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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Wasser
dort scheint noch so ziemlich klar zu seyn, wie es
in diesem vermaledeiten Lande seyn kann, denn
freilich, Wasser von Utrecht ist es nicht. Ich will
unterdessen in der Elektra unseres großen Vondel
lesen. Er nahm ein Buch aus der Tasche, schlug
es auf, und las halblaut mit sonderbarem Pathos
die Anfangsverse der Vondelschen Elektra:

O zoon van Atreus zoon, die't opperste gezagh,
In't Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh,
Nu zietge zelf het gee, daer staegh uw hart nacr
haeckte.
Dit's Argos, d'oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte.
Dit's't woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier.
Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier,
En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde,
Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde ...

Ja, ja, unterbrach sich Myn Heer van Streef,
das ist denn freilich etwas Griechischer, als diese
helikonische Knüppeldammwirthschaft. Er summte
sacht in seinem Vondel weiter.

Sebulon hatte unterdessen die Reisetheema-
schine, welche sein Herr überall mit hinnahm, aus
dem Mantelsacke hervorgeholt, Feuer angezündet,
Wasser aus der Hippokrene geschöpft, es gekocht
und grünen Thee aufgeschüttet. Als das unent-

Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Waſſer
dort ſcheint noch ſo ziemlich klar zu ſeyn, wie es
in dieſem vermaledeiten Lande ſeyn kann, denn
freilich, Waſſer von Utrecht iſt es nicht. Ich will
unterdeſſen in der Elektra unſeres großen Vondel
leſen. Er nahm ein Buch aus der Taſche, ſchlug
es auf, und las halblaut mit ſonderbarem Pathos
die Anfangsverſe der Vondelſchen Elektra:

O zoon van Atreus zoon, die’t opperste gezagh,
In’t Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh,
Nu zietge zelf het gée, daer staegh uw hart nacr
haeckte.
Dit’s Argos, d’oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte.
Dit’s’t woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier.
Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier,
En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde,
Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde

Ja, ja, unterbrach ſich Myn Heer van Streef,
das iſt denn freilich etwas Griechiſcher, als dieſe
helikoniſche Knüppeldammwirthſchaft. Er ſummte
ſacht in ſeinem Vondel weiter.

Sebulon hatte unterdeſſen die Reiſetheema-
ſchine, welche ſein Herr überall mit hinnahm, aus
dem Mantelſacke hervorgeholt, Feuer angezündet,
Waſſer aus der Hippokrene geſchöpft, es gekocht
und grünen Thee aufgeſchüttet. Als das unent-

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[180/0198] Nutzen habe. Mache mir jetzt Thee, das Waſſer dort ſcheint noch ſo ziemlich klar zu ſeyn, wie es in dieſem vermaledeiten Lande ſeyn kann, denn freilich, Waſſer von Utrecht iſt es nicht. Ich will unterdeſſen in der Elektra unſeres großen Vondel leſen. Er nahm ein Buch aus der Taſche, ſchlug es auf, und las halblaut mit ſonderbarem Pathos die Anfangsverſe der Vondelſchen Elektra: O zoon van Atreus zoon, die’t opperste gezagh, In’t Grieksche Leeger had, toen hy voor Troje lagh, Nu zietge zelf het gée, daer staegh uw hart nacr haeckte. Dit’s Argos, d’oude Stad, daer uw gemoed om blaeckte. Dit’s’t woud van Jö zelf, dat dolgeprickelt dier. Het wolfsveld van Apol, den wolvenschrick, is hier, En dees vermaerde Kerck, die Argos Juno wydde, Rijst ginder hemelhoogh, aen uwe rechte zijde … Ja, ja, unterbrach ſich Myn Heer van Streef, das iſt denn freilich etwas Griechiſcher, als dieſe helikoniſche Knüppeldammwirthſchaft. Er ſummte ſacht in ſeinem Vondel weiter. Sebulon hatte unterdeſſen die Reiſetheema- ſchine, welche ſein Herr überall mit hinnahm, aus dem Mantelſacke hervorgeholt, Feuer angezündet, Waſſer aus der Hippokrene geſchöpft, es gekocht und grünen Thee aufgeſchüttet. Als das unent-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/198>, abgerufen am 27.04.2024.