obigen Beginnens lobt, wie kann man dann Mack- lot wohl tadeln? Von einem noch schönern ruhm- vollern Eifer, ward Mäcken beseelt, als er die Stunden der Andacht nachdruckte. Brockhaus hatte blos den Zweck, uns mit fremden Literatur- werken, die gar nichts zu unserer Seligkeit, viel- leicht eher noch zu unserer ewigen Verdammniß et- was beitragen können, bekannt zu machen. Mäcken hingegen wünschte auch das Reich Gottes in die Hütten der Armen verbreitet zu sehen, und ver- schaffte ihnen mittelst seines Nachdrucks herrliche Schlüssel zum Himmelreich, die sie sonst entbehrt haben würden, weil sie die etwas kostbarern Ur- schlüssel nicht bezahlen konnten. Wie der Herr Ur- verleger, ein sonst sehr vortrefflicher, geistreicher, edler Mann so mächtig zürnen und eine ganze Reichsversammlung in Bewegung setzen konnte, ist wahrlich unbegreiflich. Jene nachgedruckten Schlüssel waren ja keine Dietriche zu seinem Geldschrank, sondern blos Schlüssel zu himmlischen Gütern, in Rücksicht deren er kein Monopol hatte, und wozu wir alle berufen sind. Er selbst hatte die Urschlüs- sel öffentlich und ohne alle, das Eigenthum ein- schränkende Bedingung verkauft; jeder Käufer war demnach befugt, seinen Himmelschlüssel zu verleihen oder ihn nachzumachen und an seine Freunde aus- zutheilen. Ob tausend Menschen mehr in den Himmel kommen, oder nicht, das kann ja dem Urverleger
jenes
obigen Beginnens lobt, wie kann man dann Mack- lot wohl tadeln? Von einem noch ſchoͤnern ruhm- vollern Eifer, ward Maͤcken beſeelt, als er die Stunden der Andacht nachdruckte. Brockhaus hatte blos den Zweck, uns mit fremden Literatur- werken, die gar nichts zu unſerer Seligkeit, viel- leicht eher noch zu unſerer ewigen Verdammniß et- was beitragen koͤnnen, bekannt zu machen. Maͤcken hingegen wuͤnſchte auch das Reich Gottes in die Huͤtten der Armen verbreitet zu ſehen, und ver- ſchaffte ihnen mittelſt ſeines Nachdrucks herrliche Schluͤſſel zum Himmelreich, die ſie ſonſt entbehrt haben wuͤrden, weil ſie die etwas koſtbarern Ur- ſchluͤſſel nicht bezahlen konnten. Wie der Herr Ur- verleger, ein ſonſt ſehr vortrefflicher, geiſtreicher, edler Mann ſo maͤchtig zuͤrnen und eine ganze Reichsverſammlung in Bewegung ſetzen konnte, iſt wahrlich unbegreiflich. Jene nachgedruckten Schluͤſſel waren ja keine Dietriche zu ſeinem Geldſchrank, ſondern blos Schluͤſſel zu himmliſchen Guͤtern, in Ruͤckſicht deren er kein Monopol hatte, und wozu wir alle berufen ſind. Er ſelbſt hatte die Urſchluͤſ- ſel oͤffentlich und ohne alle, das Eigenthum ein- ſchraͤnkende Bedingung verkauft; jeder Kaͤufer war demnach befugt, ſeinen Himmelſchluͤſſel zu verleihen oder ihn nachzumachen und an ſeine Freunde aus- zutheilen. Ob tauſend Menſchen mehr in den Himmel kommen, oder nicht, das kann ja dem Urverleger
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obigen Beginnens lobt, wie kann man dann Mack-
lot wohl tadeln? Von einem noch ſchoͤnern ruhm-
vollern Eifer, ward Maͤcken beſeelt, als er die
Stunden der Andacht nachdruckte. Brockhaus
hatte blos den Zweck, uns mit fremden Literatur-
werken, die gar nichts zu unſerer Seligkeit, viel-
leicht eher noch zu unſerer ewigen Verdammniß et-
was beitragen koͤnnen, bekannt zu machen. Maͤcken
hingegen wuͤnſchte auch das Reich Gottes in die
Huͤtten der Armen verbreitet zu ſehen, und ver-
ſchaffte ihnen mittelſt ſeines Nachdrucks herrliche
Schluͤſſel zum Himmelreich, die ſie ſonſt entbehrt
haben wuͤrden, weil ſie die etwas koſtbarern Ur-
ſchluͤſſel nicht bezahlen konnten. Wie der Herr Ur-
verleger, ein ſonſt ſehr vortrefflicher, geiſtreicher,
edler Mann ſo maͤchtig zuͤrnen und eine ganze
Reichsverſammlung in Bewegung ſetzen konnte, iſt
wahrlich unbegreiflich. Jene nachgedruckten Schluͤſſel
waren ja keine Dietriche zu ſeinem Geldſchrank,
ſondern blos Schluͤſſel zu himmliſchen Guͤtern, in
Ruͤckſicht deren er kein Monopol hatte, und wozu
wir alle berufen ſind. Er ſelbſt hatte die Urſchluͤſ-
ſel oͤffentlich und ohne alle, das Eigenthum ein-
ſchraͤnkende Bedingung verkauft; jeder Kaͤufer war
demnach befugt, ſeinen Himmelſchluͤſſel zu verleihen
oder ihn nachzumachen und an ſeine Freunde aus-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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