Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter
sehr vorzuziehen. Die Regierung der ersten war
in der Regel sanft und friedlich. Die Geistlichen
bewiesen sich als Wohlthäter zahlloser Armen, die
ohne ihre Hülfe hätten umkommen müssen, und die
Klöster, deren Gastfreiheit selbst ihre Feinde fast
ohne Ausnahme rühmen müssen, dienten allen Be-
drängten und Nothleidenden zum Zufluchtsort."
Die Regierung der Chinesen, so despotisch sie ist,
verdient unstreitig den Vorzug vor jener der Tür-
ken, und so mag auch manche Regierung besser
und minder gewesen seyn, als die Herrschaft vieler
weltlichen Fürsten. Allein unter der großen Schaar
von Erzbischöfen, Bischöfen und Aebten, welche
Deutschland seit Karl dem Großen aufzuweisen hat,
findet man sehr wenige, die durch wahre Humani-
tät, durch Beförderung der geistigen und sittlichen
Bildung und des irdischen Wohlstandes der ihnen
anvertraueten Völker, durch Duldung und Verträg-
lichkeit gegen Andere sich ausgezeichnet hätten. Jhre
Sanftmuth und Milde zeigte sich vorzüglich, so wie
jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre-
cher und Bösewichter, gegen Banditen, Räuber
und Mörder. Wüthend, wie Tiger, verfolgten die
meisten einen Jeden, der in ihren finstern Schaf-
ställen ein Licht anzünden wollte. Die Wohlthätig-
keit der Geistlichen und Klöster gegen die zahlrei-
chen Armen ihrer Umgebung war überdies nichts

mehr,

man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter
ſehr vorzuziehen. Die Regierung der erſten war
in der Regel ſanft und friedlich. Die Geiſtlichen
bewieſen ſich als Wohlthaͤter zahlloſer Armen, die
ohne ihre Huͤlfe haͤtten umkommen muͤſſen, und die
Kloͤſter, deren Gaſtfreiheit ſelbſt ihre Feinde faſt
ohne Ausnahme ruͤhmen muͤſſen, dienten allen Be-
draͤngten und Nothleidenden zum Zufluchtsort.«
Die Regierung der Chineſen, ſo despotiſch ſie iſt,
verdient unſtreitig den Vorzug vor jener der Tuͤr-
ken, und ſo mag auch manche Regierung beſſer
und minder geweſen ſeyn, als die Herrſchaft vieler
weltlichen Fuͤrſten. Allein unter der großen Schaar
von Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen und Aebten, welche
Deutſchland ſeit Karl dem Großen aufzuweiſen hat,
findet man ſehr wenige, die durch wahre Humani-
taͤt, durch Befoͤrderung der geiſtigen und ſittlichen
Bildung und des irdiſchen Wohlſtandes der ihnen
anvertraueten Voͤlker, durch Duldung und Vertraͤg-
lichkeit gegen Andere ſich ausgezeichnet haͤtten. Jhre
Sanftmuth und Milde zeigte ſich vorzuͤglich, ſo wie
jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre-
cher und Boͤſewichter, gegen Banditen, Raͤuber
und Moͤrder. Wuͤthend, wie Tiger, verfolgten die
meiſten einen Jeden, der in ihren finſtern Schaf-
ſtaͤllen ein Licht anzuͤnden wollte. Die Wohlthaͤtig-
keit der Geiſtlichen und Kloͤſter gegen die zahlrei-
chen Armen ihrer Umgebung war uͤberdies nichts

