anstimmen, und nach vollbrachter Arbeit, das heißt, nach vollendetem Meineid ein andäch- tiges Tedeum singen zu können. Wo aber ein frommes, geistreiches und edles Volk mit viehischen, nach Blut unersättlichen Henkern um seine Freiheit, um die unveräußerlichsten Rechte des Menschen ringt; wo Tausende von Familien auf das Grau- samste niedergemetzelt, ihre blühenden Töchter und Söhne in die schmählichste Sklaverei geschleppt wer- den, um den wildesten Barbaren, theils zum Opfer der schändlichsten Lüste, theils als Eunuchen in ihren Harems zu dienen; da sehen jene verab- scheuungswürdigen Söhne Ketura's lächelnd und gleichgültig das jammervolle Schauspiel mit an; helfen wohl gar den viehischen Würgern; verleum- den das unglückliche Volk bei ihren edeln Monar- chen und andern Nationen, als eine Horde auf- rührischer Rebellen, die man aus diplomatischen und politischen Gründen müsse umkommen lassen; und suchen ihm jede Hülfe, welche andere Völker ihm gerne gewähren möchten, zu vereiteln und ab- zuschneiden! Da rühmen sie sich in hochtönenden Phrasen ihrer Liebe zum Frieden, ihrer zärtlichen Sorgfalt für das Beste der Menschheit! O, daß der Himmel einstürzte, und sie zerschmetterte, daß die Erde sich aufthäte, und sie verschlänge, wann und wo es sie giebt oder jemals geben wird, diese herz- und gefühllosen Ungeheuer, diese nichtswür- digen Söhne Keturas!!
anſtimmen, und nach vollbrachter Arbeit, das heißt, nach vollendetem Meineid ein andaͤch- tiges Tedeum ſingen zu koͤnnen. Wo aber ein frommes, geiſtreiches und edles Volk mit viehiſchen, nach Blut unerſaͤttlichen Henkern um ſeine Freiheit, um die unveraͤußerlichſten Rechte des Menſchen ringt; wo Tauſende von Familien auf das Grau- ſamſte niedergemetzelt, ihre bluͤhenden Toͤchter und Soͤhne in die ſchmaͤhlichſte Sklaverei geſchleppt wer- den, um den wildeſten Barbaren, theils zum Opfer der ſchaͤndlichſten Luͤſte, theils als Eunuchen in ihren Harems zu dienen; da ſehen jene verab- ſcheuungswuͤrdigen Soͤhne Ketura’s laͤchelnd und gleichguͤltig das jammervolle Schauſpiel mit an; helfen wohl gar den viehiſchen Wuͤrgern; verleum- den das ungluͤckliche Volk bei ihren edeln Monar- chen und andern Nationen, als eine Horde auf- ruͤhriſcher Rebellen, die man aus diplomatiſchen und politiſchen Gruͤnden muͤſſe umkommen laſſen; und ſuchen ihm jede Huͤlfe, welche andere Voͤlker ihm gerne gewaͤhren moͤchten, zu vereiteln und ab- zuſchneiden! Da ruͤhmen ſie ſich in hochtoͤnenden Phraſen ihrer Liebe zum Frieden, ihrer zaͤrtlichen Sorgfalt fuͤr das Beſte der Menſchheit! O, daß der Himmel einſtuͤrzte, und ſie zerſchmetterte, daß die Erde ſich aufthaͤte, und ſie verſchlaͤnge, wann und wo es ſie giebt oder jemals geben wird, dieſe herz- und gefuͤhlloſen Ungeheuer, dieſe nichtswuͤr- digen Soͤhne Keturas!!
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anſtimmen, und nach vollbrachter Arbeit, das
heißt, nach vollendetem Meineid ein andaͤch-
tiges Tedeum ſingen zu koͤnnen. Wo aber ein
frommes, geiſtreiches und edles Volk mit viehiſchen,
nach Blut unerſaͤttlichen Henkern um ſeine Freiheit,
um die unveraͤußerlichſten Rechte des Menſchen
ringt; wo Tauſende von Familien auf das Grau-
ſamſte niedergemetzelt, ihre bluͤhenden Toͤchter und
Soͤhne in die ſchmaͤhlichſte Sklaverei geſchleppt wer-
den, um den wildeſten Barbaren, theils zum Opfer
der ſchaͤndlichſten Luͤſte, theils als Eunuchen in
ihren Harems zu dienen; da ſehen jene verab-
ſcheuungswuͤrdigen Soͤhne Ketura’s laͤchelnd und
gleichguͤltig das jammervolle Schauſpiel mit an;
helfen wohl gar den viehiſchen Wuͤrgern; verleum-
den das ungluͤckliche Volk bei ihren edeln Monar-
chen und andern Nationen, als eine Horde auf-
ruͤhriſcher Rebellen, die man aus diplomatiſchen
und politiſchen Gruͤnden muͤſſe umkommen laſſen;
und ſuchen ihm jede Huͤlfe, welche andere Voͤlker
ihm gerne gewaͤhren moͤchten, zu vereiteln und ab-
zuſchneiden! Da ruͤhmen ſie ſich in hochtoͤnenden
Phraſen ihrer Liebe zum Frieden, ihrer zaͤrtlichen
Sorgfalt fuͤr das Beſte der Menſchheit! O, daß
der Himmel einſtuͤrzte, und ſie zerſchmetterte, daß
die Erde ſich aufthaͤte, und ſie verſchlaͤnge, wann
und wo es ſie giebt oder jemals geben wird, dieſe
herz- und gefuͤhlloſen Ungeheuer, dieſe nichtswuͤr-
digen Soͤhne Keturas!!
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/164>, abgerufen am 25.11.2024.
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