fang ihrer Kenntnisse sind; so hochmüthig sind da- gegen andere, und vorzüglich die Kapuziner, Kar- meliter und die meisten Bettelmönche auf ihre Dummheit. "Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr!" das ist der sehr mißverstandene, und schlecht angewandte Wahlspruch dieser frommen Taugenichtse, die sich in manchen weltlichen Dingen noch weit dummer und linkischer anstellen, als sie wirklich sind. Betrifft indessen die Sache das Wohl ihres Ordens, oder gar ihres Klosters, dann sind sie voll der schelmischsten Ränke und Pfiffe, und klüger und boshafter, als Schlan- gen und Nattern. Den Jesuiten und einigen Be- nediktinern kann man -- ohne ungerecht zu seyn -- es nicht ableugnen, daß sie in mehreren wissen- schaftlichen Zweigen sich auszeichneten; allein nie geschah es auf eine, in das Leben der Menschheit vortheilhaft einwirkende Art. Die Folianten Ana- stasius Kircher's, Caspar Schotts und anderer haben für geistige und sittliche Veredlung gar kei- nen Werth, und dienten häufig blos dazu, gute Köpfe vom Nachdenken über gewisse Gegenstände abzuziehen, die man mit blindem Gehorsam geglaubt und angenommen haben wollte. Da man nach der Reformation nicht die alte ägyptische Finsterniß in dem Schafstall der allein seligmachenden Kirche erhalten konnte; so bemühte man sich, ein gewisses Helldunkel, das dem Schimmer des Lichts glich,
fang ihrer Kenntniſſe ſind; ſo hochmuͤthig ſind da- gegen andere, und vorzuͤglich die Kapuziner, Kar- meliter und die meiſten Bettelmoͤnche auf ihre Dummheit. »Selig ſind, die da geiſtlich arm ſind, denn das Himmelreich iſt ihr!« das iſt der ſehr mißverſtandene, und ſchlecht angewandte Wahlſpruch dieſer frommen Taugenichtſe, die ſich in manchen weltlichen Dingen noch weit dummer und linkiſcher anſtellen, als ſie wirklich ſind. Betrifft indeſſen die Sache das Wohl ihres Ordens, oder gar ihres Kloſters, dann ſind ſie voll der ſchelmiſchſten Raͤnke und Pfiffe, und kluͤger und boshafter, als Schlan- gen und Nattern. Den Jeſuiten und einigen Be- nediktinern kann man — ohne ungerecht zu ſeyn — es nicht ableugnen, daß ſie in mehreren wiſſen- ſchaftlichen Zweigen ſich auszeichneten; allein nie geſchah es auf eine, in das Leben der Menſchheit vortheilhaft einwirkende Art. Die Folianten Ana- ſtaſius Kircher’s, Caspar Schotts und anderer haben fuͤr geiſtige und ſittliche Veredlung gar kei- nen Werth, und dienten haͤufig blos dazu, gute Koͤpfe vom Nachdenken uͤber gewiſſe Gegenſtaͤnde abzuziehen, die man mit blindem Gehorſam geglaubt und angenommen haben wollte. Da man nach der Reformation nicht die alte aͤgyptiſche Finſterniß in dem Schafſtall der allein ſeligmachenden Kirche erhalten konnte; ſo bemuͤhte man ſich, ein gewiſſes Helldunkel, das dem Schimmer des Lichts glich,
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fang ihrer Kenntniſſe ſind; ſo hochmuͤthig ſind da-
gegen andere, und vorzuͤglich die Kapuziner, Kar-
meliter und die meiſten Bettelmoͤnche auf ihre
Dummheit. »Selig ſind, die da geiſtlich arm ſind,
denn das Himmelreich iſt ihr!« das iſt der ſehr
mißverſtandene, und ſchlecht angewandte Wahlſpruch
dieſer frommen Taugenichtſe, die ſich in manchen
weltlichen Dingen noch weit dummer und linkiſcher
anſtellen, als ſie wirklich ſind. Betrifft indeſſen die
Sache das Wohl ihres Ordens, oder gar ihres
Kloſters, dann ſind ſie voll der ſchelmiſchſten Raͤnke
und Pfiffe, und kluͤger und boshafter, als Schlan-
gen und Nattern. Den Jeſuiten und einigen Be-
nediktinern kann man — ohne ungerecht zu ſeyn
— es nicht ableugnen, daß ſie in mehreren wiſſen-
ſchaftlichen Zweigen ſich auszeichneten; allein nie
geſchah es auf eine, in das Leben der Menſchheit
vortheilhaft einwirkende Art. Die Folianten Ana-
ſtaſius Kircher’s, Caspar Schotts und anderer
haben fuͤr geiſtige und ſittliche Veredlung gar kei-
nen Werth, und dienten haͤufig blos dazu, gute
Koͤpfe vom Nachdenken uͤber gewiſſe Gegenſtaͤnde
abzuziehen, die man mit blindem Gehorſam geglaubt
und angenommen haben wollte. Da man nach der
Reformation nicht die alte aͤgyptiſche Finſterniß in
dem Schafſtall der allein ſeligmachenden Kirche
erhalten konnte; ſo bemuͤhte man ſich, ein gewiſſes
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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