Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785. Obfstr. Nun was ist es? -- Was ich helfen kann -- Pastor. Der alte Friz, der schon bei dem vorigen Amtmann -- -- -- der schon dreißig Jahre auf dem Amte ist, hat gestern seinen Abschied bekommen. Obfstr. Das ist schlecht vom Amtmann. Einen Hund schaffe ich nicht ab, wenn er auch noch so alt ist, wenn er auch kein Glied mehr rühren kann; und der Amt- mann -- Pfui! Pastor. Was mir leid thut: man ist von allem Ihrem Gesinde des Guten so gewohnt, und Ihr Mat- thes hat durch boshafte, tückische Streiche den Mann vom Amte weggebracht. Obfstr. Nun, der Matthes entläuft seinem Galgen nicht. Da hat es -- Pastor. Der arme alte Mann hat die kranke Frau -- die vielen Kinder! Es ist denn doch ein schreckliches Schicksal -- In seiner Jugend -- Husar, fast zum Krüppel gehauen und keine Pension -- auf seine alten Tage auch aus dem Dienste noch verabschiedet! Er soll wie verzweifelnd im Orte herumgehen. Obfstr. Armer, armer Teufel! Pastor. Wenn man ihn nur erst den Winter durch- brächte. -- Ich habe darum eine kleine Kollekte ver- anstaltet -- -- E 5
Obfſtr. Nun was iſt es? — Was ich helfen kann — Paſtor. Der alte Friz, der ſchon bei dem vorigen Amtmann — — — der ſchon dreißig Jahre auf dem Amte iſt, hat geſtern ſeinen Abſchied bekommen. Obfſtr. Das iſt ſchlecht vom Amtmann. Einen Hund ſchaffe ich nicht ab, wenn er auch noch ſo alt iſt, wenn er auch kein Glied mehr ruͤhren kann; und der Amt- mann — Pfui! Paſtor. Was mir leid thut: man iſt von allem Ihrem Geſinde des Guten ſo gewohnt, und Ihr Mat- thes hat durch boshafte, tuͤckiſche Streiche den Mann vom Amte weggebracht. Obfſtr. Nun, der Matthes entlaͤuft ſeinem Galgen nicht. Da hat es — Paſtor. Der arme alte Mann hat die kranke Frau — die vielen Kinder! Es iſt denn doch ein ſchreckliches Schickſal — In ſeiner Jugend — Huſar, faſt zum Kruͤppel gehauen und keine Penſion — auf ſeine alten Tage auch aus dem Dienſte noch verabſchiedet! Er ſoll wie verzweifelnd im Orte herumgehen. Obfſtr. Armer, armer Teufel! Paſtor. Wenn man ihn nur erſt den Winter durch- braͤchte. — Ich habe darum eine kleine Kollekte ver- anſtaltet — — E 5
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Obfſtr. Nun was iſt es? — Was ich helfen kann —
Paſtor. Der alte Friz, der ſchon bei dem vorigen
Amtmann — — — der ſchon dreißig Jahre auf dem
Amte iſt, hat geſtern ſeinen Abſchied bekommen.
Obfſtr. Das iſt ſchlecht vom Amtmann. Einen Hund
ſchaffe ich nicht ab, wenn er auch noch ſo alt iſt, wenn
er auch kein Glied mehr ruͤhren kann; und der Amt-
mann — Pfui!
Paſtor. Was mir leid thut: man iſt von allem
Ihrem Geſinde des Guten ſo gewohnt, und Ihr Mat-
thes hat durch boshafte, tuͤckiſche Streiche den Mann
vom Amte weggebracht.
Obfſtr. Nun, der Matthes entlaͤuft ſeinem Galgen
nicht. Da hat es —
Paſtor. Der arme alte Mann hat die kranke Frau
— die vielen Kinder! Es iſt denn doch ein ſchreckliches
Schickſal — In ſeiner Jugend — Huſar, faſt zum
Kruͤppel gehauen und keine Penſion — auf ſeine alten
Tage auch aus dem Dienſte noch verabſchiedet! Er
ſoll wie verzweifelnd im Orte herumgehen.
Obfſtr. Armer, armer Teufel!
Paſtor. Wenn man ihn nur erſt den Winter durch-
braͤchte. — Ich habe darum eine kleine Kollekte ver-
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