sie bei allen Völkern die erstaunlichen Höhen, von welchen sie mit so stolzer Demuth auf Andre her- abblicken. Durch Schmarotzen und Kriechen, durch Lügen und Betrug und durch Verblendung der Völker wurden die Päbste in Rom und ihre Amts- brüder in Tibet aus elenden, geistlichen Possen- reissern große, gewaltige Herren. Allein nicht im- mer sind es dreifache Kronen und kostbare Fischer- ringe, warum Levi's weiße und christliche Söhne schmarotzen. Eine gute Mahlzeit, eine Portion Kaffe, eine Wurst, ja selbst ein Ei sind die wich- tigen Gegenstände, um die sie gar gerne auf eini- ge Stunden ihre Würde und alle ihre Pflichten als Menschen und als Volkslehrer vergessen. Jch habe Prediger gekannt, und manche von ihnen le- ben vielleicht heute noch, die mit den tiefsten Kratz- füßen bei jedem Gastmahl erschienen, wozu ein reicher Edelmann sie einlud, und dann es sich aus ächtchristlicher Demuth gerne gefallen ließen, daß man für sie, weil sie nicht von Adel waren, ein besonderes Tischchen deckte, woran sie es sich sehr gut schmecken ließen, obgleich sie es fühlen mußten, daß sie nur zur Zielscheibe der lauten witzigen Ein-
ben sie ein Recht hiezu, wenn der äussere Kultus einer Religionsparthei dem Staate oder einzelnen Mitgliedern desselben gefährlich werden kann, wie dies bei manchen Gebräuchen der Juden z. B. beim Col niddre der Fall ist.
ſie bei allen Voͤlkern die erſtaunlichen Hoͤhen, von welchen ſie mit ſo ſtolzer Demuth auf Andre her- abblicken. Durch Schmarotzen und Kriechen, durch Luͤgen und Betrug und durch Verblendung der Voͤlker wurden die Paͤbſte in Rom und ihre Amts- bruͤder in Tibet aus elenden, geiſtlichen Poſſen- reiſſern große, gewaltige Herren. Allein nicht im- mer ſind es dreifache Kronen und koſtbare Fiſcher- ringe, warum Levi’s weiße und chriſtliche Soͤhne ſchmarotzen. Eine gute Mahlzeit, eine Portion Kaffe, eine Wurſt, ja ſelbſt ein Ei ſind die wich- tigen Gegenſtaͤnde, um die ſie gar gerne auf eini- ge Stunden ihre Wuͤrde und alle ihre Pflichten als Menſchen und als Volkslehrer vergeſſen. Jch habe Prediger gekannt, und manche von ihnen le- ben vielleicht heute noch, die mit den tiefſten Kratz- fuͤßen bei jedem Gaſtmahl erſchienen, wozu ein reicher Edelmann ſie einlud, und dann es ſich aus aͤchtchriſtlicher Demuth gerne gefallen ließen, daß man fuͤr ſie, weil ſie nicht von Adel waren, ein beſonderes Tiſchchen deckte, woran ſie es ſich ſehr gut ſchmecken ließen, obgleich ſie es fuͤhlen mußten, daß ſie nur zur Zielſcheibe der lauten witzigen Ein-
ben ſie ein Recht hiezu, wenn der aͤuſſere Kultus einer Religionsparthei dem Staate oder einzelnen Mitgliedern deſſelben gefaͤhrlich werden kann, wie dies bei manchen Gebraͤuchen der Juden z. B. beim Col niddre der Fall iſt.
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ſie bei allen Voͤlkern die erſtaunlichen Hoͤhen, von
welchen ſie mit ſo ſtolzer Demuth auf Andre her-
abblicken. Durch Schmarotzen und Kriechen, durch
Luͤgen und Betrug und durch Verblendung der
Voͤlker wurden die Paͤbſte in Rom und ihre Amts-
bruͤder in Tibet aus elenden, geiſtlichen Poſſen-
reiſſern große, gewaltige Herren. Allein nicht im-
mer ſind es dreifache Kronen und koſtbare Fiſcher-
ringe, warum Levi’s weiße und chriſtliche Soͤhne
ſchmarotzen. Eine gute Mahlzeit, eine Portion
Kaffe, eine Wurſt, ja ſelbſt ein Ei ſind die wich-
tigen Gegenſtaͤnde, um die ſie gar gerne auf eini-
ge Stunden ihre Wuͤrde und alle ihre Pflichten
als Menſchen und als Volkslehrer vergeſſen. Jch
habe Prediger gekannt, und manche von ihnen le-
ben vielleicht heute noch, die mit den tiefſten Kratz-
fuͤßen bei jedem Gaſtmahl erſchienen, wozu ein
reicher Edelmann ſie einlud, und dann es ſich aus
aͤchtchriſtlicher Demuth gerne gefallen ließen, daß
man fuͤr ſie, weil ſie nicht von Adel waren, ein
beſonderes Tiſchchen deckte, woran ſie es ſich ſehr
gut ſchmecken ließen, obgleich ſie es fuͤhlen mußten,
daß ſie nur zur Zielſcheibe der lauten witzigen Ein-
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*) ben ſie ein Recht hiezu, wenn der aͤuſſere Kultus
einer Religionsparthei dem Staate oder einzelnen
Mitgliedern deſſelben gefaͤhrlich werden kann, wie
dies bei manchen Gebraͤuchen der Juden z. B. beim
Col niddre der Fall iſt.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/269>, abgerufen am 16.07.2024.
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