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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Sich ... Liebes Kind, es ist schwer, darüber zu reden. Aber glaube mir, es ist so, wie ich es meine, und alle unsere klugen Leute sind darüber einverstanden.

Sie nahm das Blatt der Zeitung, über die wir stritten, in die Hand, und rief auf einmal, aus demselben zu mir aufsehend: Hm! Was steht denn hier? Lies doch! -- Ich las unter den vermischten Anzeigen folgende:

Die interessantesten Erinnerungen vom Felsen Bäderlei bei Ems erwarten einen Mann von Geist und Gefühl am Fastnachts-Abend, vor dem großen Ballsaale.

Ich stand stumm und starr vor Schreck, Erstaunen -- geheimer Freude. Die Anzeige ging mich an, sie bezog sich auf mein Emser Abenteuer, eine Unbekannte, deren Andenken der Ehestand keineswegs ganz vertilgt hatte, gab mir ein Zeichen -- unbegreiflich! Wie hatte sie voraussetzen können, daß ich gerade dieses Blatt lesen würde? Eine Fülle trauriger und zärtlicher Bilder gaukelte vor meinem Geist, ich wünschte allein zu sein, in Gegenwart einer Gattin kann man sich gewissen Erinnerungen nicht mit Unbefangenheit hingeben. Meine Frau ging aber nicht, sondern schloß das Pult auf, kramte unter den darinliegenden Heften, zog ein vollgeschriebenes Buch hervor, legte es auf den Tisch, und sagte, mit dem Finger auf eine Seite deutend: Ich will dir Gesellschaft leisten, du wirst als höflicher Gemahl mich unterhalten.

Es war mein Gedenkbuch, was vor mir lag, es

Sich ... Liebes Kind, es ist schwer, darüber zu reden. Aber glaube mir, es ist so, wie ich es meine, und alle unsere klugen Leute sind darüber einverstanden.

Sie nahm das Blatt der Zeitung, über die wir stritten, in die Hand, und rief auf einmal, aus demselben zu mir aufsehend: Hm! Was steht denn hier? Lies doch! — Ich las unter den vermischten Anzeigen folgende:

Die interessantesten Erinnerungen vom Felsen Bäderlei bei Ems erwarten einen Mann von Geist und Gefühl am Fastnachts-Abend, vor dem großen Ballsaale.

Ich stand stumm und starr vor Schreck, Erstaunen — geheimer Freude. Die Anzeige ging mich an, sie bezog sich auf mein Emser Abenteuer, eine Unbekannte, deren Andenken der Ehestand keineswegs ganz vertilgt hatte, gab mir ein Zeichen — unbegreiflich! Wie hatte sie voraussetzen können, daß ich gerade dieses Blatt lesen würde? Eine Fülle trauriger und zärtlicher Bilder gaukelte vor meinem Geist, ich wünschte allein zu sein, in Gegenwart einer Gattin kann man sich gewissen Erinnerungen nicht mit Unbefangenheit hingeben. Meine Frau ging aber nicht, sondern schloß das Pult auf, kramte unter den darinliegenden Heften, zog ein vollgeschriebenes Buch hervor, legte es auf den Tisch, und sagte, mit dem Finger auf eine Seite deutend: Ich will dir Gesellschaft leisten, du wirst als höflicher Gemahl mich unterhalten.

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[0017] Sich ... Liebes Kind, es ist schwer, darüber zu reden. Aber glaube mir, es ist so, wie ich es meine, und alle unsere klugen Leute sind darüber einverstanden. Sie nahm das Blatt der Zeitung, über die wir stritten, in die Hand, und rief auf einmal, aus demselben zu mir aufsehend: Hm! Was steht denn hier? Lies doch! — Ich las unter den vermischten Anzeigen folgende: Die interessantesten Erinnerungen vom Felsen Bäderlei bei Ems erwarten einen Mann von Geist und Gefühl am Fastnachts-Abend, vor dem großen Ballsaale. Ich stand stumm und starr vor Schreck, Erstaunen — geheimer Freude. Die Anzeige ging mich an, sie bezog sich auf mein Emser Abenteuer, eine Unbekannte, deren Andenken der Ehestand keineswegs ganz vertilgt hatte, gab mir ein Zeichen — unbegreiflich! Wie hatte sie voraussetzen können, daß ich gerade dieses Blatt lesen würde? Eine Fülle trauriger und zärtlicher Bilder gaukelte vor meinem Geist, ich wünschte allein zu sein, in Gegenwart einer Gattin kann man sich gewissen Erinnerungen nicht mit Unbefangenheit hingeben. Meine Frau ging aber nicht, sondern schloß das Pult auf, kramte unter den darinliegenden Heften, zog ein vollgeschriebenes Buch hervor, legte es auf den Tisch, und sagte, mit dem Finger auf eine Seite deutend: Ich will dir Gesellschaft leisten, du wirst als höflicher Gemahl mich unterhalten. Es war mein Gedenkbuch, was vor mir lag, es

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/17>, abgerufen am 22.11.2024.