ursprünglich magnetische oder der Inbegriff des positiv und negativ elektrischen zugleich."
Wie abgeschmackt nun auch alles dies sein mag, so ge¬ währt es doch ein eigenes Interesse, wahrzunehmen, wie ein über Weltverbesserungsplanen brütender Schwärmer sich mit hohlen und mißverstandenen metaphysischen Formeln abquält, um sich vor seinem eigenen Bewußtsein mit einem Klingklang von Wörtern als ein scharfsinniger Dialektiker auszuweisen, der die Rechtfertigung seiner hochfliegenden Entwürfe wissen¬ schaftlich zu führen vermag, und um so festeres Vertrauen in seine Einsicht setzen darf, je mehr er mit derselben das Uni¬ versum zu umfassen glaubt. Der eigentliche Zweck dieser Schrift spricht sich noch am deutlichsten aus in der Dedication derselben an Seine kaiserliche Majestät den Großsultan und wirklichen Nachkommen des Propheten der Osmanen, Mah¬ mud II. Warum er gerade auf diesen sein Augenmerk ge¬ richtet hat, erhellt theils aus der Zuschrift selbst, welche cha¬ rakteristisch genug ist, um hier einen Platz zu finden, theils wird sich dies noch mehr in der Folge ergeben. Der Verf. sagt hierin: "Es ist eine glänzende Weisheit, im Glücke nicht vermessen, und eine glorreiche Macht, im Unglücke nicht verzagt zu sein. Solche hohe Eigenschaften der Seele erzeugen die unüber¬ windliche Größe, um alle Fürsten und Völker, welche durch Vor¬ urtheile und Aberglauben die Feinde der hohen Pforte sind, be¬ siegen zu können. Es ist eine glorwürdige Gerechtigkeit, welche im guten Glauben für Wahrheit und Recht streitet, und nach der Stimme der Vernunft, ohne Ansehen der Person, des Glaubens und Geschlechts, lohnt und straft und endlich alle Leidenschaften zum Schweigen bringt. Es ist ein Gefühl im Menschenfreunde, das sich stolz über alle kleinliche Begierden erhebt, wenn man verkannt und verfolgt wird. Dasselbe treibt uns um so mehr zur Langmuth und Großmuth gegen unsere Feinde an; es offenbart die Größe aller seltenen Menschen. Aber es ist auch ein Gefühl im Menschenfreunde, welches ihn Freude und Genugthuung empfinden läßt, sobald unsere Ge¬ danken und Empfindungen von Anderen errathen, mit erkannt und mitempfunden werden, und hierüber kann sich kein Wei¬ ser und König hinwegsetzen, da es ein Widerspruch in der
urſpruͤnglich magnetiſche oder der Inbegriff des poſitiv und negativ elektriſchen zugleich.”
Wie abgeſchmackt nun auch alles dies ſein mag, ſo ge¬ waͤhrt es doch ein eigenes Intereſſe, wahrzunehmen, wie ein uͤber Weltverbeſſerungsplanen bruͤtender Schwaͤrmer ſich mit hohlen und mißverſtandenen metaphyſiſchen Formeln abquaͤlt, um ſich vor ſeinem eigenen Bewußtſein mit einem Klingklang von Woͤrtern als ein ſcharfſinniger Dialektiker auszuweiſen, der die Rechtfertigung ſeiner hochfliegenden Entwuͤrfe wiſſen¬ ſchaftlich zu fuͤhren vermag, und um ſo feſteres Vertrauen in ſeine Einſicht ſetzen darf, je mehr er mit derſelben das Uni¬ verſum zu umfaſſen glaubt. Der eigentliche Zweck dieſer Schrift ſpricht ſich noch am deutlichſten aus in der Dedication derſelben an Seine kaiſerliche Majeſtaͤt den Großſultan und wirklichen Nachkommen des Propheten der Osmanen, Mah¬ mud II. Warum er gerade auf dieſen ſein Augenmerk ge¬ richtet hat, erhellt theils aus der Zuſchrift ſelbſt, welche cha¬ rakteriſtiſch genug iſt, um hier einen Platz zu finden, theils wird ſich dies noch mehr in der Folge ergeben. Der Verf. ſagt hierin: „Es iſt eine glaͤnzende Weisheit, im Gluͤcke nicht vermeſſen, und eine glorreiche Macht, im Ungluͤcke nicht verzagt zu ſein. Solche hohe Eigenſchaften der Seele erzeugen die unuͤber¬ windliche Groͤße, um alle Fuͤrſten und Voͤlker, welche