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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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Vorrede.
[Abbildung]
Vorrede.

DIese wenige Blätter werden
manchen bey den ersten Anblick
dergleichen Gedancken verursa-
chen: Abermahl ein neuer Poe-
te
? Es mangelt gewiß dran?
Allein derselbe beliebe mir mehr Verstand/
und Bescheidenheit zuzutrauen/ als daß eine
kindische Selbst-Liebe mich mit andern zu den
unzeitigen Ehrgeitz verführen solte/ durch we-
nige Bogen den Nahmen eines rechtschaffenen
Poetens zu ambiren/ welcher allein durch etli-
cher vortreflicher Männer unsterbliche Schrif-
ten in eines verständigen Gedächtniß grünet.
Sondern man glaube vielmehr/ daß ich noch
allezeit ein lehr-begieriger Schüler von ihnen
bin/ und in dieser Qualität das Vertrauen he-
ge/ es werde mir in den kleinen Wercke viel-
leicht noch etwas gerathen seyn/ so einen Platz
unter der Mittelgattung der Poesie verdienet.
Denn blosse Reimen-Schmiererey/ die durch
läppische Einfälle und zerflickte Ausarbeitung
so schmackloß/ als ungesaltzene Speisen sind/
würde mich zu meinen eignen Feind so wohl

als
)( 2
Vorrede.
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Vorrede.

DIeſe wenige Blaͤtter werden
manchen bey den erſten Anblick
dergleichen Gedancken verurſa-
chen: Abermahl ein neuer Poë-
te
? Es mangelt gewiß dran?
Allein derſelbe beliebe mir mehr Verſtand/
und Beſcheidenheit zuzutrauen/ als daß eine
kindiſche Selbſt-Liebe mich mit andern zu den
unzeitigen Ehrgeitz verfuͤhren ſolte/ durch we-
nige Bogen den Nahmen eines rechtſchaffenen
Poëtens zu ambiren/ welcher allein durch etli-
cher vortreflicher Maͤnner unſterbliche Schrif-
ten in eines verſtaͤndigen Gedaͤchtniß gruͤnet.
Sondern man glaube vielmehr/ daß ich noch
allezeit ein lehr-begieriger Schuͤler von ihnen
bin/ und in dieſer Qualitaͤt das Vertrauen he-
ge/ es werde mir in den kleinen Wercke viel-
leicht noch etwas gerathen ſeyn/ ſo einen Platz
unter der Mittelgattung der Poëſie verdienet.
Denn bloſſe Reimen-Schmiererey/ die durch
laͤppiſche Einfaͤlle und zerflickte Ausarbeitung
ſo ſchmackloß/ als ungeſaltzene Speiſen ſind/
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als
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[0005] Vorrede. [Abbildung] Vorrede. DIeſe wenige Blaͤtter werden manchen bey den erſten Anblick dergleichen Gedancken verurſa- chen: Abermahl ein neuer Poë- te? Es mangelt gewiß dran? Allein derſelbe beliebe mir mehr Verſtand/ und Beſcheidenheit zuzutrauen/ als daß eine kindiſche Selbſt-Liebe mich mit andern zu den unzeitigen Ehrgeitz verfuͤhren ſolte/ durch we- nige Bogen den Nahmen eines rechtſchaffenen Poëtens zu ambiren/ welcher allein durch etli- cher vortreflicher Maͤnner unſterbliche Schrif- ten in eines verſtaͤndigen Gedaͤchtniß gruͤnet. Sondern man glaube vielmehr/ daß ich noch allezeit ein lehr-begieriger Schuͤler von ihnen bin/ und in dieſer Qualitaͤt das Vertrauen he- ge/ es werde mir in den kleinen Wercke viel- leicht noch etwas gerathen ſeyn/ ſo einen Platz unter der Mittelgattung der Poëſie verdienet. Denn bloſſe Reimen-Schmiererey/ die durch laͤppiſche Einfaͤlle und zerflickte Ausarbeitung ſo ſchmackloß/ als ungeſaltzene Speiſen ſind/ wuͤrde mich zu meinen eignen Feind ſo wohl als )( 2

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/5>, abgerufen am 24.11.2024.