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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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hatte in seinem Leben nichts von einem: ch hinter
dem: s gehört, auch brachte er alle Töne hinten
aus der Gurgel, oder wenn man will, aus dem
Rachen hervor. Dagegen war dem Jäger das gött-
liche Geschenk, welches uns von den Thieren unter-
scheidet, ganz zwischen die Lippen und Vorderzähne
gelegt worden, von wo denn die Laute mit wun-
dersamer schwerträchtiger Fülle und sausendem Zi-
schen ausbrachen. Aber durch diese fremden Schaa-
len hindurch hatten der alte und der junge Mann
bald an einander Behagen gefunden. Da sie Beide
vom ächtesten Schrot und gewichtigsten Korn waren,
so mußten sie wohl Einer des Andern Kern erkennen.

Auf seiner Eckstube hatte jedoch der Jäger
auch Schaalen entdeckt, die ihn nach ihrem Kerne
verlangen machten. Er sah nämlich, als er seine
leichten Habseligkeiten und schweren Goldrollen aus
der Jagdtasche nahm, um sich häuslich einzurichten,
in der Ecke des Zimmers ein Nachthäubchen, ein
Tüchlein und ein Röckchen sauber über die Lehne
eines Stuhles gehängt. Alle diese Stücke waren,
wie der Augenschein lehrte, getragen, dennoch leuch-
teten sie von Schneeweiße. Ei! rief der Jäger,
hat hier vor mir ein hübsches Maidel gehaust?

hatte in ſeinem Leben nichts von einem: ch hinter
dem: ſ gehört, auch brachte er alle Töne hinten
aus der Gurgel, oder wenn man will, aus dem
Rachen hervor. Dagegen war dem Jäger das gött-
liche Geſchenk, welches uns von den Thieren unter-
ſcheidet, ganz zwiſchen die Lippen und Vorderzähne
gelegt worden, von wo denn die Laute mit wun-
derſamer ſchwerträchtiger Fülle und ſauſendem Zi-
ſchen ausbrachen. Aber durch dieſe fremden Schaa-
len hindurch hatten der alte und der junge Mann
bald an einander Behagen gefunden. Da ſie Beide
vom ächteſten Schrot und gewichtigſten Korn waren,
ſo mußten ſie wohl Einer des Andern Kern erkennen.

Auf ſeiner Eckſtube hatte jedoch der Jäger
auch Schaalen entdeckt, die ihn nach ihrem Kerne
verlangen machten. Er ſah nämlich, als er ſeine
leichten Habſeligkeiten und ſchweren Goldrollen aus
der Jagdtaſche nahm, um ſich häuslich einzurichten,
in der Ecke des Zimmers ein Nachthäubchen, ein
Tüchlein und ein Röckchen ſauber über die Lehne
eines Stuhles gehängt. Alle dieſe Stücke waren,
wie der Augenſchein lehrte, getragen, dennoch leuch-
teten ſie von Schneeweiße. Ei! rief der Jäger,
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[315/0323] hatte in ſeinem Leben nichts von einem: ch hinter dem: ſ gehört, auch brachte er alle Töne hinten aus der Gurgel, oder wenn man will, aus dem Rachen hervor. Dagegen war dem Jäger das gött- liche Geſchenk, welches uns von den Thieren unter- ſcheidet, ganz zwiſchen die Lippen und Vorderzähne gelegt worden, von wo denn die Laute mit wun- derſamer ſchwerträchtiger Fülle und ſauſendem Zi- ſchen ausbrachen. Aber durch dieſe fremden Schaa- len hindurch hatten der alte und der junge Mann bald an einander Behagen gefunden. Da ſie Beide vom ächteſten Schrot und gewichtigſten Korn waren, ſo mußten ſie wohl Einer des Andern Kern erkennen. Auf ſeiner Eckſtube hatte jedoch der Jäger auch Schaalen entdeckt, die ihn nach ihrem Kerne verlangen machten. Er ſah nämlich, als er ſeine leichten Habſeligkeiten und ſchweren Goldrollen aus der Jagdtaſche nahm, um ſich häuslich einzurichten, in der Ecke des Zimmers ein Nachthäubchen, ein Tüchlein und ein Röckchen ſauber über die Lehne eines Stuhles gehängt. Alle dieſe Stücke waren, wie der Augenſchein lehrte, getragen, dennoch leuch- teten ſie von Schneeweiße. Ei! rief der Jäger, hat hier vor mir ein hübſches Maidel gehauſt?

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/323>, abgerufen am 17.09.2024.