Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.Eben so wenig kann ich mich überzeugen, daß Unsre christlichen Leviten hingegen sind in Sa- Mutter und der Stadt Sodom mußte also auf die
Fräulein Töchter des Herrn Loth keinen tiefen Ein- druck gemacht haben. Wo sie in ihrem unterirdi- schen Schlupfwinkel den Wein hernahmen, und wie ein in der sinnlosesten Betrunkenheit sich befinden- der Mann zu solchen Geschäften fähig seyn könne, ist ganz unbegreiflich. Aber weit unbegreiflicher ist es, daß Loths Töchter, die durch Zoar, wo es un- streitig Männer gab, gekommen waren, und über- dies Loths und Abrahams Verhältnisse sehr gut kann- ten, also auch wißen mußten, daß Abraham eine große Anzahl von Knechten hatte, im Mindesten zweifeln konnten, daß außer ihrem Vater noch Män- ner auf Erden wären! Mir scheint, wie gesagt, die- se Geschichte eine der abentheuerlichsten im ganzen alten Testament, welches doch wahrlich viel sagen will. Credat Judaeus Apella! Eben ſo wenig kann ich mich uͤberzeugen, daß Unſre chriſtlichen Leviten hingegen ſind in Sa- Mutter und der Stadt Sodom mußte alſo auf die
Fraͤulein Toͤchter des Herrn Loth keinen tiefen Ein- druck gemacht haben. Wo ſie in ihrem unterirdi- ſchen Schlupfwinkel den Wein hernahmen, und wie ein in der ſinnloſeſten Betrunkenheit ſich befinden- der Mann zu ſolchen Geſchaͤften faͤhig ſeyn koͤnne, iſt ganz unbegreiflich. Aber weit unbegreiflicher iſt es, daß Loths Toͤchter, die durch Zoar, wo es un- ſtreitig Maͤnner gab, gekommen waren, und uͤber- dies Loths und Abrahams Verhaͤltniſſe ſehr gut kann- ten, alſo auch wißen mußten, daß Abraham eine große Anzahl von Knechten hatte, im Mindeſten zweifeln konnten, daß außer ihrem Vater noch Maͤn- ner auf Erden waͤren! Mir ſcheint, wie geſagt, die- ſe Geſchichte eine der abentheuerlichſten im ganzen alten Teſtament, welches doch wahrlich viel ſagen will. Credat Judaeus Apella! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0242" n="242"/> <p>Eben ſo wenig kann ich mich uͤberzeugen, daß<lb/> es eine poſitive Strafe des Himmels ſei, wenn der<lb/> Blitz einem Mann, der aus uͤbler Gewohnheit oder<lb/> aus Mangel an Bildung bey jedem zehnten Wort<lb/> ausruft: Gott ſtrafe mich! Der Teufel hole! Das<lb/> Donnerwetter! das Haus anzuͤndet, und vielleicht gar<lb/> ihn ſelbſt erſchlaͤgt; oder wenn der Hagel dem fleißigen<lb/> Landmann, der am Sonntage lieber arbeiten, als faul-<lb/> lenzen und ſich betrinken mochte, ſeine Kornfelder<lb/> verwuͤſtet, und dergleichen mehr.</p><lb/> <p>Unſre chriſtlichen Leviten hingegen ſind in Sa-<lb/> chen dieſer Art ganz anderer Meinung. Wo ein<lb/> Land, eine Stadt, eine Familie, oder ein einzelner<lb/><note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="*)">Mutter und der Stadt Sodom mußte alſo auf die<lb/> Fraͤulein Toͤchter des Herrn Loth keinen tiefen Ein-<lb/> druck gemacht haben. Wo ſie in ihrem unterirdi-<lb/> ſchen Schlupfwinkel den Wein hernahmen, und wie<lb/> ein in der ſinnloſeſten Betrunkenheit ſich befinden-<lb/> der Mann zu ſolchen Geſchaͤften faͤhig ſeyn koͤnne,<lb/> iſt ganz unbegreiflich. Aber weit unbegreiflicher iſt<lb/> es, daß Loths Toͤchter, die durch Zoar, wo es un-<lb/> ſtreitig Maͤnner gab, gekommen waren, und uͤber-<lb/> dies Loths und Abrahams Verhaͤltniſſe ſehr gut kann-<lb/> ten, alſo auch wißen mußten, daß Abraham eine<lb/> große Anzahl von Knechten hatte, im Mindeſten<lb/> zweifeln konnten, daß außer ihrem Vater noch Maͤn-<lb/> ner auf Erden waͤren! Mir ſcheint, wie geſagt, die-<lb/> ſe Geſchichte eine der abentheuerlichſten im ganzen<lb/> alten Teſtament, welches doch wahrlich viel ſagen<lb/> will. <hi rendition="#aq">Credat Judaeus Apella!</hi></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0242]
Eben ſo wenig kann ich mich uͤberzeugen, daß
es eine poſitive Strafe des Himmels ſei, wenn der
Blitz einem Mann, der aus uͤbler Gewohnheit oder
aus Mangel an Bildung bey jedem zehnten Wort
ausruft: Gott ſtrafe mich! Der Teufel hole! Das
Donnerwetter! das Haus anzuͤndet, und vielleicht gar
ihn ſelbſt erſchlaͤgt; oder wenn der Hagel dem fleißigen
Landmann, der am Sonntage lieber arbeiten, als faul-
lenzen und ſich betrinken mochte, ſeine Kornfelder
verwuͤſtet, und dergleichen mehr.
Unſre chriſtlichen Leviten hingegen ſind in Sa-
chen dieſer Art ganz anderer Meinung. Wo ein
Land, eine Stadt, eine Familie, oder ein einzelner
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*) Mutter und der Stadt Sodom mußte alſo auf die
Fraͤulein Toͤchter des Herrn Loth keinen tiefen Ein-
druck gemacht haben. Wo ſie in ihrem unterirdi-
ſchen Schlupfwinkel den Wein hernahmen, und wie
ein in der ſinnloſeſten Betrunkenheit ſich befinden-
der Mann zu ſolchen Geſchaͤften faͤhig ſeyn koͤnne,
iſt ganz unbegreiflich. Aber weit unbegreiflicher iſt
es, daß Loths Toͤchter, die durch Zoar, wo es un-
ſtreitig Maͤnner gab, gekommen waren, und uͤber-
dies Loths und Abrahams Verhaͤltniſſe ſehr gut kann-
ten, alſo auch wißen mußten, daß Abraham eine
große Anzahl von Knechten hatte, im Mindeſten
zweifeln konnten, daß außer ihrem Vater noch Maͤn-
ner auf Erden waͤren! Mir ſcheint, wie geſagt, die-
ſe Geſchichte eine der abentheuerlichſten im ganzen
alten Teſtament, welches doch wahrlich viel ſagen
will. Credat Judaeus Apella!
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