setzten sie sich auf einen großen Stein, der dort nebst mehreren Andern lag, im Schatten einer mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an, in welcher er nun seinen Weg fortsetzen müsse, und sagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und sei gescheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder Peppel habhaft werden, der solche abscheuliche Lügen ausgedacht hat. Und sobald du ihn entdeckt hast, gieb mir Nachricht.
Ich werd' g'scheidt seyn, erwiederte der alte Jochem. Ich frage immer so sacht und unter der Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der sich Schrimbs oder Peppel schreibt, und es müßte mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch nicht ausfindig machen wollte. Sie halten sich der- weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein Weiteres vernehmen.
Wohl, sagte der junge Mann, und nur immer äußerst vorsichtig und bedachtsam gehandelt, Jochem, denn wir sind nicht mehr im lieben Schwabenland, sondern dahaußen unter Sachsen und Franken.
Die wüsten Kerl'! versetzte der alte Jochem. Sie haben halt lang von Schwabenstreichen gesprochen,
ſetzten ſie ſich auf einen großen Stein, der dort nebſt mehreren Andern lag, im Schatten einer mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an, in welcher er nun ſeinen Weg fortſetzen müſſe, und ſagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und ſei geſcheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder Peppel habhaft werden, der ſolche abſcheuliche Lügen ausgedacht hat. Und ſobald du ihn entdeckt haſt, gieb mir Nachricht.
Ich werd’ g’ſcheidt ſeyn, erwiederte der alte Jochem. Ich frage immer ſo ſacht und unter der Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der ſich Schrimbs oder Peppel ſchreibt, und es müßte mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch nicht ausfindig machen wollte. Sie halten ſich der- weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein Weiteres vernehmen.
Wohl, ſagte der junge Mann, und nur immer äußerſt vorſichtig und bedachtſam gehandelt, Jochem, denn wir ſind nicht mehr im lieben Schwabenland, ſondern dahaußen unter Sachſen und Franken.
Die wüſten Kerl’! verſetzte der alte Jochem. Sie haben halt lang von Schwabenſtreichen geſprochen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0308"n="300"/>ſetzten ſie ſich auf einen großen Stein, der dort<lb/>
nebſt mehreren Andern lag, im Schatten einer<lb/>
mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten<lb/>
Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an,<lb/>
in welcher er nun ſeinen Weg fortſetzen müſſe,<lb/>
und ſagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und ſei<lb/>
geſcheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder<lb/>
Peppel habhaft werden, der ſolche abſcheuliche Lügen<lb/>
ausgedacht hat. Und ſobald du ihn entdeckt haſt,<lb/>
gieb mir Nachricht.</p><lb/><p>Ich werd’ g’ſcheidt ſeyn, erwiederte der alte<lb/>
Jochem. Ich frage immer ſo ſacht und unter der<lb/>
Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der<lb/>ſich Schrimbs oder Peppel ſchreibt, und es müßte<lb/>
mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch<lb/>
nicht ausfindig machen wollte. Sie halten ſich der-<lb/>
weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein<lb/>
Weiteres vernehmen.</p><lb/><p>Wohl, ſagte der junge Mann, und nur immer<lb/>
äußerſt vorſichtig und bedachtſam gehandelt, Jochem,<lb/>
denn wir ſind nicht mehr im lieben Schwabenland,<lb/>ſondern dahaußen unter Sachſen und Franken.</p><lb/><p>Die wüſten Kerl’! verſetzte der alte Jochem. Sie<lb/>
haben halt lang von Schwabenſtreichen geſprochen,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[300/0308]
ſetzten ſie ſich auf einen großen Stein, der dort
nebſt mehreren Andern lag, im Schatten einer
mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten
Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an,
in welcher er nun ſeinen Weg fortſetzen müſſe,
und ſagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und ſei
geſcheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder
Peppel habhaft werden, der ſolche abſcheuliche Lügen
ausgedacht hat. Und ſobald du ihn entdeckt haſt,
gieb mir Nachricht.
Ich werd’ g’ſcheidt ſeyn, erwiederte der alte
Jochem. Ich frage immer ſo ſacht und unter der
Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der
ſich Schrimbs oder Peppel ſchreibt, und es müßte
mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch
nicht ausfindig machen wollte. Sie halten ſich der-
weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein
Weiteres vernehmen.
Wohl, ſagte der junge Mann, und nur immer
äußerſt vorſichtig und bedachtſam gehandelt, Jochem,
denn wir ſind nicht mehr im lieben Schwabenland,
ſondern dahaußen unter Sachſen und Franken.
Die wüſten Kerl’! verſetzte der alte Jochem. Sie
haben halt lang von Schwabenſtreichen geſprochen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/308>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.