zu widersprechen, wenn der Regent Handlungen vornimmt, die der Gerechtigkeit und dem gemein- schaftlichen Wohl des Ganzen entgegen sind; wo der Wille des Fürsten, möge er so albern und schädlich seyn, wie er wolle, Gesetzeskraft hat; wo man nicht den Grundsatz anerkennt, ja ihn wohl gar für ein Majestätsverbrechen gegen den gnädig- sten Herrn zu verschreien sucht, daß der Staat eine große Gesellschaft, der Regent ihr Vorsteher sey, und daß jedes Mitglied das Recht habe, für sein und das allgemeine Beste zu sprechen; daß der Fürst nicht Eigenthümer der Gesellschaft, daß diese nicht seinetwegen, sondern er ihretwegen da sey, und daß jede Gesellschaft, wenn ihr Vorsteher über die Schranken der, ihm anvertrauten Befug- nisse heraustreten will, oder seinen Pflichten kein Genüge leistet, einen oder mehrere andere Vorste- her wählen und ihn seines Amtes entlassen könne; wo des elenden Kotzebue's schmarotzender Wahl- spruch gilt: wenn das Haupt sich nur wohl befin- det, dann ist es immer genug; da ist der Fürst selbst, oder auch seine Rathgeber sind weiße Hebräer, und er ist ein elender Dummkopf oder Bösewicht, wohl werth eine Heerde Säue, aber nicht Millio- nen denkender und vernünftiger Wesen zu leiten.
Nichts gleicht der Ehrsucht und Herrschgier der Söhne Ketura's! Wer ihrer Willkühr eine Gränze zu setzen wagt, heißt ihnen ein Empörer, ein Ma-
zu widerſprechen, wenn der Regent Handlungen vornimmt, die der Gerechtigkeit und dem gemein- ſchaftlichen Wohl des Ganzen entgegen ſind; wo der Wille des Fuͤrſten, moͤge er ſo albern und ſchaͤdlich ſeyn, wie er wolle, Geſetzeskraft hat; wo man nicht den Grundſatz anerkennt, ja ihn wohl gar fuͤr ein Majeſtaͤtsverbrechen gegen den gnaͤdig- ſten Herrn zu verſchreien ſucht, daß der Staat eine große Geſellſchaft, der Regent ihr Vorſteher ſey, und daß jedes Mitglied das Recht habe, fuͤr ſein und das allgemeine Beſte zu ſprechen; daß der Fuͤrſt nicht Eigenthuͤmer der Geſellſchaft, daß dieſe nicht ſeinetwegen, ſondern er ihretwegen da ſey, und daß jede Geſellſchaft, wenn ihr Vorſteher uͤber die Schranken der, ihm anvertrauten Befug- niſſe heraustreten will, oder ſeinen Pflichten kein Genuͤge leiſtet, einen oder mehrere andere Vorſte- her waͤhlen und ihn ſeines Amtes entlaſſen koͤnne; wo des elenden Kotzebue’s ſchmarotzender Wahl- ſpruch gilt: wenn das Haupt ſich nur wohl befin- det, dann iſt es immer genug; da iſt der Fuͤrſt ſelbſt, oder auch ſeine Rathgeber ſind weiße Hebraͤer, und er iſt ein elender Dummkopf oder Boͤſewicht, wohl werth eine Heerde Saͤue, aber nicht Millio- nen denkender und vernuͤnftiger Weſen zu leiten.
Nichts gleicht der Ehrſucht und Herrſchgier der Soͤhne Ketura’s! Wer ihrer Willkuͤhr eine Graͤnze zu ſetzen wagt, heißt ihnen ein Empoͤrer, ein Ma-
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zu widerſprechen, wenn der Regent Handlungen
vornimmt, die der Gerechtigkeit und dem gemein-
ſchaftlichen Wohl des Ganzen entgegen ſind; wo
der Wille des Fuͤrſten, moͤge er ſo albern und
ſchaͤdlich ſeyn, wie er wolle, Geſetzeskraft hat; wo
man nicht den Grundſatz anerkennt, ja ihn wohl
gar fuͤr ein Majeſtaͤtsverbrechen gegen den gnaͤdig-
ſten Herrn zu verſchreien ſucht, daß der Staat
eine große Geſellſchaft, der Regent ihr Vorſteher
ſey, und daß jedes Mitglied das Recht habe, fuͤr
ſein und das allgemeine Beſte zu ſprechen; daß
der Fuͤrſt nicht Eigenthuͤmer der Geſellſchaft, daß
dieſe nicht ſeinetwegen, ſondern er ihretwegen da
ſey, und daß jede Geſellſchaft, wenn ihr Vorſteher
uͤber die Schranken der, ihm anvertrauten Befug-
niſſe heraustreten will, oder ſeinen Pflichten kein
Genuͤge leiſtet, einen oder mehrere andere Vorſte-
her waͤhlen und ihn ſeines Amtes entlaſſen koͤnne;
wo des elenden Kotzebue’s ſchmarotzender Wahl-
ſpruch gilt: wenn das Haupt ſich nur wohl befin-
det, dann iſt es immer genug; da iſt der Fuͤrſt
ſelbſt, oder auch ſeine Rathgeber ſind weiße Hebraͤer,
und er iſt ein elender Dummkopf oder Boͤſewicht,
wohl werth eine Heerde Saͤue, aber nicht Millio-
nen denkender und vernuͤnftiger Weſen zu leiten.
Nichts gleicht der Ehrſucht und Herrſchgier der
Soͤhne Ketura’s! Wer ihrer Willkuͤhr eine Graͤnze
zu ſetzen wagt, heißt ihnen ein Empoͤrer, ein Ma-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/167>, abgerufen am 26.11.2024.
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