durch Vor¬ urtheile und Aberglauben die Feinde der hohen Pforte ſind, be¬ ſiegen zu koͤnnen. Es iſt eine glorwuͤrdige Gerechtigkeit, welche im guten Glauben fuͤr Wahrheit und Recht ſtreitet, und nach der Stimme der Vernunft, ohne Anſehen der Perſon, des Glaubens und Geſchlechts, lohnt und ſtraft und endlich alle Leidenſchaften zum Schweigen bringt. Es iſt ein Gefuͤhl im Menſchenfreunde, das ſich ſtolz uͤber alle kleinliche Begierden erhebt, wenn man verkannt und verfolgt wird. Daſſelbe treibt uns um ſo mehr zur Langmuth und Großmuth gegen unſere Feinde an; es offenbart die Groͤße aller ſeltenen Menſchen. Aber es iſt auch ein Gefuͤhl im Menſchenfreunde, welches ihn Freude und Genugthuung empfinden laͤßt, ſobald unſere Ge¬ danken und Empfindungen von Anderen errathen, mit erkannt und mitempfunden werden, und hieruͤber kann ſich kein Wei¬ ſer und Koͤnig hinwegſetzen, da es ein Widerſpruch in der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0222"n="214"/>
urſpruͤnglich magnetiſche oder der Inbegriff des poſitiv und<lb/>
negativ elektriſchen zugleich.”</p><lb/><p>Wie abgeſchmackt nun auch alles dies ſein mag, ſo ge¬<lb/>
waͤhrt es doch ein eigenes Intereſſe, wahrzunehmen, wie ein<lb/>
uͤber Weltverbeſſerungsplanen bruͤtender Schwaͤrmer ſich mit<lb/>
hohlen und mißverſtandenen metaphyſiſchen Formeln abquaͤlt,<lb/>
um ſich vor ſeinem eigenen Bewußtſein mit einem Klingklang<lb/>
von Woͤrtern als ein ſcharfſinniger Dialektiker auszuweiſen,<lb/>
der die Rechtfertigung ſeiner hochfliegenden Entwuͤrfe wiſſen¬<lb/>ſchaftlich zu fuͤhren vermag, und um ſo feſteres Vertrauen in<lb/>ſeine Einſicht ſetzen darf, je mehr er mit derſelben das Uni¬<lb/>
verſum zu umfaſſen glaubt. Der eigentliche Zweck dieſer<lb/>
Schrift ſpricht ſich noch am deutlichſten aus in der Dedication<lb/>
derſelben an Seine kaiſerliche Majeſtaͤt den Großſultan und<lb/>
wirklichen Nachkommen des Propheten der Osmanen, Mah¬<lb/>
mud <hirendition="#aq">II</hi>. Warum er gerade auf dieſen ſein Augenmerk ge¬<lb/>
richtet hat, erhellt theils aus der Zuſchrift ſelbſt, welche cha¬<lb/>
rakteriſtiſch genug iſt, um hier einen Platz zu finden, theils<lb/>
wird ſich dies noch mehr in der Folge ergeben. Der Verf.<lb/>ſagt hierin: „Es iſt eine glaͤnzende Weisheit, im Gluͤcke nicht<lb/>
vermeſſen, und eine glorreiche Macht, im Ungluͤcke nicht verzagt zu<lb/>ſein. Solche hohe Eigenſchaften der Seele erzeugen die unuͤber¬<lb/>
windliche Groͤße, um alle Fuͤrſten und Voͤlker, welche durch Vor¬<lb/>
urtheile und Aberglauben die Feinde der hohen Pforte ſind, be¬<lb/>ſiegen zu koͤnnen. Es iſt eine glorwuͤrdige Gerechtigkeit, welche<lb/>
im guten Glauben fuͤr Wahrheit und Recht ſtreitet, und nach<lb/>
der Stimme der Vernunft, ohne Anſehen der Perſon, des<lb/>
Glaubens und Geſchlechts, lohnt und ſtraft und endlich alle<lb/>
Leidenſchaften zum Schweigen bringt. Es iſt ein Gefuͤhl im<lb/>
Menſchenfreunde, das ſich ſtolz uͤber alle kleinliche Begierden<lb/>
erhebt, wenn man verkannt und verfolgt wird. Daſſelbe treibt<lb/>
uns um ſo mehr zur Langmuth und Großmuth gegen unſere<lb/>
Feinde an; es offenbart die Groͤße aller ſeltenen Menſchen.<lb/>
Aber es iſt auch ein Gefuͤhl im Menſchenfreunde, welches ihn<lb/>
Freude und Genugthuung empfinden laͤßt, ſobald unſere Ge¬<lb/>
danken und Empfindungen von Anderen errathen, mit erkannt<lb/>
und mitempfunden werden, und hieruͤber kann ſich kein Wei¬<lb/>ſer und Koͤnig hinwegſetzen, da es ein Widerſpruch in der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[214/0222]
urſpruͤnglich magnetiſche oder der Inbegriff des poſitiv und
negativ elektriſchen zugleich.”
