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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Familieneinkommens erwarb und in den 84 Haus-
haltungen mit hauptberuflich tätigen Frauen gar
nur 42,4 Prozent als Verdienst angab. Trotzdem
war die Familieneinnahme in der letztgenannten
Gruppe die höchste.

Und da gibt es noch Menschen, die im Ernst
fragen, ob nicht durch eine Lohnsteigerung des
Mannes die eheweibliche Arbeit aus der Welt ge-
schafft werden könnte. Sind Lohnsteigerungen von
solcher Höhe denkbar? Und würden sie, selbst
wenn sie möglich wären, dieselbe Wirkung auf die
Lebenshaltung der Familien haben? Schwerlich.
Wie die Beobachtungen gezeigt haben, macht sich
bei dem Haupterwerber der Familie ein naiver
Egoismus breit, der es als selbstverständlich
findet, daß er ein Bett für sich hat, während Frau
und Kinder sehen können, wo sie bleiben, daß er
eine relativ gute Ernährung hat, während die Fa-
milie sich an Kartoffeln und Kaffee genügen läßt,
daß er sich seine Mark täglich für Bier und kleine
Ausgaben reserviert, während sie aus kaum
2 Mark täglich Wohnung und den ganzen Lebens-
unterhalt für die Familie bestreiten muß. "Die
Skala vom musterhaften Gatten vorbei an dem
milden Egoisten, der das mittags gekochte Fleisch
größtenteils allein verzehrt bis zu dem schon
gröberen Egoisten, der auch abends frisch gekochte
Mahlzeiten verlangt, während Frau und Kinder

Familieneinkommens erwarb und in den 84 Haus-
haltungen mit hauptberuflich tätigen Frauen gar
nur 42,4 Prozent als Verdienst angab. Trotzdem
war die Familieneinnahme in der letztgenannten
Gruppe die höchste.

Und da gibt es noch Menschen, die im Ernst
fragen, ob nicht durch eine Lohnsteigerung des
Mannes die eheweibliche Arbeit aus der Welt ge-
schafft werden könnte. Sind Lohnsteigerungen von
solcher Höhe denkbar? Und würden sie, selbst
wenn sie möglich wären, dieselbe Wirkung auf die
Lebenshaltung der Familien haben? Schwerlich.
Wie die Beobachtungen gezeigt haben, macht sich
bei dem Haupterwerber der Familie ein naiver
Egoismus breit, der es als selbstverständlich
findet, daß er ein Bett für sich hat, während Frau
und Kinder sehen können, wo sie bleiben, daß er
eine relativ gute Ernährung hat, während die Fa-
milie sich an Kartoffeln und Kaffee genügen läßt,
daß er sich seine Mark täglich für Bier und kleine
Ausgaben reserviert, während sie aus kaum
2 Mark täglich Wohnung und den ganzen Lebens-
unterhalt für die Familie bestreiten muß. „Die
Skala vom musterhaften Gatten vorbei an dem
milden Egoisten, der das mittags gekochte Fleisch
größtenteils allein verzehrt bis zu dem schon
gröberen Egoisten, der auch abends frisch gekochte
Mahlzeiten verlangt, während Frau und Kinder

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[109/0113] Familieneinkommens erwarb und in den 84 Haus- haltungen mit hauptberuflich tätigen Frauen gar nur 42,4 Prozent als Verdienst angab. Trotzdem war die Familieneinnahme in der letztgenannten Gruppe die höchste. Und da gibt es noch Menschen, die im Ernst fragen, ob nicht durch eine Lohnsteigerung des Mannes die eheweibliche Arbeit aus der Welt ge- schafft werden könnte. Sind Lohnsteigerungen von solcher Höhe denkbar? Und würden sie, selbst wenn sie möglich wären, dieselbe Wirkung auf die Lebenshaltung der Familien haben? Schwerlich. Wie die Beobachtungen gezeigt haben, macht sich bei dem Haupterwerber der Familie ein naiver Egoismus breit, der es als selbstverständlich findet, daß er ein Bett für sich hat, während Frau und Kinder sehen können, wo sie bleiben, daß er eine relativ gute Ernährung hat, während die Fa- milie sich an Kartoffeln und Kaffee genügen läßt, daß er sich seine Mark täglich für Bier und kleine Ausgaben reserviert, während sie aus kaum 2 Mark täglich Wohnung und den ganzen Lebens- unterhalt für die Familie bestreiten muß. „Die Skala vom musterhaften Gatten vorbei an dem milden Egoisten, der das mittags gekochte Fleisch größtenteils allein verzehrt bis zu dem schon gröberen Egoisten, der auch abends frisch gekochte Mahlzeiten verlangt, während Frau und Kinder

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/113>, abgerufen am 27.11.2024.