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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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nun ein Fasan eine Feder fallen, oder fiel sonst
etwas vor, was nicht zu vermeiden stand -- lieber
Gott, man bleibt denn doch Thier! -- alsobald
schoß diese ihrem Berufe fanatisch ergebene Reini-
gungsperson, bewaffnet mit einem langen Borstbesen
hervor, riß den betreffenden Verschlag auf und
säuberte vermöge des Besens die Stelle. Meine
Collegen waren zu sehr Vieh, um sich hieraus etwas
zu machen, aber in mir hatte der Mensch Theil
an dergleichen Vorkommenheiten, in mir schämte
sich der Mensch vor einer solchen Ueberwachung
seiner eigensten und innersten Angelegenheiten. Ich
war oft in der größten Verlegenheit zwischen Müssen
und nicht Mögen, zwischen natürlichen Wünschen
und der Furcht vor der auflauernden und schon
zum conventionellen Borstbesen greifenden Dreck-
Griete!

Die Langeweile -- die Isolirung -- die ewig
drohende Kehrmagd -- meine Lage wurde von Tage
zu Tage fürchterlicher! Münchhausen war damals
unglücklich, ganz unglücklich! Das Schicksal hatte
mich zu hart angefaßt, ich war ein Opfer kalter
Schwärmerei geworden; das ist das Schrecklichste,
was es zwischen Himmel und Erde giebt.


nun ein Faſan eine Feder fallen, oder fiel ſonſt
etwas vor, was nicht zu vermeiden ſtand — lieber
Gott, man bleibt denn doch Thier! — alſobald
ſchoß dieſe ihrem Berufe fanatiſch ergebene Reini-
gungsperſon, bewaffnet mit einem langen Borſtbeſen
hervor, riß den betreffenden Verſchlag auf und
ſäuberte vermöge des Beſens die Stelle. Meine
Collegen waren zu ſehr Vieh, um ſich hieraus etwas
zu machen, aber in mir hatte der Menſch Theil
an dergleichen Vorkommenheiten, in mir ſchämte
ſich der Menſch vor einer ſolchen Ueberwachung
ſeiner eigenſten und innerſten Angelegenheiten. Ich
war oft in der größten Verlegenheit zwiſchen Müſſen
und nicht Mögen, zwiſchen natürlichen Wünſchen
und der Furcht vor der auflauernden und ſchon
zum conventionellen Borſtbeſen greifenden Dreck-
Griete!

Die Langeweile — die Iſolirung — die ewig
drohende Kehrmagd — meine Lage wurde von Tage
zu Tage fürchterlicher! Münchhauſen war damals
unglücklich, ganz unglücklich! Das Schickſal hatte
mich zu hart angefaßt, ich war ein Opfer kalter
Schwärmerei geworden; das iſt das Schrecklichſte,
was es zwiſchen Himmel und Erde giebt.


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[197/0215] nun ein Faſan eine Feder fallen, oder fiel ſonſt etwas vor, was nicht zu vermeiden ſtand — lieber Gott, man bleibt denn doch Thier! — alſobald ſchoß dieſe ihrem Berufe fanatiſch ergebene Reini- gungsperſon, bewaffnet mit einem langen Borſtbeſen hervor, riß den betreffenden Verſchlag auf und ſäuberte vermöge des Beſens die Stelle. Meine Collegen waren zu ſehr Vieh, um ſich hieraus etwas zu machen, aber in mir hatte der Menſch Theil an dergleichen Vorkommenheiten, in mir ſchämte ſich der Menſch vor einer ſolchen Ueberwachung ſeiner eigenſten und innerſten Angelegenheiten. Ich war oft in der größten Verlegenheit zwiſchen Müſſen und nicht Mögen, zwiſchen natürlichen Wünſchen und der Furcht vor der auflauernden und ſchon zum conventionellen Borſtbeſen greifenden Dreck- Griete! Die Langeweile — die Iſolirung — die ewig drohende Kehrmagd — meine Lage wurde von Tage zu Tage fürchterlicher! Münchhauſen war damals unglücklich, ganz unglücklich! Das Schickſal hatte mich zu hart angefaßt, ich war ein Opfer kalter Schwärmerei geworden; das iſt das Schrecklichſte, was es zwiſchen Himmel und Erde giebt.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/215>, abgerufen am 29.11.2024.