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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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gegangen wäre, haben den Befreiungskrieg mitgemacht, hängen das Maul und sehen grimmig aus. --

Die werden wohl am flinksten bedient? -- Keineswegs. Sie müssen erst dreimal rufen und dann etwas fluchen, ehe sie das Ihrige erhalten. So einer hat nur Vergnügen von der Sache, wenn er sich gelinde dabei ärgert. Dann schmeckt ihm der Wein, darum erhält er ihn auch nicht ohne diese Zuthat. -- Nun folgt Ihre Classe, nämlich die der Verliebten. Diese zerfällt in zwei Unterabtheilungen, es giebt nämlich glückliche und unglückliche Liebende. Ich bin discret, warum soll ich einem Pärchen, das sich den Eltern oder Vormündern zum Trotz gern haben möchte, nicht einen stillen Ort gewähren? Nun, weil ich discret bin, kein Wort mehr von dieser Materie. Im Allgemeinen muß ich nur noch sagen, daß mir diese Classe mit am meisten einbringt, denn die glücklichen Liebenden fordern immer das Delicateste, und die unglücklichen sind wenigstens außerordentlich durstig. Der Mensch wird nie innerlich trockener, als wenn er viel weint.

Sie sind mir noch die fünfte Classe schuldig geblieben.

Da sitzen drei Exemplare von derselben, sagte der Wirth und wies in eine Ecke des Zimmers. Ich sah drei ältliche Männer um einen Tisch sitzen, bleich, mit regungslosen Gesichtern und im gemessenen Tempo ihre Gläser zum Munde führend. Man wußte nicht, blickten sie einander an oder nicht, sie schauten starr vor sich hin, und wenn sie nicht tranken, so machte jeder mit den

gegangen wäre, haben den Befreiungskrieg mitgemacht, hängen das Maul und sehen grimmig aus. —

Die werden wohl am flinksten bedient? — Keineswegs. Sie müssen erst dreimal rufen und dann etwas fluchen, ehe sie das Ihrige erhalten. So einer hat nur Vergnügen von der Sache, wenn er sich gelinde dabei ärgert. Dann schmeckt ihm der Wein, darum erhält er ihn auch nicht ohne diese Zuthat. — Nun folgt Ihre Classe, nämlich die der Verliebten. Diese zerfällt in zwei Unterabtheilungen, es giebt nämlich glückliche und unglückliche Liebende. Ich bin discret, warum soll ich einem Pärchen, das sich den Eltern oder Vormündern zum Trotz gern haben möchte, nicht einen stillen Ort gewähren? Nun, weil ich discret bin, kein Wort mehr von dieser Materie. Im Allgemeinen muß ich nur noch sagen, daß mir diese Classe mit am meisten einbringt, denn die glücklichen Liebenden fordern immer das Delicateste, und die unglücklichen sind wenigstens außerordentlich durstig. Der Mensch wird nie innerlich trockener, als wenn er viel weint.

Sie sind mir noch die fünfte Classe schuldig geblieben.

Da sitzen drei Exemplare von derselben, sagte der Wirth und wies in eine Ecke des Zimmers. Ich sah drei ältliche Männer um einen Tisch sitzen, bleich, mit regungslosen Gesichtern und im gemessenen Tempo ihre Gläser zum Munde führend. Man wußte nicht, blickten sie einander an oder nicht, sie schauten starr vor sich hin, und wenn sie nicht tranken, so machte jeder mit den

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[0073] gegangen wäre, haben den Befreiungskrieg mitgemacht, hängen das Maul und sehen grimmig aus. — Die werden wohl am flinksten bedient? — Keineswegs. Sie müssen erst dreimal rufen und dann etwas fluchen, ehe sie das Ihrige erhalten. So einer hat nur Vergnügen von der Sache, wenn er sich gelinde dabei ärgert. Dann schmeckt ihm der Wein, darum erhält er ihn auch nicht ohne diese Zuthat. — Nun folgt Ihre Classe, nämlich die der Verliebten. Diese zerfällt in zwei Unterabtheilungen, es giebt nämlich glückliche und unglückliche Liebende. Ich bin discret, warum soll ich einem Pärchen, das sich den Eltern oder Vormündern zum Trotz gern haben möchte, nicht einen stillen Ort gewähren? Nun, weil ich discret bin, kein Wort mehr von dieser Materie. Im Allgemeinen muß ich nur noch sagen, daß mir diese Classe mit am meisten einbringt, denn die glücklichen Liebenden fordern immer das Delicateste, und die unglücklichen sind wenigstens außerordentlich durstig. Der Mensch wird nie innerlich trockener, als wenn er viel weint. Sie sind mir noch die fünfte Classe schuldig geblieben. Da sitzen drei Exemplare von derselben, sagte der Wirth und wies in eine Ecke des Zimmers. Ich sah drei ältliche Männer um einen Tisch sitzen, bleich, mit regungslosen Gesichtern und im gemessenen Tempo ihre Gläser zum Munde führend. Man wußte nicht, blickten sie einander an oder nicht, sie schauten starr vor sich hin, und wenn sie nicht tranken, so machte jeder mit den

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/73>, abgerufen am 22.11.2024.