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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Unten im Flur fragte mich der Kellner, ob ich an der Table d'hote speisen werde, einer der Gäste habe sich nach mir erkundigt. Ich ließ mich an die Tafel und zu diesem Gaste führen, und fand Niemand anders, als den Arzt vom Felsen. Ich nahm an seiner Seite Platz. Ein Gespräch entspann sich zwischen uns, aber nicht das, welches ich wünschte; der Fremde hielt es, wie geflissentlich, bei den allgemeinsten Gegenständen fest. Und doch hatte er sich nach mir erkundigt! Es schien mithin, als habe er mir etwas vertrauen wollen. Meine Neugier, meine Ungeduld wuchs, endlich fuhr ich heraus: Sie werden es natürlich finden, mein Herr, daß ich gern wissen möchte, warum ich Ihrer Dame heute Wasser schöpfen mußte. Darf ich, ohne eine Indiscretion zu begehen, Sie um eine Antwort auf diese Frage bitten?

Der Arzt bedachte sich eine Weile und sagte dann: Hier unter dem Geklapper der Teller und bei dem Geschwätze einer Wirthstafel möchte nicht der Ort sein, von den zartesten Wundern der Welt zu reden. Indessen will ich Ihnen gern sagen, was ich sagen kann. Wenn ich Sie nachher auf Ihr Zimmer begleiten darf, erfülle ich gern Ihren Wunsch. Nur, setzte er lächelnd hinzu, geben Sie von vornherein auf, begreifen zu wollen! Hier hat unsere Weisheit ein Ende. -- Ich sagte ihm das zu. Er fragte mich nun um meine Meinung vom Magnetismus und von allen den sonderbaren Entdeckungen, die seit einigen Decennien die Aufmerksamkeit der Sinnenden in hohem Grade erregt haben. Ich sprach, wie

Unten im Flur fragte mich der Kellner, ob ich an der Table d'hote speisen werde, einer der Gäste habe sich nach mir erkundigt. Ich ließ mich an die Tafel und zu diesem Gaste führen, und fand Niemand anders, als den Arzt vom Felsen. Ich nahm an seiner Seite Platz. Ein Gespräch entspann sich zwischen uns, aber nicht das, welches ich wünschte; der Fremde hielt es, wie geflissentlich, bei den allgemeinsten Gegenständen fest. Und doch hatte er sich nach mir erkundigt! Es schien mithin, als habe er mir etwas vertrauen wollen. Meine Neugier, meine Ungeduld wuchs, endlich fuhr ich heraus: Sie werden es natürlich finden, mein Herr, daß ich gern wissen möchte, warum ich Ihrer Dame heute Wasser schöpfen mußte. Darf ich, ohne eine Indiscretion zu begehen, Sie um eine Antwort auf diese Frage bitten?

Der Arzt bedachte sich eine Weile und sagte dann: Hier unter dem Geklapper der Teller und bei dem Geschwätze einer Wirthstafel möchte nicht der Ort sein, von den zartesten Wundern der Welt zu reden. Indessen will ich Ihnen gern sagen, was ich sagen kann. Wenn ich Sie nachher auf Ihr Zimmer begleiten darf, erfülle ich gern Ihren Wunsch. Nur, setzte er lächelnd hinzu, geben Sie von vornherein auf, begreifen zu wollen! Hier hat unsere Weisheit ein Ende. — Ich sagte ihm das zu. Er fragte mich nun um meine Meinung vom Magnetismus und von allen den sonderbaren Entdeckungen, die seit einigen Decennien die Aufmerksamkeit der Sinnenden in hohem Grade erregt haben. Ich sprach, wie

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[0023] Unten im Flur fragte mich der Kellner, ob ich an der Table d'hote speisen werde, einer der Gäste habe sich nach mir erkundigt. Ich ließ mich an die Tafel und zu diesem Gaste führen, und fand Niemand anders, als den Arzt vom Felsen. Ich nahm an seiner Seite Platz. Ein Gespräch entspann sich zwischen uns, aber nicht das, welches ich wünschte; der Fremde hielt es, wie geflissentlich, bei den allgemeinsten Gegenständen fest. Und doch hatte er sich nach mir erkundigt! Es schien mithin, als habe er mir etwas vertrauen wollen. Meine Neugier, meine Ungeduld wuchs, endlich fuhr ich heraus: Sie werden es natürlich finden, mein Herr, daß ich gern wissen möchte, warum ich Ihrer Dame heute Wasser schöpfen mußte. Darf ich, ohne eine Indiscretion zu begehen, Sie um eine Antwort auf diese Frage bitten? Der Arzt bedachte sich eine Weile und sagte dann: Hier unter dem Geklapper der Teller und bei dem Geschwätze einer Wirthstafel möchte nicht der Ort sein, von den zartesten Wundern der Welt zu reden. Indessen will ich Ihnen gern sagen, was ich sagen kann. Wenn ich Sie nachher auf Ihr Zimmer begleiten darf, erfülle ich gern Ihren Wunsch. Nur, setzte er lächelnd hinzu, geben Sie von vornherein auf, begreifen zu wollen! Hier hat unsere Weisheit ein Ende. — Ich sagte ihm das zu. Er fragte mich nun um meine Meinung vom Magnetismus und von allen den sonderbaren Entdeckungen, die seit einigen Decennien die Aufmerksamkeit der Sinnenden in hohem Grade erregt haben. Ich sprach, wie

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/23>, abgerufen am 22.11.2024.