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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ihr logirt haben. Lies nur weiter, du sollst deinen Carneval mit einer Generalbeichte erkaufen! Was was zu thun? Ich las weiter, aber sehr beklommen und verlegen, wie folgt.

Der Morgen dampfte über dem Thale, endlich siegte die Sonne und spiegelte ihr Bild im Thau. Die Felsen standen beleuchtet von scharfem Licht, zwischen ihnen spielte die Lahn mit dem wunderbaren Leben ihrer tausend Quellen und Quellchen, Sprudel und Bläschen. Ich eilte ins Freie. Wohin sollte dieses Abenteuer führen? und doch dachte ich nur sie, und doch drängte es mich mit unwiderstehlicher Gewalt, mein ganzes Herz vor ihr auszuschütten. Ich rannte über die Brücke, der Pfad lief durch Wiesen und Thal, wo mächtige Eichen und Buchen eine grüne tiefe Einsamkeit schufen. Ich entfernte mich immer weiter von dem Geräusche der Menschen, von dem Hause, in dem sie wohnte, und doch meinte ich, sie müsse mir im nächsten Augenblicke unter diesen Bäumen entgegentreten. Am stillsten heimlichsten Waldplützchen, im verschwiegnen Säuseln der Aeste übermannte mich mein Gefühl, laut rief ich: Sidonie! Geliebte Sidonie! und drückte das Gesicht ins Tuch. War es Täuschung der erhitzten Sinne? Hier bin ich, antwortete eine Stimme hinter mir.

Ich drehe mich um, Sidonie eilt mir nach, durch die Bäume entgegen. Ihr weißes Gewand wehte, ihr

ihr logirt haben. Lies nur weiter, du sollst deinen Carneval mit einer Generalbeichte erkaufen! Was was zu thun? Ich las weiter, aber sehr beklommen und verlegen, wie folgt.

Der Morgen dampfte über dem Thale, endlich siegte die Sonne und spiegelte ihr Bild im Thau. Die Felsen standen beleuchtet von scharfem Licht, zwischen ihnen spielte die Lahn mit dem wunderbaren Leben ihrer tausend Quellen und Quellchen, Sprudel und Bläschen. Ich eilte ins Freie. Wohin sollte dieses Abenteuer führen? und doch dachte ich nur sie, und doch drängte es mich mit unwiderstehlicher Gewalt, mein ganzes Herz vor ihr auszuschütten. Ich rannte über die Brücke, der Pfad lief durch Wiesen und Thal, wo mächtige Eichen und Buchen eine grüne tiefe Einsamkeit schufen. Ich entfernte mich immer weiter von dem Geräusche der Menschen, von dem Hause, in dem sie wohnte, und doch meinte ich, sie müsse mir im nächsten Augenblicke unter diesen Bäumen entgegentreten. Am stillsten heimlichsten Waldplützchen, im verschwiegnen Säuseln der Aeste übermannte mich mein Gefühl, laut rief ich: Sidonie! Geliebte Sidonie! und drückte das Gesicht ins Tuch. War es Täuschung der erhitzten Sinne? Hier bin ich, antwortete eine Stimme hinter mir.

Ich drehe mich um, Sidonie eilt mir nach, durch die Bäume entgegen. Ihr weißes Gewand wehte, ihr

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[0045] ihr logirt haben. Lies nur weiter, du sollst deinen Carneval mit einer Generalbeichte erkaufen! Was was zu thun? Ich las weiter, aber sehr beklommen und verlegen, wie folgt. Der Morgen dampfte über dem Thale, endlich siegte die Sonne und spiegelte ihr Bild im Thau. Die Felsen standen beleuchtet von scharfem Licht, zwischen ihnen spielte die Lahn mit dem wunderbaren Leben ihrer tausend Quellen und Quellchen, Sprudel und Bläschen. Ich eilte ins Freie. Wohin sollte dieses Abenteuer führen? und doch dachte ich nur sie, und doch drängte es mich mit unwiderstehlicher Gewalt, mein ganzes Herz vor ihr auszuschütten. Ich rannte über die Brücke, der Pfad lief durch Wiesen und Thal, wo mächtige Eichen und Buchen eine grüne tiefe Einsamkeit schufen. Ich entfernte mich immer weiter von dem Geräusche der Menschen, von dem Hause, in dem sie wohnte, und doch meinte ich, sie müsse mir im nächsten Augenblicke unter diesen Bäumen entgegentreten. Am stillsten heimlichsten Waldplützchen, im verschwiegnen Säuseln der Aeste übermannte mich mein Gefühl, laut rief ich: Sidonie! Geliebte Sidonie! und drückte das Gesicht ins Tuch. War es Täuschung der erhitzten Sinne? Hier bin ich, antwortete eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um, Sidonie eilt mir nach, durch die Bäume entgegen. Ihr weißes Gewand wehte, ihr

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/45>, abgerufen am 24.11.2024.