Wie abgeſchmackt nun auch alles dies ſein mag, ſo ge¬
waͤhrt es doch ein eigenes Intereſſe, wahrzunehmen, wie ein
uͤber Weltverbeſſerungsplanen bruͤtender Schwaͤrmer ſich mit
hohlen und mißverſtandenen metaphyſiſchen Formeln abquaͤlt,
um ſich vor ſeinem eigenen Bewußtſein mit einem Klingklang
von Woͤrtern als ein ſcharfſinniger Dialektiker auszuweiſen,
der die Rechtfertigung ſeiner hochfliegenden Entwuͤrfe wiſſen¬
ſchaftlich zu fuͤhren vermag, und um ſo feſteres Vertrauen in
ſeine Einſicht ſetzen darf, je mehr er mit derſelben das Uni¬
verſum zu umfaſſen glaubt. Der eigentliche Zweck dieſer
Schrift ſpricht ſich noch am deutlichſten aus in der Dedication
derſelben an Seine kaiſerliche Majeſtaͤt den Großſultan und
wirklichen Nachkommen des Propheten der Osmanen, Mah¬
mud II. Warum er gerade auf dieſen ſein Augenmerk ge¬
richtet hat, erhellt theils aus der Zuſchrift ſelbſt, welche cha¬
rakteriſtiſch genug iſt, um hier einen Platz zu finden, theils
wird ſich dies noch mehr in der Folge ergeben. Der Verf.
ſagt hierin: „Es iſt eine glaͤnzende Weisheit, im Gluͤcke nicht
vermeſſen, und eine glorreiche Macht, im Ungluͤcke nicht verzagt zu
ſein. Solche hohe Eigenſchaften der Seele erzeugen die unuͤber¬
windliche Groͤße, um alle Fuͤrſten und Voͤlker, welche durch Vor¬
urtheile und Aberglauben die Feinde der hohen Pforte ſind, be¬
ſiegen zu koͤnnen. Es iſt eine glorwuͤrdige Gerechtigkeit, welche
im guten Glauben fuͤr Wahrheit und Recht ſtreitet, und nach
der Stimme der Vernunft, ohne Anſehen der Perſon, des
Glaubens und Geſchlechts, lohnt und ſtraft und endlich alle
Leidenſchaften zum Schweigen bringt. Es iſt ein Gefuͤhl im
Menſchenfreunde, das ſich ſtolz uͤber alle kleinliche Begierden
erhebt, wenn man verkannt und verfolgt wird. Daſſelbe treibt
uns um ſo mehr zur Langmuth und Großmuth gegen unſere
Feinde an; es offenbart die Groͤße aller ſeltenen Menſchen.
Aber es iſt auch ein Gefuͤhl im Menſchenfreunde, welches ihn
Freude und Genugthuung empfinden laͤßt, ſobald unſere Ge¬
danken und Empfindungen von Anderen errathen, mit erkannt
und mitempfunden werden, und hieruͤber kann ſich kein Wei¬
ſer und Koͤnig hinwegſetzen, da es ein Widerſpruch in der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Ideler, Karl Wilhelm: Der religiöse Wahnsinn, erläutert durch Krankengeschichten. Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren der Gegenwart. Halle (Saale), 1847, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ideler_wahnsinn_1847/222>, abgerufen am 05.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.