geben hat. Von Restauration jener Republi- ken und der deutschen Reichsstädte konnte folglich eben so wenig die Rede seyn, wie von Wiederher- stellung der römischen Republik, oder gar des gros- sen babylonischen Reichs, dessen legitime Erben man jetzt, wegen Mangel vollständiger genealogischer Kalender, schwerlich auffinden würde. Allein durch die Fortdauer der rheinbundischen Mediatisation, welche man sogar späterhin durch Vermittelbarung der Fürsten von Ysenburg und von der Leyen er- weiterte, scheint das monarchische Prinzip und die Legitimitätslehre auf eine schlimmere Sandbank ge- rathen zu seyn, als durch die Empörung der rebel- lischen Griechen gegen ihren huldvollen, legitimen Oberherrn, den Großsultan. Diese Empörung ließe sich übrigens am Ende noch wohl legitimiren, wenn man nur erst den rechtmäßigen Thronfolger des letzten griechischen Kaisers herausgefunden hätte, der am besten per publica proclamata praeclusi- va im österreichischen Beobachter und andern viel- gelesenen und sehr beliebten Blättern zur Angabe und Bescheinigung seiner legitimen Ansprüche vorgeladen werden könnte. Aber die Fortdauer der Mediatisation so vieler Fürsten und Grafen von Gottes Gnaden ist wahrlich ein kitzliches Ding! und ich möchte lieber die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit mit der Regel de Tri in Einklang bringen, als jene Maßregel und ihre Fortdauer
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geben hat. Von Reſtauration jener Republi- ken und der deutſchen Reichsſtaͤdte konnte folglich eben ſo wenig die Rede ſeyn, wie von Wiederher- ſtellung der roͤmiſchen Republik, oder gar des groſ- ſen babyloniſchen Reichs, deſſen legitime Erben man jetzt, wegen Mangel vollſtaͤndiger genealogiſcher Kalender, ſchwerlich auffinden wuͤrde. Allein durch die Fortdauer der rheinbundiſchen Mediatiſation, welche man ſogar ſpaͤterhin durch Vermittelbarung der Fuͤrſten von Yſenburg und von der Leyen er- weiterte, ſcheint das monarchiſche Prinzip und die Legitimitaͤtslehre auf eine ſchlimmere Sandbank ge- rathen zu ſeyn, als durch die Empoͤrung der rebel- liſchen Griechen gegen ihren huldvollen, legitimen Oberherrn, den Großſultan. Dieſe Empoͤrung ließe ſich uͤbrigens am Ende noch wohl legitimiren, wenn man nur erſt den rechtmaͤßigen Thronfolger des letzten griechiſchen Kaiſers herausgefunden haͤtte, der am beſten per publica proclamata praeclusi- va im oͤſterreichiſchen Beobachter und andern viel- geleſenen und ſehr beliebten Blaͤttern zur Angabe und Beſcheinigung ſeiner legitimen Anſpruͤche vorgeladen werden koͤnnte. Aber die Fortdauer der Mediatiſation ſo vieler Fuͤrſten und Grafen von Gottes Gnaden iſt wahrlich ein kitzliches Ding! und ich moͤchte lieber die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit mit der Regel de Tri in Einklang bringen, als jene Maßregel und ihre Fortdauer
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geben hat. Von Reſtauration jener Republi-
ken und der deutſchen Reichsſtaͤdte konnte folglich
eben ſo wenig die Rede ſeyn, wie von Wiederher-
ſtellung der roͤmiſchen Republik, oder gar des groſ-
ſen babyloniſchen Reichs, deſſen legitime Erben man
jetzt, wegen Mangel vollſtaͤndiger genealogiſcher
Kalender, ſchwerlich auffinden wuͤrde. Allein durch
die Fortdauer der rheinbundiſchen Mediatiſation,
welche man ſogar ſpaͤterhin durch Vermittelbarung
der Fuͤrſten von Yſenburg und von der Leyen er-
weiterte, ſcheint das monarchiſche Prinzip und die
Legitimitaͤtslehre auf eine ſchlimmere Sandbank ge-
rathen zu ſeyn, als durch die Empoͤrung der rebel-
liſchen Griechen gegen ihren huldvollen, legitimen
Oberherrn, den Großſultan. Dieſe Empoͤrung ließe
ſich uͤbrigens am Ende noch wohl legitimiren,
wenn man nur erſt den rechtmaͤßigen Thronfolger
des letzten griechiſchen Kaiſers herausgefunden haͤtte,
der am beſten per publica proclamata praeclusi-
va im oͤſterreichiſchen Beobachter und andern viel-
geleſenen und ſehr beliebten Blaͤttern zur Angabe
und Beſcheinigung ſeiner legitimen Anſpruͤche
vorgeladen werden koͤnnte. Aber die Fortdauer der
Mediatiſation ſo vieler Fuͤrſten und Grafen von
Gottes Gnaden iſt wahrlich ein kitzliches Ding!
und ich moͤchte lieber die Lehre von der heiligen
Dreieinigkeit mit der Regel de Tri in Einklang
bringen, als jene Maßregel und ihre Fortdauer
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/355>, abgerufen am 24.11.2024.
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