Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
weiß, was Rechtens ist! (er schreit um so stärker, je mehr
die Bauern weichen.)
Ich bin dabei gewesen, war vier
Jahre lang Feldwebel, habe schwere Campagnen ge-
macht, habe mir lassen Wind um die Nase wehen --
daß Ihrs wißt! he!
Kappe. Nun ja.
Romann. Ich glaubs.
Gerichtsschr. (im nämlichen Raptus.) Was?
Kappe. (lachend.) Nun, Er ist Feldwebel gewesen.
Romann. (halb hinter dem Hute lachend.) Ja der
Wind hat ihm an die Nase geweht, lieber Herr Ge-
richtsschreiber!
Gerichtsschr. Als ich Anno 54 die große Glocke
konvoirt habe, so habe ich 9 Mann gekommandirt und
will Euch schon zur Raison bringen. (im Niedersezzen.)
"Und es hat verlauten wollen, als ob mehr gedach-
"ter Romann dem Peter Kappe die Nase im Ge-
"sicht habe verlädiren wollen --
Kappe. Kucke Er hier --
Romann. Ich habe ihn nicht geschlagen. Ich fiel,
und wollte mich halten, damit kriegte ich seine Nase zu
packen.
Gerichtsschr. "Und nunmehr nach genugsamer Un-
"tersuchung -- --
weiß, was Rechtens iſt! (er ſchreit um ſo ſtaͤrker, je mehr
die Bauern weichen.)
Ich bin dabei geweſen, war vier
Jahre lang Feldwebel, habe ſchwere Campagnen ge-
macht, habe mir laſſen Wind um die Naſe wehen —
daß Ihrs wißt! he!
Kappe. Nun ja.
Romann. Ich glaubs.
Gerichtsſchr. (im naͤmlichen Raptus.) Was?
Kappe. (lachend.) Nun, Er iſt Feldwebel geweſen.
Romann. (halb hinter dem Hute lachend.) Ja der
Wind hat ihm an die Naſe geweht, lieber Herr Ge-
richtsſchreiber!
Gerichtsſchr. Als ich Anno 54 die große Glocke
konvoirt habe, ſo habe ich 9 Mann gekommandirt und
will Euch ſchon zur Raiſon bringen. (im Niederſezzen.)
„Und es hat verlauten wollen, als ob mehr gedach-
„ter Romann dem Peter Kappe die Naſe im Ge-
„ſicht habe verlaͤdiren wollen —
Kappe. Kucke Er hier —
Romann. Ich habe ihn nicht geſchlagen. Ich fiel,
und wollte mich halten, damit kriegte ich ſeine Naſe zu
packen.
Gerichtsſchr. „Und nunmehr nach genugſamer Un-
„terſuchung — —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#GERS">
            <p><pb facs="#f0105" n="99"/>
weiß, was Rechtens i&#x017F;t! <stage>(er &#x017F;chreit um &#x017F;o &#x017F;ta&#x0364;rker, je mehr<lb/>
die Bauern weichen.)</stage> Ich bin dabei gewe&#x017F;en, war vier<lb/>
Jahre lang Feldwebel, habe &#x017F;chwere Campagnen ge-<lb/>
macht, habe mir la&#x017F;&#x017F;en Wind um die Na&#x017F;e wehen &#x2014;<lb/>
daß Ihrs wißt! he!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KAPP">
            <speaker>Kappe.</speaker>
            <p>Nun ja.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROM">
            <speaker>Romann.</speaker>
            <p>Ich glaubs.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <stage>(im na&#x0364;mlichen Raptus.)</stage>
            <p>Was?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KAPP">
            <speaker>Kappe.</speaker>
            <stage>(lachend.)</stage>
            <p>Nun, Er i&#x017F;t Feldwebel gewe&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROM">
            <speaker>Romann.</speaker>
            <stage>(halb hinter dem Hute lachend.)</stage>
            <p>Ja der<lb/>
Wind hat ihm an die Na&#x017F;e geweht, lieber Herr Ge-<lb/>
richts&#x017F;chreiber!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Als ich Anno 54 die große Glocke<lb/>
konvoirt habe, &#x017F;o habe ich 9 Mann gekommandirt und<lb/>
will Euch &#x017F;chon zur Rai&#x017F;on bringen. <stage>(im Nieder&#x017F;ezzen.)</stage><lb/>
&#x201E;Und es hat verlauten wollen, als ob mehr gedach-<lb/>
&#x201E;ter Romann dem Peter Kappe die Na&#x017F;e im Ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;icht habe verla&#x0364;diren wollen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KAPP">
            <speaker>Kappe.</speaker>
            <p>Kucke Er hier &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROM">
            <speaker>Romann.</speaker>
            <p>Ich habe ihn nicht ge&#x017F;chlagen. Ich fiel,<lb/>
und wollte mich halten, damit kriegte ich &#x017F;eine Na&#x017F;e zu<lb/>
packen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>&#x201E;Und nunmehr nach genug&#x017F;amer Un-<lb/>
&#x201E;ter&#x017F;uchung &#x2014; &#x2014;</p>
          </sp>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0105] weiß, was Rechtens iſt! (er ſchreit um ſo ſtaͤrker, je mehr die Bauern weichen.) Ich bin dabei geweſen, war vier Jahre lang Feldwebel, habe ſchwere Campagnen ge- macht, habe mir laſſen Wind um die Naſe wehen — daß Ihrs wißt! he! Kappe. Nun ja. Romann. Ich glaubs. Gerichtsſchr. (im naͤmlichen Raptus.) Was? Kappe. (lachend.) Nun, Er iſt Feldwebel geweſen. Romann. (halb hinter dem Hute lachend.) Ja der Wind hat ihm an die Naſe geweht, lieber Herr Ge- richtsſchreiber! Gerichtsſchr. Als ich Anno 54 die große Glocke konvoirt habe, ſo habe ich 9 Mann gekommandirt und will Euch ſchon zur Raiſon bringen. (im Niederſezzen.) „Und es hat verlauten wollen, als ob mehr gedach- „ter Romann dem Peter Kappe die Naſe im Ge- „ſicht habe verlaͤdiren wollen — Kappe. Kucke Er hier — Romann. Ich habe ihn nicht geſchlagen. Ich fiel, und wollte mich halten, damit kriegte ich ſeine Naſe zu packen. Gerichtsſchr. „Und nunmehr nach genugſamer Un- „terſuchung — —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/105
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/105>, abgerufen am 20.04.2024.