der Liebe mit gerunzelter Stirne verlästert. Blos der Ehestand ist den Priestern, den Mönchen und Nonnen verboten, weil er zwar ein Sakrament, aber doch ein recht teuflisches, unkeusches Sakrament und ein schändliches Laster ist. Wo findet man wohl schönere, blühendere Nichten, Haushälterin- nen, Schaffnerinnen und Dienstmädchen, als in den Häusern der katholischen Weltgeistlichen? Wer dort nicht gleich mit der sechsten Bitte bei der Hand ist, strauchelt gewiß, so fest er auch stehen mag. An den vollbusigen Magdalenen, und den nackten Erlösern hält sich die Phantasie wohlbeleib- ter Mönche und schmachtender Nonnen für manche Vergnügungen schadlos, deren Genuß die strenge Ordensregel verbietet. Doch -- wir wollen hier nicht an Widernatürlichkeiten erinnern, deren Schil- derung wir gerne Andern überlassen. Die from- men Priape in den christlichen Klöstern müssen wahrlich vom Himmel in mancher Hinsicht besondere Privilegien haben, oder die Ansichten dessen, der Sodom und Gomorra mit Feuer und Schwefel vertilgte, haben sich seit mehreren Jahrtausenden mächtig verändert; wie wäre es sonst möglich, daß unsere Klöster nicht schon längst ein ähnliches Schick- sal erfuhren?
So stolz, wie manche katholische Ordensgeist- liche, besonders unter den Jesuiten und den Bene- diktinern auf den vermeintlichen, ungeheuern Um-
der Liebe mit gerunzelter Stirne verlaͤſtert. Blos der Eheſtand iſt den Prieſtern, den Moͤnchen und Nonnen verboten, weil er zwar ein Sakrament, aber doch ein recht teufliſches, unkeuſches Sakrament und ein ſchaͤndliches Laſter iſt. Wo findet man wohl ſchoͤnere, bluͤhendere Nichten, Haushaͤlterin- nen, Schaffnerinnen und Dienſtmaͤdchen, als in den Haͤuſern der katholiſchen Weltgeiſtlichen? Wer dort nicht gleich mit der ſechsten Bitte bei der Hand iſt, ſtrauchelt gewiß, ſo feſt er auch ſtehen mag. An den vollbuſigen Magdalenen, und den nackten Erloͤſern haͤlt ſich die Phantaſie wohlbeleib- ter Moͤnche und ſchmachtender Nonnen fuͤr manche Vergnuͤgungen ſchadlos, deren Genuß die ſtrenge Ordensregel verbietet. Doch — wir wollen hier nicht an Widernatuͤrlichkeiten erinnern, deren Schil- derung wir gerne Andern uͤberlaſſen. Die from- men Priape in den chriſtlichen Kloͤſtern muͤſſen wahrlich vom Himmel in mancher Hinſicht beſondere Privilegien haben, oder die Anſichten deſſen, der Sodom und Gomorra mit Feuer und Schwefel vertilgte, haben ſich ſeit mehreren Jahrtauſenden maͤchtig veraͤndert; wie waͤre es ſonſt moͤglich, daß unſere Kloͤſter nicht ſchon laͤngſt ein aͤhnliches Schick- ſal erfuhren?
So ſtolz, wie manche katholiſche Ordensgeiſt- liche, beſonders unter den Jeſuiten und den Bene- diktinern auf den vermeintlichen, ungeheuern Um-
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der Liebe mit gerunzelter Stirne verlaͤſtert. Blos
der Eheſtand iſt den Prieſtern, den Moͤnchen und
Nonnen verboten, weil er zwar ein Sakrament,
aber doch ein recht teufliſches, unkeuſches Sakrament
und ein ſchaͤndliches Laſter iſt. Wo findet man
wohl ſchoͤnere, bluͤhendere Nichten, Haushaͤlterin-
nen, Schaffnerinnen und Dienſtmaͤdchen, als in
den Haͤuſern der katholiſchen Weltgeiſtlichen? Wer
dort nicht gleich mit der ſechsten Bitte bei der
Hand iſt, ſtrauchelt gewiß, ſo feſt er auch ſtehen
mag. An den vollbuſigen Magdalenen, und den
nackten Erloͤſern haͤlt ſich die Phantaſie wohlbeleib-
ter Moͤnche und ſchmachtender Nonnen fuͤr manche
Vergnuͤgungen ſchadlos, deren Genuß die ſtrenge
Ordensregel verbietet. Doch — wir wollen hier
nicht an Widernatuͤrlichkeiten erinnern, deren Schil-
derung wir gerne Andern uͤberlaſſen. Die from-
men Priape in den chriſtlichen Kloͤſtern muͤſſen
wahrlich vom Himmel in mancher Hinſicht beſondere
Privilegien haben, oder die Anſichten deſſen, der
Sodom und Gomorra mit Feuer und Schwefel
vertilgte, haben ſich ſeit mehreren Jahrtauſenden
maͤchtig veraͤndert; wie waͤre es ſonſt moͤglich, daß
unſere Kloͤſter nicht ſchon laͤngſt ein aͤhnliches Schick-
ſal erfuhren?
So ſtolz, wie manche katholiſche Ordensgeiſt-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/319>, abgerufen am 22.11.2024.
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