seines jungen Zöglings lauscht; jeden unklugen und thörichten Bubenstreich des letztern beifällig belä- chelt; ihm es täglich mit tausend Kratzfüssen vor- schwatzt, daß er nach seines durchlauchtigsten Herrn Vaters Tode legitimer Erbe und Eigenthümer vieler tausend Seelen und Köpfe werde, über die er nach Willkühr hie zeitlich und dort ewiglich schalten und walten könne; daß Geburt und Macht, nicht Verstand, Tugend und Fähigkeit, ein Recht geben, über andere Menschen zu herrschen; daß der Fürst die Quelle aller öffentlichen, bürgerlichen und kriegerischen Gewalt sey, und daß diese keines- wegs vom Volke ausgehe; daß Jeder, der den al- bernen und verrückten Einbildungen eines Fürsten widerspricht, ein Majestätsverbrecher und Hoch- verräther sey; daß Gott die Erde blos der Heilig- keiten, Majestäten, Königlichen Hoheiten, Durch- lauchten, Eminenzen und Excellenzen halber gemacht habe, und daß alle übrige Menschen nur zum Last- tragen, zum Arbeiten, zum Dulden erschaffen worden; daß der Regent Alles durch Gottes Gna- den, und nichts durch des Volkes Gnade oder durch die Verfassung des Staats sey; daß die öf- fentlichen Einkünfte nicht zur Verwendung für das Beste der Staatsbürger, sondern blos für die Be- friedigung der Launen und Gelüste des Fürsten erhoben werden; daß dieser mit dem Leben, dem Blut und Vermögen der Einwohner machen dürfe,
ſeines jungen Zoͤglings lauſcht; jeden unklugen und thoͤrichten Bubenſtreich des letztern beifaͤllig belaͤ- chelt; ihm es taͤglich mit tauſend Kratzfuͤſſen vor- ſchwatzt, daß er nach ſeines durchlauchtigſten Herrn Vaters Tode legitimer Erbe und Eigenthuͤmer vieler tauſend Seelen und Koͤpfe werde, uͤber die er nach Willkuͤhr hie zeitlich und dort ewiglich ſchalten und walten koͤnne; daß Geburt und Macht, nicht Verſtand, Tugend und Faͤhigkeit, ein Recht geben, uͤber andere Menſchen zu herrſchen; daß der Fuͤrſt die Quelle aller oͤffentlichen, buͤrgerlichen und kriegeriſchen Gewalt ſey, und daß dieſe keines- wegs vom Volke ausgehe; daß Jeder, der den al- bernen und verruͤckten Einbildungen eines Fuͤrſten widerſpricht, ein Majeſtaͤtsverbrecher und Hoch- verraͤther ſey; daß Gott die Erde blos der Heilig- keiten, Majeſtaͤten, Koͤniglichen Hoheiten, Durch- lauchten, Eminenzen und Excellenzen halber gemacht habe, und daß alle uͤbrige Menſchen nur zum Laſt- tragen, zum Arbeiten, zum Dulden erſchaffen worden; daß der Regent Alles durch Gottes Gna- den, und nichts durch des Volkes Gnade oder durch die Verfaſſung des Staats ſey; daß die oͤf- fentlichen Einkuͤnfte nicht zur Verwendung fuͤr das Beſte der Staatsbuͤrger, ſondern blos fuͤr die Be- friedigung der Launen und Geluͤſte des Fuͤrſten erhoben werden; daß dieſer mit dem Leben, dem Blut und Vermoͤgen der Einwohner machen duͤrfe,
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ſeines jungen Zoͤglings lauſcht; jeden unklugen und
thoͤrichten Bubenſtreich des letztern beifaͤllig belaͤ-
chelt; ihm es taͤglich mit tauſend Kratzfuͤſſen vor-
ſchwatzt, daß er nach ſeines durchlauchtigſten Herrn
Vaters Tode legitimer Erbe und Eigenthuͤmer
vieler tauſend Seelen und Koͤpfe werde, uͤber
die er nach Willkuͤhr hie zeitlich und dort ewiglich
ſchalten und walten koͤnne; daß Geburt und Macht,
nicht Verſtand, Tugend und Faͤhigkeit, ein Recht
geben, uͤber andere Menſchen zu herrſchen; daß
der Fuͤrſt die Quelle aller oͤffentlichen, buͤrgerlichen
und kriegeriſchen Gewalt ſey, und daß dieſe keines-
wegs vom Volke ausgehe; daß Jeder, der den al-
bernen und verruͤckten Einbildungen eines Fuͤrſten
widerſpricht, ein Majeſtaͤtsverbrecher und Hoch-
verraͤther ſey; daß Gott die Erde blos der Heilig-
keiten, Majeſtaͤten, Koͤniglichen Hoheiten, Durch-
lauchten, Eminenzen und Excellenzen halber gemacht
habe, und daß alle uͤbrige Menſchen nur zum Laſt-
tragen, zum Arbeiten, zum Dulden erſchaffen
worden; daß der Regent Alles durch Gottes Gna-
den, und nichts durch des Volkes Gnade oder
durch die Verfaſſung des Staats ſey; daß die oͤf-
fentlichen Einkuͤnfte nicht zur Verwendung fuͤr das
Beſte der Staatsbuͤrger, ſondern blos fuͤr die Be-
friedigung der Launen und Geluͤſte des Fuͤrſten
erhoben werden; daß dieſer mit dem Leben, dem
Blut und Vermoͤgen der Einwohner machen duͤrfe,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/188>, abgerufen am 28.11.2024.
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