ihres Stammes einem verdorbenen Elemente ein- zupflanzen, machen wir Käfer und Fliege zu an- ständigen Leuten, die in der guten Gesellschaft fortkommen können!
Allgemeiner Beifall folgte dieser Rede. Ein- stimmig beschloß man, das Roß des Trygäos und die blaue Schwärmerin sollten sittlich und anstän- dig werden, sie möchten wollen oder nicht. Vor- sichtig scharrte der Redner, der Ziegengatte Solon (sie hatten sich lauter Namen von weisen und erhabenen Männern des Alterthums beigelegt;) den Käfer von seinem Mahle mit der Klaue hin- weg und trieb ihn in eine Felsritze, die sofort durch einen vorgewälzten Kiesel zum Besserungs- gemache erschaffen wurde. Diese Unternehmung hatte wenig Schwierigkeiten gehabt, denn ehe ein Käfer zum Fliegen gelangt, dauert es einige Zeit mit Bauchdehnen und Halsrecken. Schlauer mußte man mit der Fliege zu Werke gehen, der wohl- beschwingten Schwärmerin. Indessen gelang es dem jungen Plato, einem Ziegengatten von der unerreichbarsten Hoheit der Gedanken, die zu Bes- sernde zu beschleichen, sie mit seinen Lippen zu er- schnappen und zwischen denselben nach dem Astloche
ihres Stammes einem verdorbenen Elemente ein- zupflanzen, machen wir Käfer und Fliege zu an- ſtändigen Leuten, die in der guten Geſellſchaft fortkommen können!
Allgemeiner Beifall folgte dieſer Rede. Ein- ſtimmig beſchloß man, das Roß des Trygäos und die blaue Schwärmerin ſollten ſittlich und anſtän- dig werden, ſie möchten wollen oder nicht. Vor- ſichtig ſcharrte der Redner, der Ziegengatte Solon (ſie hatten ſich lauter Namen von weiſen und erhabenen Männern des Alterthums beigelegt;) den Käfer von ſeinem Mahle mit der Klaue hin- weg und trieb ihn in eine Felsritze, die ſofort durch einen vorgewälzten Kieſel zum Beſſerungs- gemache erſchaffen wurde. Dieſe Unternehmung hatte wenig Schwierigkeiten gehabt, denn ehe ein Käfer zum Fliegen gelangt, dauert es einige Zeit mit Bauchdehnen und Halsrecken. Schlauer mußte man mit der Fliege zu Werke gehen, der wohl- beſchwingten Schwärmerin. Indeſſen gelang es dem jungen Plato, einem Ziegengatten von der unerreichbarſten Hoheit der Gedanken, die zu Beſ- ſernde zu beſchleichen, ſie mit ſeinen Lippen zu er- ſchnappen und zwiſchen denſelben nach dem Aſtloche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0178"n="160"/>
ihres Stammes einem verdorbenen Elemente ein-<lb/>
zupflanzen, machen wir Käfer und Fliege zu an-<lb/>ſtändigen Leuten, die in der guten Geſellſchaft<lb/>
fortkommen können!</p><lb/><p>Allgemeiner Beifall folgte dieſer Rede. Ein-<lb/>ſtimmig beſchloß man, das Roß des Trygäos und<lb/>
die blaue Schwärmerin ſollten ſittlich und anſtän-<lb/>
dig werden, ſie möchten wollen oder nicht. Vor-<lb/>ſichtig ſcharrte der Redner, der Ziegengatte Solon<lb/>
(ſie hatten ſich lauter Namen von weiſen und<lb/>
erhabenen Männern des Alterthums beigelegt;)<lb/>
den Käfer von ſeinem Mahle mit der Klaue hin-<lb/>
weg und trieb ihn in eine Felsritze, die ſofort<lb/>
durch einen vorgewälzten Kieſel zum Beſſerungs-<lb/>
gemache erſchaffen wurde. Dieſe Unternehmung<lb/>
hatte wenig Schwierigkeiten gehabt, denn ehe ein<lb/>
Käfer zum Fliegen gelangt, dauert es einige Zeit<lb/>
mit Bauchdehnen und Halsrecken. Schlauer mußte<lb/>
man mit der Fliege zu Werke gehen, der wohl-<lb/>
beſchwingten Schwärmerin. Indeſſen gelang es<lb/>
dem jungen Plato, einem Ziegengatten von der<lb/>
unerreichbarſten Hoheit der Gedanken, die zu Beſ-<lb/>ſernde zu beſchleichen, ſie mit ſeinen Lippen zu er-<lb/>ſchnappen und zwiſchen denſelben nach dem Aſtloche<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[160/0178]
ihres Stammes einem verdorbenen Elemente ein-
zupflanzen, machen wir Käfer und Fliege zu an-
ſtändigen Leuten, die in der guten Geſellſchaft
fortkommen können!
Allgemeiner Beifall folgte dieſer Rede. Ein-
ſtimmig beſchloß man, das Roß des Trygäos und
die blaue Schwärmerin ſollten ſittlich und anſtän-
dig werden, ſie möchten wollen oder nicht. Vor-
ſichtig ſcharrte der Redner, der Ziegengatte Solon
(ſie hatten ſich lauter Namen von weiſen und
erhabenen Männern des Alterthums beigelegt;)
den Käfer von ſeinem Mahle mit der Klaue hin-
weg und trieb ihn in eine Felsritze, die ſofort
durch einen vorgewälzten Kieſel zum Beſſerungs-
gemache erſchaffen wurde. Dieſe Unternehmung
hatte wenig Schwierigkeiten gehabt, denn ehe ein
Käfer zum Fliegen gelangt, dauert es einige Zeit
mit Bauchdehnen und Halsrecken. Schlauer mußte
man mit der Fliege zu Werke gehen, der wohl-
beſchwingten Schwärmerin. Indeſſen gelang es
dem jungen Plato, einem Ziegengatten von der
unerreichbarſten Hoheit der Gedanken, die zu Beſ-
ſernde zu beſchleichen, ſie mit ſeinen Lippen zu er-
ſchnappen und zwiſchen denſelben nach dem Aſtloche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/178>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.