo warf er es in den Bach, da trugen es die Wellen davon. — Was thuſt du? fragte Lisbeth. — Es hat ſeine Beſtimmung erfüllt, wenn du es gehört haſt, verſetzte er. — Die Wellen ließen es aber nicht verloren gehen, ſie trugen es zu mir; Ihr ſollt es nachher hören.
Anfangs hörte ſie achtſam zu und ließ ſich Manches erklären, was ſie nicht verſtand. Später- hin ſchien ſie zerſtreut zu werden. Sie flocht ein Krönchen von Blumen und Gras, wie um durch dieſe Arbeit ihre Gedanken zuſammenzuhalten. Auch er eilte zum Ende, ſeine Fabel gefiel ihm nicht mehr. Dieſer Wirklichkeit gegenüber ſchien ihm ſein Er- ſonnenes matt und ſchaal.
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er, haben wir nichts Beſſeres zu thun, als erzählen
und vorleſen? Er wollte ſie umarmen, ſie entzog
ſich ihm aber, legte einen Zweig von der Haſel-
ſtaude zwiſchen ihn und ſie und ſagte: Da bleib
jenſeits ſitzen und erzähle, zum Küſſen haben wir
immer noch Zeit genug.
Er zog die Blätter und Blättchen, auf welche
er das Mährchen geſchrieben hatte, und die er zu-
fällig bei ſich trug, aus der Taſche, las und er-
zählte frei, wechſelsweiſe. Wenn er ein Blatt zu
Ende geleſen hatte, ſo warf er es in den Bach,
da trugen es die Wellen davon. — Was thuſt
du? fragte Lisbeth. — Es hat ſeine Beſtimmung
erfüllt, wenn du es gehört haſt, verſetzte er. —
Die Wellen ließen es aber nicht verloren gehen,
ſie trugen es zu mir; Ihr ſollt es nachher hören.
Anfangs hörte ſie achtſam zu und ließ ſich
Manches erklären, was ſie nicht verſtand. Später-
hin ſchien ſie zerſtreut zu werden. Sie flocht ein
Krönchen von Blumen und Gras, wie um durch
dieſe Arbeit ihre Gedanken zuſammenzuhalten. Auch
er eilte zum Ende, ſeine Fabel gefiel ihm nicht mehr.
Dieſer Wirklichkeit gegenüber ſchien ihm ſein Er-
ſonnenes matt und ſchaal.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/136>, abgerufen am 22.11.2024.
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