gestiegen, wußte auf Befragen nicht das Mindeste über den Ausgebliebenen zu vermelden, hielt sich etwas kurz und fast spöttisch in seinen Antworten und äußerte, da sehe man, daß auf solche Leute kein Verlaß sei. -- Der Magische ergoß hierauf einen Regen von Fluch-, Beschwörungs- und Schimpfworten über den Nichterscheinenden, in der Meinung, ihn dadurch herbeizuzwingen. Es war aber Alles vergebens. Bis nach Mitternacht wurde jegliche thaumaturgische Kunst fruchtlos angewendet; der nichtsnutzige Dämon lachte und schrie unauf- hörlich: Ich bleib' unerlöst! Ich bleib' unerlöst! Juchheirassasa! Juchheirassasa! -- Endlich wurde die Schnotterbaum von diesen Dingen schwach und drohte, für todt liegen zu bleiben. Da fing Kern- beißer des Magischen aufgehobenen Arm, welcher schon wieder eine Himmelszwangsgebärde ausführen wollte und rief: Du bist zu heftig, du außer- ordentlicher Mensch; deine Gaben und Kräfte sind für die verworfenen Geister eingerichtet, aber diese süßen, seligen, rosigen Flügelknaben wollen mit Zartheit behandelt seyn. Deßhalb ist mein Vor- schlag: Du behältst den Dämon, und überläßest mir und meinem Bruder Eschenmichel, der mich
geſtiegen, wußte auf Befragen nicht das Mindeſte über den Ausgebliebenen zu vermelden, hielt ſich etwas kurz und faſt ſpöttiſch in ſeinen Antworten und äußerte, da ſehe man, daß auf ſolche Leute kein Verlaß ſei. — Der Magiſche ergoß hierauf einen Regen von Fluch-, Beſchwörungs- und Schimpfworten über den Nichterſcheinenden, in der Meinung, ihn dadurch herbeizuzwingen. Es war aber Alles vergebens. Bis nach Mitternacht wurde jegliche thaumaturgiſche Kunſt fruchtlos angewendet; der nichtsnutzige Dämon lachte und ſchrie unauf- hörlich: Ich bleib’ unerlöſt! Ich bleib’ unerlöſt! Juchheiraſſaſa! Juchheiraſſaſa! — Endlich wurde die Schnotterbaum von dieſen Dingen ſchwach und drohte, für todt liegen zu bleiben. Da fing Kern- beißer des Magiſchen aufgehobenen Arm, welcher ſchon wieder eine Himmelszwangsgebärde ausführen wollte und rief: Du biſt zu heftig, du außer- ordentlicher Menſch; deine Gaben und Kräfte ſind für die verworfenen Geiſter eingerichtet, aber dieſe ſüßen, ſeligen, roſigen Flügelknaben wollen mit Zartheit behandelt ſeyn. Deßhalb iſt mein Vor- ſchlag: Du behältſt den Dämon, und überläßeſt mir und meinem Bruder Eſchenmichel, der mich
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geſtiegen, wußte auf Befragen nicht das Mindeſte
über den Ausgebliebenen zu vermelden, hielt ſich
etwas kurz und faſt ſpöttiſch in ſeinen Antworten
und äußerte, da ſehe man, daß auf ſolche Leute
kein Verlaß ſei. — Der Magiſche ergoß hierauf
einen Regen von Fluch-, Beſchwörungs- und
Schimpfworten über den Nichterſcheinenden, in der
Meinung, ihn dadurch herbeizuzwingen. Es war
aber Alles vergebens. Bis nach Mitternacht wurde
jegliche thaumaturgiſche Kunſt fruchtlos angewendet;
der nichtsnutzige Dämon lachte und ſchrie unauf-
hörlich: Ich bleib’ unerlöſt! Ich bleib’ unerlöſt!
Juchheiraſſaſa! Juchheiraſſaſa! — Endlich wurde
die Schnotterbaum von dieſen Dingen ſchwach und
drohte, für todt liegen zu bleiben. Da fing Kern-
beißer des Magiſchen aufgehobenen Arm, welcher
ſchon wieder eine Himmelszwangsgebärde ausführen
wollte und rief: Du biſt zu heftig, du außer-
ordentlicher Menſch; deine Gaben und Kräfte ſind
für die verworfenen Geiſter eingerichtet, aber dieſe
ſüßen, ſeligen, roſigen Flügelknaben wollen mit
Zartheit behandelt ſeyn. Deßhalb iſt mein Vor-
ſchlag: Du behältſt den Dämon, und überläßeſt
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/327>, abgerufen am 29.11.2024.
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