öffnete die erste Buchbinderschule unter Leitung der Buchbindermeisterin Fräulein Lühr, die sich nach einer Aufforderung der Vorsitzenden des Lettevereins, Frau Professor Kaselowsky, in drei- jähriger Lehrzeit im Jn- und Auslande dazu vor- bereitet hatte, im Jahre 1902. Die Werkstatt- ausbildung, die hier in dreijähriger Lehrzeit ge- geben wird, hat sich ebenfalls sehr gut bewährt. Die Ausstellung war außer vom Letteverein, der einen vollständigen Überblick über den Lehrgang bis zur Gesellenprüfung und famose Sachen darbot, noch von einer anderen Schule, den "Unterrichts- werkstätten Wilmersdorf" beschickt, ferner von zehn einzelnen selbständigen Buchbinderinnen. Nebst der Buchbinderei war die Goldschmiedekunst am zahlreichsten vertreten. Sechs Gold- schmiedinnen hatten fein ziselierte Ketten, hand- getriebene Silberarbeiten nach eigenen Entwürfen, Gold- und Silberschmiedearbeiten in geschmack- voller Weise ausgeführt.
Von zwei Uhrmacherinnen war je eine Taschen- uhr und eine Weckuhr mit Musikkontakt zu sehen. Eine Töpferin hatte einen selbstgesetzten Ofen aus- gestellt, ein weiblicher Schmied selbstverfertigte Nägel, Hufeisen, hübsche eiserne Blätterranken, eine Schreinermeisterin aus Bayern eine sehr sauber ausgeführte Kücheneinrichtung, ein weib- licher Schuhmacher ein paar derbe Reitstiefel, eine
öffnete die erste Buchbinderschule unter Leitung der Buchbindermeisterin Fräulein Lühr, die sich nach einer Aufforderung der Vorsitzenden des Lettevereins, Frau Professor Kaselowsky, in drei- jähriger Lehrzeit im Jn- und Auslande dazu vor- bereitet hatte, im Jahre 1902. Die Werkstatt- ausbildung, die hier in dreijähriger Lehrzeit ge- geben wird, hat sich ebenfalls sehr gut bewährt. Die Ausstellung war außer vom Letteverein, der einen vollständigen Überblick über den Lehrgang bis zur Gesellenprüfung und famose Sachen darbot, noch von einer anderen Schule, den „Unterrichts- werkstätten Wilmersdorf“ beschickt, ferner von zehn einzelnen selbständigen Buchbinderinnen. Nebst der Buchbinderei war die Goldschmiedekunst am zahlreichsten vertreten. Sechs Gold- schmiedinnen hatten fein ziselierte Ketten, hand- getriebene Silberarbeiten nach eigenen Entwürfen, Gold- und Silberschmiedearbeiten in geschmack- voller Weise ausgeführt.
Von zwei Uhrmacherinnen war je eine Taschen- uhr und eine Weckuhr mit Musikkontakt zu sehen. Eine Töpferin hatte einen selbstgesetzten Ofen aus- gestellt, ein weiblicher Schmied selbstverfertigte Nägel, Hufeisen, hübsche eiserne Blätterranken, eine Schreinermeisterin aus Bayern eine sehr sauber ausgeführte Kücheneinrichtung, ein weib- licher Schuhmacher ein paar derbe Reitstiefel, eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0102"n="98"/>
öffnete die erste Buchbinderschule unter Leitung<lb/>
der Buchbindermeisterin Fräulein Lühr, die sich<lb/>
nach einer Aufforderung der Vorsitzenden des<lb/>
Lettevereins, Frau Professor Kaselowsky, in drei-<lb/>
jähriger Lehrzeit im Jn- und Auslande dazu vor-<lb/>
bereitet hatte, im Jahre 1902. Die Werkstatt-<lb/>
ausbildung, die hier in dreijähriger Lehrzeit ge-<lb/>
geben wird, hat sich ebenfalls sehr gut bewährt.<lb/>
Die Ausstellung war außer vom Letteverein, der<lb/>
einen vollständigen Überblick über den Lehrgang<lb/>
bis zur Gesellenprüfung und famose Sachen darbot,<lb/>
noch von einer anderen Schule, den „Unterrichts-<lb/>
werkstätten Wilmersdorf“ beschickt, ferner von<lb/>
zehn einzelnen selbständigen Buchbinderinnen.<lb/>
Nebst der Buchbinderei war die Goldschmiedekunst<lb/>
am zahlreichsten vertreten. Sechs Gold-<lb/>
schmiedinnen hatten fein ziselierte Ketten, hand-<lb/>
getriebene Silberarbeiten nach eigenen Entwürfen,<lb/>
Gold- und Silberschmiedearbeiten in geschmack-<lb/>
voller Weise ausgeführt.</p><lb/><p>Von zwei Uhrmacherinnen war je eine Taschen-<lb/>
uhr und eine Weckuhr mit Musikkontakt zu sehen.<lb/>
Eine Töpferin hatte einen selbstgesetzten Ofen aus-<lb/>
gestellt, ein weiblicher Schmied selbstverfertigte<lb/>
Nägel, Hufeisen, hübsche eiserne Blätterranken,<lb/>
eine Schreinermeisterin aus Bayern eine sehr<lb/>
sauber ausgeführte Kücheneinrichtung, ein weib-<lb/>
licher Schuhmacher ein paar derbe Reitstiefel, eine<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[98/0102]
öffnete die erste Buchbinderschule unter Leitung
der Buchbindermeisterin Fräulein Lühr, die sich
nach einer Aufforderung der Vorsitzenden des
Lettevereins, Frau Professor Kaselowsky, in drei-
jähriger Lehrzeit im Jn- und Auslande dazu vor-
bereitet hatte, im Jahre 1902. Die Werkstatt-
ausbildung, die hier in dreijähriger Lehrzeit ge-
geben wird, hat sich ebenfalls sehr gut bewährt.
Die Ausstellung war außer vom Letteverein, der
einen vollständigen Überblick über den Lehrgang
bis zur Gesellenprüfung und famose Sachen darbot,
noch von einer anderen Schule, den „Unterrichts-
werkstätten Wilmersdorf“ beschickt, ferner von
zehn einzelnen selbständigen Buchbinderinnen.
Nebst der Buchbinderei war die Goldschmiedekunst
am zahlreichsten vertreten. Sechs Gold-
schmiedinnen hatten fein ziselierte Ketten, hand-
getriebene Silberarbeiten nach eigenen Entwürfen,
Gold- und Silberschmiedearbeiten in geschmack-
voller Weise ausgeführt.
Von zwei Uhrmacherinnen war je eine Taschen-
uhr und eine Weckuhr mit Musikkontakt zu sehen.
Eine Töpferin hatte einen selbstgesetzten Ofen aus-
gestellt, ein weiblicher Schmied selbstverfertigte
Nägel, Hufeisen, hübsche eiserne Blätterranken,
eine Schreinermeisterin aus Bayern eine sehr
sauber ausgeführte Kücheneinrichtung, ein weib-
licher Schuhmacher ein paar derbe Reitstiefel, eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/102>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.