tage wurde das durch ihn erregte öffentliche Aufsehen ärger, so daß die Polizei zuletzt einschritt, und ihn gegen die Mitte Octobers 1846 ins Gefängniß abführen ließ. Auch früher schon hatte er seine Arbeitsgenossen durch die ihn beherrschende Schwärmerei zu mannigfachen Verhöhnungen veranlaßt. Um ihn zu kränken, verlangten sie oft, er solle ihnen seine Erfah¬ rungen in geistlichen Dingen mittheilen, worauf er ihnen ge¬ wöhnlich erwiederte, man solle die Perlen nicht vor die Säue werfen. Hierdurch erbitterte er sie dermaaßen, daß sie, als sein Aufzug in weißen Kleidern bekannt geworden war, eines Tages sich alle Hüte von weißem Papier aufsetzten, und ihm neckend zuriefen, er solle doch Einem unter ihnen den Hut herabschlagen, und wenn er es hier nicht thun wolle, wenig¬ stens des Sonntags auf der Straße. Er entgegnete ihnen, Narren bleiben Narren so lange bis sie nach der Charite ge¬ bracht werden; und indem so der Anfang zu einem heftigen Streit gegeben war, kam es bald zu einer Schlägerei, bei welcher Alle über ihn herfielen, ihn zur Erde warfen, eine Treppe hinunterschleppten, und am Eingange des Hauses lie¬ gen ließen. Da er mehrere starke Quetschungen am Kopfe bekommen hatte, so blieb er betäubt eine Zeit lang liegen, raffte sich jedoch wieder auf, und mußte noch die Kränkung erfahren, daß sämmtliche Mitarbeiter gegen den Werkmeister erklärten, sie würden ihn nicht länger unter sich dulden, wes¬ halb er nach Empfang seines Lohns entlassen wurde. Müh¬ sam schleppte er sich nach Hause, woselbst er wegen der erlit¬ tenen Verletzungen mehrere Tage das Bette hüten mußte. Schon früher hatte eine schwarzgekleidete Frau, der sein wei¬ ßer Anzug und sein ganzes Betragen aufgefallen war, auf der Straße mit der Frage sich an ihn gewandt, weshalb er so ein reines Gewand trage. Da er ihr erwiederte, daß er als Elias sich so kleiden müsse, entgegnete sie ihm, auch sie werde vom Geiste getrieben, und lud ihn zum Besuch bei sich ein. Erst nachdem er sich soweit erholt hatte, daß er das Bette verlas¬ sen konnte, folgte er dieser Einladung, und erhielt von ihr die Schrift Krummacher's über den Elias, welche er seitdem beständig bei sich führte, und deren eifrige Lectüre ihn zu einem Briefe an seine neue Freundin veranlaßte, dessen In¬
Ideler über d. rel. Wahnsinn.13
tage wurde das durch ihn erregte oͤffentliche Aufſehen aͤrger, ſo daß die Polizei zuletzt einſchritt, und ihn gegen die Mitte Octobers 1846 ins Gefaͤngniß abfuͤhren ließ. Auch fruͤher ſchon hatte er ſeine Arbeitsgenoſſen durch die ihn beherrſchende Schwaͤrmerei zu mannigfachen Verhoͤhnungen veranlaßt. Um ihn zu kraͤnken, verlangten ſie oft, er ſolle ihnen ſeine Erfah¬ rungen in geiſtlichen Dingen mittheilen, worauf er ihnen ge¬ woͤhnlich erwiederte, man ſolle die Perlen nicht vor die Saͤue werfen. Hierdurch erbitterte er ſie dermaaßen, daß ſie, als ſein Aufzug in weißen Kleidern bekannt geworden war, eines Tages ſich alle Huͤte von weißem Papier aufſetzten, und ihm neckend zuriefen, er ſolle doch Einem unter ihnen den Hut herabſchlagen, und wenn er es hier nicht thun wolle, wenig¬ ſtens des Sonntags auf der Straße. Er entgegnete ihnen, Narren bleiben Narren ſo lange bis ſie nach der Charité ge¬ bracht werden; und indem ſo der Anfang zu einem heftigen Streit gegeben war, kam es bald zu einer Schlaͤgerei, bei welcher Alle uͤber ihn herfielen, ihn zur Erde warfen, eine Treppe hinunterſchleppten, und am Eingange des Hauſes lie¬ gen ließen. Da er mehrere ſtarke Quetſchungen am Kopfe bekommen hatte, ſo blieb er betaͤubt eine Zeit lang liegen, raffte ſich jedoch wieder auf, und mußte noch die Kraͤnkung erfahren, daß ſaͤmmtliche Mitarbeiter gegen den Werkmeiſter erklaͤrten, ſie