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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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unserer Gemarke wohnen, gegen die werde ich Ihnen
zu Ihrem Rechte helfen, dazu haben wir noch Mittel.

Oho! sagte einer der Bauern halb laut zu ihm;
thut Ihr doch, Schulte, als hättet Ihr immer
das Strop *) im Rockärmel bei Euch. Wann soll die
Heimlichkeit vor sich gehen?

Schweigt, Baumschulte, denn solche spöttliche
Worte möchten Euch zu Schaden werden, versetzte
der Alte mit Ernst.

Der Angeredete wurde betreten, schlug die
Augen nieder und erwiederte kein Wort. Lisbeth
dankte dem Alten für die zugesagte Hülfe und
fragte nach den Wegen und Stegen zu den Andern,
die sie noch in der Schreibtafel hatte. Der Hof-
schulze bezeichnete ihr den Pfad zu dem nächsten
Hofe über die Pfaffenwiese, an den drei Mühlen
vorbei, durch die Hollenberge. Als sie ihren Stroh-
hut aufgesetzt, ihren Stecken genommen, für gute Be-
wirthung gedankt, und sich solchergestalt zum Gehen
gerüstet hatte, bat er sie, bei der Wiederkehr sich
so einzurichten, daß sie die Hochzeit über und bis
zum zweiten Tage nach derselben im Hofe bleibe,

*) So heißt in manchen Gegenden ein Strick.

unſerer Gemarke wohnen, gegen die werde ich Ihnen
zu Ihrem Rechte helfen, dazu haben wir noch Mittel.

Oho! ſagte einer der Bauern halb laut zu ihm;
thut Ihr doch, Schulte, als hättet Ihr immer
das Strop *) im Rockärmel bei Euch. Wann ſoll die
Heimlichkeit vor ſich gehen?

Schweigt, Baumſchulte, denn ſolche ſpöttliche
Worte möchten Euch zu Schaden werden, verſetzte
der Alte mit Ernſt.

Der Angeredete wurde betreten, ſchlug die
Augen nieder und erwiederte kein Wort. Lisbeth
dankte dem Alten für die zugeſagte Hülfe und
fragte nach den Wegen und Stegen zu den Andern,
die ſie noch in der Schreibtafel hatte. Der Hof-
ſchulze bezeichnete ihr den Pfad zu dem nächſten
Hofe über die Pfaffenwieſe, an den drei Mühlen
vorbei, durch die Hollenberge. Als ſie ihren Stroh-
hut aufgeſetzt, ihren Stecken genommen, für gute Be-
wirthung gedankt, und ſich ſolchergeſtalt zum Gehen
gerüſtet hatte, bat er ſie, bei der Wiederkehr ſich
ſo einzurichten, daß ſie die Hochzeit über und bis
zum zweiten Tage nach derſelben im Hofe bleibe,

*) So heißt in manchen Gegenden ein Strick.
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[271/0279] unſerer Gemarke wohnen, gegen die werde ich Ihnen zu Ihrem Rechte helfen, dazu haben wir noch Mittel. Oho! ſagte einer der Bauern halb laut zu ihm; thut Ihr doch, Schulte, als hättet Ihr immer das Strop *) im Rockärmel bei Euch. Wann ſoll die Heimlichkeit vor ſich gehen? Schweigt, Baumſchulte, denn ſolche ſpöttliche Worte möchten Euch zu Schaden werden, verſetzte der Alte mit Ernſt. Der Angeredete wurde betreten, ſchlug die Augen nieder und erwiederte kein Wort. Lisbeth dankte dem Alten für die zugeſagte Hülfe und fragte nach den Wegen und Stegen zu den Andern, die ſie noch in der Schreibtafel hatte. Der Hof- ſchulze bezeichnete ihr den Pfad zu dem nächſten Hofe über die Pfaffenwieſe, an den drei Mühlen vorbei, durch die Hollenberge. Als ſie ihren Stroh- hut aufgeſetzt, ihren Stecken genommen, für gute Be- wirthung gedankt, und ſich ſolchergeſtalt zum Gehen gerüſtet hatte, bat er ſie, bei der Wiederkehr ſich ſo einzurichten, daß ſie die Hochzeit über und bis zum zweiten Tage nach derſelben im Hofe bleibe, *) So heißt in manchen Gegenden ein Strick.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/279>, abgerufen am 18.06.2024.