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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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hatte, sagte: Das ist ein rechtes Glück, Baas,
daß Ihr mir gerade heute die Lehre gegeben habt,
denn ich begegnete, wie ich die Pferde in die Nacht-
weide trieb, dem Pitter vom Bandkotten, auf den
ich schon längst fuchsfalsch bin, und da habe ich ihm
die Nase braun und blau geschlagen.

Dieses ging ja aber schnurstraks gegen die Ver-
mahnung! rief der Hofschulze.

Behüte Gott, versetzte der Rothhaarige. Als
zum Beispiel, so führte ich einen Zaunpfahl bei mir,
um damit die Pferde einzutreiben, und wie ich nun
den Pitter ansichtig wurde und ihn niedergeschmissen
hatte, so dachte ich, du willst dem Hund mit dem
Pfahl Eins versetzen, daß er auf Lebenszeit genug
hat, weil er nämlich an allen Mädchen herumca-
ressirt, so daß man gar nicht mehr ankommen kann.
Aber da dachte ich auch, daß ich so viel darüber
nachgedacht hatte: "Jach seyn zum Hader, zündet
Feuer an, und jach seyn zum Zanken, vergießt
Blut," und gab ihm bloß einen Puff auf die Nase
und damit gut, und dann noch einen Tritt in's
Kreuz und ließ ihn laufen.

Nun insofern mag es gut seyn, aber künftig
kannst du auch das Puffen und Treten unterlassen,

hatte, ſagte: Das iſt ein rechtes Glück, Baas,
daß Ihr mir gerade heute die Lehre gegeben habt,
denn ich begegnete, wie ich die Pferde in die Nacht-
weide trieb, dem Pitter vom Bandkotten, auf den
ich ſchon längſt fuchsfalſch bin, und da habe ich ihm
die Naſe braun und blau geſchlagen.

Dieſes ging ja aber ſchnurſtraks gegen die Ver-
mahnung! rief der Hofſchulze.

Behüte Gott, verſetzte der Rothhaarige. Als
zum Beiſpiel, ſo führte ich einen Zaunpfahl bei mir,
um damit die Pferde einzutreiben, und wie ich nun
den Pitter anſichtig wurde und ihn niedergeſchmiſſen
hatte, ſo dachte ich, du willſt dem Hund mit dem
Pfahl Eins verſetzen, daß er auf Lebenszeit genug
hat, weil er nämlich an allen Mädchen herumca-
reſſirt, ſo daß man gar nicht mehr ankommen kann.
Aber da dachte ich auch, daß ich ſo viel darüber
nachgedacht hatte: „Jach ſeyn zum Hader, zündet
Feuer an, und jach ſeyn zum Zanken, vergießt
Blut,“ und gab ihm bloß einen Puff auf die Naſe
und damit gut, und dann noch einen Tritt in’s
Kreuz und ließ ihn laufen.

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kannſt du auch das Puffen und Treten unterlaſſen,

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[317/0325] hatte, ſagte: Das iſt ein rechtes Glück, Baas, daß Ihr mir gerade heute die Lehre gegeben habt, denn ich begegnete, wie ich die Pferde in die Nacht- weide trieb, dem Pitter vom Bandkotten, auf den ich ſchon längſt fuchsfalſch bin, und da habe ich ihm die Naſe braun und blau geſchlagen. Dieſes ging ja aber ſchnurſtraks gegen die Ver- mahnung! rief der Hofſchulze. Behüte Gott, verſetzte der Rothhaarige. Als zum Beiſpiel, ſo führte ich einen Zaunpfahl bei mir, um damit die Pferde einzutreiben, und wie ich nun den Pitter anſichtig wurde und ihn niedergeſchmiſſen hatte, ſo dachte ich, du willſt dem Hund mit dem Pfahl Eins verſetzen, daß er auf Lebenszeit genug hat, weil er nämlich an allen Mädchen herumca- reſſirt, ſo daß man gar nicht mehr ankommen kann. Aber da dachte ich auch, daß ich ſo viel darüber nachgedacht hatte: „Jach ſeyn zum Hader, zündet Feuer an, und jach ſeyn zum Zanken, vergießt Blut,“ und gab ihm bloß einen Puff auf die Naſe und damit gut, und dann noch einen Tritt in’s Kreuz und ließ ihn laufen. Nun inſofern mag es gut ſeyn, aber künftig kannſt du auch das Puffen und Treten unterlaſſen,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/325>, abgerufen am 17.09.2024.