Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.Gesicht und hatte nicht einmal mehr die Kraft, den Geſicht und hatte nicht einmal mehr die Kraft, den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0113" n="95"/> Geſicht und hatte nicht einmal mehr die Kraft, den<lb/> Diener auszuſchelten. Denn er konnte keine Nacht-<lb/> wachen vertragen; der Schlaf war ſein einziges<lb/> Bedürfniß, außer dieſem hatte er faſt keins. Als<lb/> er die Beſtellung gehört, rief er: Iſt denn der<lb/> Alte ganz des Teufels? und machte ſich mit dem<lb/> verdrießlichen Bedienten verdrießlich auf den Weg<lb/> zu ſeinem Wirthe. Unterweges gingen ſie an dem<lb/> Sägebocke des Schulmeiſters vorbei, an welchem<lb/> dieſer im Schweiße ſeines Antlitzes handthierte.<lb/> Er warf dem Freiherrn einen gerührten Blick zu,<lb/> hielt einen Augenblick mit ſeiner Arbeit inne und<lb/> ſagte: Obgleich Sie mich nicht lieben, Herr von<lb/> Münchhauſen, ſo haben Sie mir doch die größte<lb/> Wohlthat heut zu Nacht erwieſen. Ich verdanke<lb/> Ihnen mein Leben! — Daß ich nicht wüßte, ant-<lb/> wortete Münchhauſen betroffen. Im Hausflur<lb/> ſchnitt das Fräulein Bohnen. Sie ließ das Meſſer<lb/> ruhn und ſagte zu Münchhauſen: Verſtehſt du mich<lb/> in dieſem Augenblicke, Meiſter? — Nein! fuhr<lb/> Münchhauſen unwillkührlich heraus. — Wie!? rief<lb/> Emerentia überlaut und ließ vor Schreck die Boh-<lb/> nenſchüſſel auf den Boden fallen, daß das Geſchirr<lb/> zerbrach.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0113]
Geſicht und hatte nicht einmal mehr die Kraft, den
Diener auszuſchelten. Denn er konnte keine Nacht-
wachen vertragen; der Schlaf war ſein einziges
Bedürfniß, außer dieſem hatte er faſt keins. Als
er die Beſtellung gehört, rief er: Iſt denn der
Alte ganz des Teufels? und machte ſich mit dem
verdrießlichen Bedienten verdrießlich auf den Weg
zu ſeinem Wirthe. Unterweges gingen ſie an dem
Sägebocke des Schulmeiſters vorbei, an welchem
dieſer im Schweiße ſeines Antlitzes handthierte.
Er warf dem Freiherrn einen gerührten Blick zu,
hielt einen Augenblick mit ſeiner Arbeit inne und
ſagte: Obgleich Sie mich nicht lieben, Herr von
Münchhauſen, ſo haben Sie mir doch die größte
Wohlthat heut zu Nacht erwieſen. Ich verdanke
Ihnen mein Leben! — Daß ich nicht wüßte, ant-
wortete Münchhauſen betroffen. Im Hausflur
ſchnitt das Fräulein Bohnen. Sie ließ das Meſſer
ruhn und ſagte zu Münchhauſen: Verſtehſt du mich
in dieſem Augenblicke, Meiſter? — Nein! fuhr
Münchhauſen unwillkührlich heraus. — Wie!? rief
Emerentia überlaut und ließ vor Schreck die Boh-
nenſchüſſel auf den Boden fallen, daß das Geſchirr
zerbrach.
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