mehr,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="288"/>
man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter<lb/>
&#x017F;ehr vorzuziehen. Die Regierung der er&#x017F;ten war<lb/>
in der Regel &#x017F;anft und friedlich. Die Gei&#x017F;tlichen<lb/>
bewie&#x017F;en &#x017F;ich als Wohltha&#x0364;ter zahllo&#x017F;er Armen, die<lb/>
ohne ihre Hu&#x0364;lfe ha&#x0364;tten umkommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und die<lb/>
Klo&#x0364;&#x017F;ter, deren Ga&#x017F;tfreiheit &#x017F;elb&#x017F;t ihre Feinde fa&#x017F;t<lb/>
ohne Ausnahme ru&#x0364;hmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, dienten allen Be-<lb/>
dra&#x0364;ngten und Nothleidenden zum Zufluchtsort.«<lb/>
Die Regierung der Chine&#x017F;en, &#x017F;o despoti&#x017F;ch &#x017F;ie i&#x017F;t,<lb/>
verdient un&#x017F;treitig den Vorzug vor jener der Tu&#x0364;r-<lb/>
ken, und &#x017F;o mag auch manche Regierung be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und minder gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, als die Herr&#x017F;chaft vieler<lb/>
weltlichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten. Allein unter der großen Schaar<lb/>
von Erzbi&#x017F;cho&#x0364;fen, Bi&#x017F;cho&#x0364;fen und Aebten, welche<lb/>
Deut&#x017F;chland &#x017F;eit Karl dem Großen aufzuwei&#x017F;en hat,<lb/>
findet man &#x017F;ehr wenige, die durch wahre Humani-<lb/>
ta&#x0364;t, durch Befo&#x0364;rderung der gei&#x017F;tigen und &#x017F;ittlichen<lb/>
Bildung und des irdi&#x017F;chen Wohl&#x017F;tandes der ihnen<lb/>
anvertraueten Vo&#x0364;lker, durch Duldung und Vertra&#x0364;g-<lb/>
lichkeit gegen Andere &#x017F;ich ausgezeichnet ha&#x0364;tten. Jhre<lb/>
Sanftmuth und Milde zeigte &#x017F;ich vorzu&#x0364;glich, &#x017F;o wie<lb/>
jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre-<lb/>
cher und Bo&#x0364;&#x017F;ewichter, gegen Banditen, Ra&#x0364;uber<lb/>
und Mo&#x0364;rder. Wu&#x0364;thend, wie Tiger, verfolgten die<lb/>
mei&#x017F;ten einen Jeden, der in ihren fin&#x017F;tern Schaf-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;llen ein Licht anzu&#x0364;nden wollte. Die Wohltha&#x0364;tig-<lb/>
keit der Gei&#x017F;tlichen und Klo&#x0364;&#x017F;ter gegen die zahlrei-<lb/>
chen Armen ihrer Umgebung war u&#x0364;berdies nichts<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0288] man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter ſehr vorzuziehen. Die Regierung der erſten war in der Regel ſanft und friedlich. Die Geiſtlichen bewieſen ſich als Wohlthaͤter zahlloſer Armen, die ohne ihre Huͤlfe haͤtten umkommen muͤſſen, und die Kloͤſter, deren Gaſtfreiheit ſelbſt ihre Feinde faſt ohne Ausnahme ruͤhmen muͤſſen, dienten allen Be- draͤngten und Nothleidenden zum Zufluchtsort.« Die Regierung der Chineſen, ſo despotiſch ſie iſt, verdient unſtreitig den Vorzug vor jener der Tuͤr- ken, und ſo mag auch manche Regierung beſſer und minder geweſen ſeyn, als die Herrſchaft vieler weltlichen Fuͤrſten. Allein unter der großen Schaar von Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen und Aebten, welche Deutſchland ſeit Karl dem Großen aufzuweiſen hat, findet man ſehr wenige, die durch wahre Humani- taͤt, durch Befoͤrderung der geiſtigen und ſittlichen Bildung und des irdiſchen Wohlſtandes der ihnen anvertraueten Voͤlker, durch Duldung und Vertraͤg- lichkeit gegen Andere ſich ausgezeichnet haͤtten. Jhre Sanftmuth und Milde zeigte ſich vorzuͤglich, ſo wie jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre- cher und Boͤſewichter, gegen Banditen, Raͤuber und Moͤrder. Wuͤthend, wie Tiger, verfolgten die meiſten einen Jeden, der in ihren finſtern Schaf- ſtaͤllen ein Licht anzuͤnden wollte. Die Wohlthaͤtig- keit der Geiſtlichen und Kloͤſter gegen die zahlrei- chen Armen ihrer Umgebung war uͤberdies nichts mehr,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/288
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/288>, abgerufen am 22.11.2024.