kommen. Der Kunstgärtner oder Verfasser endlich hatte den Wunsch, daß man in seinen Anlagen ihn als Künstler bewundern und loben, daß andere Gärtner sich dadurch belehren und alle Garten- freunde sich daran erfreuen möchten; er hätte des- halb gerne zehntausend ähnliche Gärten geschaffen und sie zu freiem Anschauen durch die ganze Welt verstreuet. Weil er dazu aber nicht im Stande war, so machte er dem Gartenbesitzer die Bedin- gung, eine Anzahl Schlüssel zu seinem Garten ver- fertigen zu lassen, und gegen billigen Preis an alle Kenner und Nichtkenner zu verkaufen, damit sie sein, des geistvollen Künstlers Werk sehen, sich dar- über freuen und es zum Vorbilde wählen möchten. Der Gartenbesitzer übertheuerte seine Schlüssel so sehr, daß nur reiche und sehr bemittelte Leute sie kaufen konnten. Dies gab dem Nachbildner Ver- anlassung zur Anlage seines Gartens und zur Aus- theilung wohlfeilerer Schlüssel. Dem Verdienste seine Kronen! sprach er, und ließ deshalb, wie billig, mit großen goldnen Buchstaben auf die Gartenthüre die Worte setzen: Der Erfinder und erste An- geber der herrlichen, in diesem Garten befindlichen Anlagen ist der berühmte Kunstgärtner Herr N. N. Jch bin blos mechanischer Nachbildner. Er entzog also dem Künstler nichts von seinem wohlverdienten Ruhm; hätte er das gethan, hätte er sich für den ursprüng-
kommen. Der Kunſtgaͤrtner oder Verfaſſer endlich hatte den Wunſch, daß man in ſeinen Anlagen ihn als Kuͤnſtler bewundern und loben, daß andere Gaͤrtner ſich dadurch belehren und alle Garten- freunde ſich daran erfreuen moͤchten; er haͤtte des- halb gerne zehntauſend aͤhnliche Gaͤrten geſchaffen und ſie zu freiem Anſchauen durch die ganze Welt verſtreuet. Weil er dazu aber nicht im Stande war, ſo machte er dem Gartenbeſitzer die Bedin- gung, eine Anzahl Schluͤſſel zu ſeinem Garten ver- fertigen zu laſſen, und gegen billigen Preis an alle Kenner und Nichtkenner zu verkaufen, damit ſie ſein, des geiſtvollen Kuͤnſtlers Werk ſehen, ſich dar- uͤber freuen und es zum Vorbilde waͤhlen moͤchten. Der Gartenbeſitzer uͤbertheuerte ſeine Schluͤſſel ſo ſehr, daß nur reiche und ſehr bemittelte Leute ſie kaufen konnten. Dies gab dem Nachbildner Ver- anlaſſung zur Anlage ſeines Gartens und zur Aus- theilung wohlfeilerer Schluͤſſel. Dem Verdienſte ſeine Kronen! ſprach er, und ließ deshalb, wie billig, mit großen goldnen Buchſtaben auf die Gartenthuͤre die Worte ſetzen: Der Erfinder und erſte An- geber der herrlichen, in dieſem Garten befindlichen Anlagen iſt der beruͤhmte Kunſtgaͤrtner Herr N. N. Jch bin blos mechaniſcher Nachbildner. Er entzog alſo dem Kuͤnſtler nichts von ſeinem wohlverdienten Ruhm; haͤtte er das gethan, haͤtte er ſich fuͤr den urſpruͤng-
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kommen. Der Kunſtgaͤrtner oder Verfaſſer endlich
hatte den Wunſch, daß man in ſeinen Anlagen ihn
als Kuͤnſtler bewundern und loben, daß andere
Gaͤrtner ſich dadurch belehren und alle Garten-
freunde ſich daran erfreuen moͤchten; er haͤtte des-
halb gerne zehntauſend aͤhnliche Gaͤrten geſchaffen
und ſie zu freiem Anſchauen durch die ganze Welt
verſtreuet. Weil er dazu aber nicht im Stande
war, ſo machte er dem Gartenbeſitzer die Bedin-
gung, eine Anzahl Schluͤſſel zu ſeinem Garten ver-
fertigen zu laſſen, und gegen billigen Preis an alle
Kenner und Nichtkenner zu verkaufen, damit ſie
ſein, des geiſtvollen Kuͤnſtlers Werk ſehen, ſich dar-
uͤber freuen und es zum Vorbilde waͤhlen moͤchten.
Der Gartenbeſitzer uͤbertheuerte ſeine Schluͤſſel ſo
ſehr, daß nur reiche und ſehr bemittelte Leute ſie
kaufen konnten. Dies gab dem Nachbildner Ver-
anlaſſung zur Anlage ſeines Gartens und zur Aus-
theilung wohlfeilerer Schluͤſſel. Dem Verdienſte ſeine
Kronen! ſprach er, und ließ deshalb, wie billig,
mit großen goldnen Buchſtaben auf die Gartenthuͤre
die Worte ſetzen: Der Erfinder und erſte An-
geber der herrlichen, in dieſem Garten
befindlichen Anlagen iſt der beruͤhmte
Kunſtgaͤrtner Herr N. N. Jch bin blos
mechaniſcher Nachbildner. Er entzog alſo dem
Kuͤnſtler nichts von ſeinem wohlverdienten Ruhm;
haͤtte er das gethan, haͤtte er ſich fuͤr den urſpruͤng-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/31>, abgerufen am 27.11.2024.
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