andern Geistlichen desselben Glaubens schwerlich ver- wechseln wird. Am Besten lassen sich diese äußerlich bemerkbaren Zeichen aus den Tugenden herleiten, wodurch sich der weiße Rabbiner von dem christli- chen Volkslehrer oder -- Geistlichen unterscheidet.
Die erste dieser Tugenden ist unstreitig ein heiliger, glühender Eifer für Alles, was zum Glaubenund zum Ansehen der Geist- lichkeit und der Kirche gehört. Dieser Ei- fer war bei den jüdischen Priestern die Quelle je- ner giftigen Verketzerungswuth, welche den Welt- heiland ans Kreuz schlug, und die Pfaffen des Christenthums, von den Zeiten Konstantins des so- genannten Großen bis zu unsern Tagen herab verleitete, Jeden mit Fluch und Bann, mit Gift und Dolch, mit Feuer und Schwerdt zu verfolgen, der nicht glaubte, was sie glaubten, oder geglaubt haben wollten. Er war die Quelle, aus der sie die unzähligen Dogmen, Spitzfindigkeiten und For- meln schöpften, wodurch sie die schöne einfache Lehre unsers göttlichen Erlösers entweihten, und sie für den Schwachen in ein Labyrinth, für den Hellerse- henden und Schlechtunterrichteten aber in einen Ge- genstand des frevelhaftesten Spottes verwandelten. Aus diesem, mit Goldgier und Ehrgeitz verbundenen Eifer entsprang die tyrannische Bekehrungssucht, durch welche Amerika seiner meisten Ureinwohner beraubt und viele andere Länder in den blutigsten Kriegen entvölkert wurden.
andern Geiſtlichen deſſelben Glaubens ſchwerlich ver- wechſeln wird. Am Beſten laſſen ſich dieſe aͤußerlich bemerkbaren Zeichen aus den Tugenden herleiten, wodurch ſich der weiße Rabbiner von dem chriſtli- chen Volkslehrer oder — Geiſtlichen unterſcheidet.
Die erſte dieſer Tugenden iſt unſtreitig ein heiliger, gluͤhender Eifer fuͤr Alles, was zum Glaubenund zum Anſehen der Geiſt- lichkeit und der Kirche gehoͤrt. Dieſer Ei- fer war bei den juͤdiſchen Prieſtern die Quelle je- ner giftigen Verketzerungswuth, welche den Welt- heiland ans Kreuz ſchlug, und die Pfaffen des Chriſtenthums, von den Zeiten Konſtantins des ſo- genannten Großen bis zu unſern Tagen herab verleitete, Jeden mit Fluch und Bann, mit Gift und Dolch, mit Feuer und Schwerdt zu verfolgen, der nicht glaubte, was ſie glaubten, oder geglaubt haben wollten. Er war die Quelle, aus der ſie die unzaͤhligen Dogmen, Spitzfindigkeiten und For- meln ſchoͤpften, wodurch ſie die ſchoͤne einfache Lehre unſers goͤttlichen Erloͤſers entweihten, und ſie fuͤr den Schwachen in ein Labyrinth, fuͤr den Hellerſe- henden und Schlechtunterrichteten aber in einen Ge- genſtand des frevelhafteſten Spottes verwandelten. Aus dieſem, mit Goldgier und Ehrgeitz verbundenen Eifer entſprang die tyranniſche Bekehrungsſucht, durch welche Amerika ſeiner meiſten Ureinwohner beraubt und viele andere Laͤnder in den blutigſten Kriegen entvoͤlkert wurden.
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andern Geiſtlichen deſſelben Glaubens ſchwerlich ver-
wechſeln wird. Am Beſten laſſen ſich dieſe aͤußerlich
bemerkbaren Zeichen aus den Tugenden herleiten,
wodurch ſich der weiße Rabbiner von dem chriſtli-
chen Volkslehrer oder — Geiſtlichen unterſcheidet.
Die erſte dieſer Tugenden iſt unſtreitig ein
heiliger, gluͤhender Eifer fuͤr Alles, was
zum Glaubenund zum Anſehen der Geiſt-
lichkeit und der Kirche gehoͤrt. Dieſer Ei-
fer war bei den juͤdiſchen Prieſtern die Quelle je-
ner giftigen Verketzerungswuth, welche den Welt-
heiland ans Kreuz ſchlug, und die Pfaffen des
Chriſtenthums, von den Zeiten Konſtantins des ſo-
genannten Großen bis zu unſern Tagen herab
verleitete, Jeden mit Fluch und Bann, mit Gift
und Dolch, mit Feuer und Schwerdt zu verfolgen,
der nicht glaubte, was ſie glaubten, oder geglaubt
haben wollten. Er war die Quelle, aus der ſie
die unzaͤhligen Dogmen, Spitzfindigkeiten und For-
meln ſchoͤpften, wodurch ſie die ſchoͤne einfache Lehre
unſers goͤttlichen Erloͤſers entweihten, und ſie fuͤr
den Schwachen in ein Labyrinth, fuͤr den Hellerſe-
henden und Schlechtunterrichteten aber in einen Ge-
genſtand des frevelhafteſten Spottes verwandelten.
Aus dieſem, mit Goldgier und Ehrgeitz verbundenen
Eifer entſprang die tyranniſche Bekehrungsſucht,
durch welche Amerika ſeiner meiſten Ureinwohner
beraubt und viele andere Laͤnder in den blutigſten
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/231>, abgerufen am 06.01.2025.
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