Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.Es ist deshalb sehr begreiflich, daß man die Ob wir nun ähnlichen Zuständen zusteuern? Zum Teil haben wir sie bereits. Die Ab- Vor allem wohl auch, wie in Amerika, an dem Es ist deshalb sehr begreiflich, daß man die Ob wir nun ähnlichen Zuständen zusteuern? Zum Teil haben wir sie bereits. Die Ab- Vor allem wohl auch, wie in Amerika, an dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0091" n="87"/> <p>Es ist deshalb sehr begreiflich, daß man die<lb/> Dienstbotennot in der Neuen Welt sehr un-<lb/> angenehm empfindet, und daß die Zahl der<lb/> Familien, die um dieser Zustände willen zum<lb/> Boardinghouse Zuflucht nehmen, in den letzten<lb/> Jahren ganz bedeutend gewachsen ist.</p><lb/> <p>Ob wir nun ähnlichen Zuständen zusteuern?</p><lb/> <p>Zum Teil haben wir sie bereits. Die Ab-<lb/> neigung gegen den Dienstbotenberuf wird auch<lb/> bei uns immer größer. Große Städte, wie bei-<lb/> spielsweise Berlin, können ihren Dienstboten-<lb/> bedarf nur noch aus der Einwanderung aus den<lb/> Provinzen bestreiten, unter denen Schlesien die<lb/> erste Stelle einnimmt. Eine Berlinerin geht zehn-<lb/> mal lieber in die Fabrik als in den Dienst, und<lb/> wenn die Provinzmädchen längere Zeit in Berlin<lb/> sind, hohe Gehälter, gute Behandlung und viel<lb/> Freiheit haben, so ist ihr Sinnen auf nichts an-<lb/> deres gerichtet, als auf einen Wechsel des Berufs.<lb/> Sie wollen Schneiderinnen, Serviererinnen,<lb/> Plätterinnen oder Kochfrauen werden, weil ihnen<lb/> jeder andere Beruf lieber ist als der eigene. Wo-<lb/> ran das wohl liegt?</p><lb/> <p>Vor allem wohl auch, wie in Amerika, an dem<lb/> stetig um sich greifenden demokratischen Gefühl,<lb/> das ihnen das ständig Zubefehlstehenmüssen, die<lb/> ungeregelte Arbeitszeit, der Mangel an persön-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0091]
Es ist deshalb sehr begreiflich, daß man die
Dienstbotennot in der Neuen Welt sehr un-
angenehm empfindet, und daß die Zahl der
Familien, die um dieser Zustände willen zum
Boardinghouse Zuflucht nehmen, in den letzten
Jahren ganz bedeutend gewachsen ist.
Ob wir nun ähnlichen Zuständen zusteuern?
Zum Teil haben wir sie bereits. Die Ab-
neigung gegen den Dienstbotenberuf wird auch
bei uns immer größer. Große Städte, wie bei-
spielsweise Berlin, können ihren Dienstboten-
bedarf nur noch aus der Einwanderung aus den
Provinzen bestreiten, unter denen Schlesien die
erste Stelle einnimmt. Eine Berlinerin geht zehn-
mal lieber in die Fabrik als in den Dienst, und
wenn die Provinzmädchen längere Zeit in Berlin
sind, hohe Gehälter, gute Behandlung und viel
Freiheit haben, so ist ihr Sinnen auf nichts an-
deres gerichtet, als auf einen Wechsel des Berufs.
Sie wollen Schneiderinnen, Serviererinnen,
Plätterinnen oder Kochfrauen werden, weil ihnen
jeder andere Beruf lieber ist als der eigene. Wo-
ran das wohl liegt?
Vor allem wohl auch, wie in Amerika, an dem
stetig um sich greifenden demokratischen Gefühl,
das ihnen das ständig Zubefehlstehenmüssen, die
ungeregelte Arbeitszeit, der Mangel an persön-
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
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