wuͤrden ihn nicht laͤnger unter ſich dulden, wes¬ halb er nach Empfang ſeines Lohns entlaſſen wurde. Muͤh¬ ſam ſchleppte er ſich nach Hauſe, woſelbſt er wegen der erlit¬ tenen Verletzungen mehrere Tage das Bette huͤten mußte. Schon fruͤher hatte eine ſchwarzgekleidete Frau, der ſein wei¬ ßer Anzug und ſein ganzes Betragen aufgefallen war, auf der Straße mit der Frage ſich an ihn gewandt, weshalb er ſo ein reines Gewand trage. Da er ihr erwiederte, daß er als Elias ſich ſo kleiden muͤſſe, entgegnete ſie ihm, auch ſie werde vom Geiſte getrieben, und lud ihn zum Beſuch bei ſich ein. Erſt nachdem er ſich ſoweit erholt hatte, daß er das Bette verlaſ¬ ſen konnte, folgte er dieſer Einladung, und erhielt von ihr die Schrift Krummacher's uͤber den Elias, welche er ſeitdem beſtaͤndig bei ſich fuͤhrte, und deren eifrige Lectuͤre ihn zu einem Briefe an ſeine neue Freundin veranlaßte, deſſen In¬
Ideler uͤber d. rel. Wahnsinn.13
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tage wurde das durch ihn erregte oͤffentliche Aufſehen aͤrger,
ſo daß die Polizei zuletzt einſchritt, und ihn gegen die Mitte
Octobers 1846 ins Gefaͤngniß abfuͤhren ließ. Auch fruͤher ſchon
hatte er ſeine Arbeitsgenoſſen durch die ihn beherrſchende
Schwaͤrmerei zu mannigfachen Verhoͤhnungen veranlaßt. Um
ihn zu kraͤnken, verlangten ſie oft, er ſolle ihnen ſeine Erfah¬
rungen in geiſtlichen Dingen mittheilen, worauf er ihnen ge¬
woͤhnlich erwiederte, man ſolle die Perlen nicht vor die Saͤue
werfen. Hierdurch erbitterte er ſie dermaaßen, daß ſie, als
ſein Aufzug in weißen Kleidern bekannt geworden war, eines
Tages ſich alle Huͤte von weißem Papier aufſetzten, und ihm
neckend zuriefen, er ſolle doch Einem unter ihnen den Hut
herabſchlagen, und wenn er es hier nicht thun wolle, wenig¬
ſtens des Sonntags auf der Straße. Er entgegnete ihnen,
Narren bleiben Narren ſo lange bis ſie nach der Charité ge¬
bracht werden; und indem ſo der Anfang zu einem heftigen
Streit gegeben war, kam es bald zu einer Schlaͤgerei, bei
welcher Alle uͤber ihn herfielen, ihn zur Erde warfen, eine
Treppe hinunterſchleppten, und am Eingange des Hauſes lie¬
gen ließen. Da er mehrere ſtarke Quetſchungen am Kopfe
bekommen hatte, ſo blieb er betaͤubt eine Zeit lang liegen,
raffte ſich jedoch wieder auf, und mußte noch die Kraͤnkung
erfahren, daß ſaͤmmtliche Mitarbeiter gegen den Werkmeiſter
erklaͤrten, ſie wuͤrden ihn nicht laͤnger unter ſich dulden, wes¬
halb er nach Empfang ſeines Lohns entlaſſen wurde. Muͤh¬
ſam ſchleppte er ſich nach Hauſe, woſelbſt er wegen der erlit¬
tenen Verletzungen mehrere Tage das Bette huͤten mußte.
Schon fruͤher hatte eine ſchwarzgekleidete Frau, der ſein wei¬
ßer Anzug und ſein ganzes Betragen aufgefallen war, auf der
Straße mit der Frage ſich an ihn gewandt, weshalb er ſo ein
reines Gewand trage. Da er ihr erwiederte, daß er als Elias
ſich ſo kleiden muͤſſe, entgegnete ſie ihm, auch ſie werde vom
Geiſte getrieben, und lud ihn zum Beſuch bei ſich ein. Erſt
nachdem er ſich ſoweit erholt hatte, daß er das Bette verlaſ¬
ſen konnte, folgte er dieſer Einladung, und erhielt von ihr
die Schrift Krummacher's uͤber den Elias, welche er ſeitdem
beſtaͤndig bei ſich fuͤhrte, und deren eifrige Lectuͤre ihn zu
einem Briefe an ſeine neue Freundin veranlaßte, deſſen In¬
Ideler uͤber d. rel. Wahnsinn.13
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Ideler, Karl Wilhelm: Der religiöse Wahnsinn, erläutert durch Krankengeschichten. Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren der Gegenwart. Halle (Saale), 1847, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ideler_wahnsinn_1847/201>, abgerufen am 05.07.2024.
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